Wuppertaler Bariton singt in China

Thomas Laske ist auf den großen Bühnen der Welt zu Hause.

Foto: A. Fischer

Die Elbphilharmonie in Hamburg sieht beeindruckend aus. Auch der Klang im Zuschauerraum sei hervorragend, sagt Thomas Laske. Der Wuppertaler Bariton trat im Dezember mit Messias erstmals im berühmten Saal auf. „Es ist spannend, diesen Raum zu erleben.“ Deshalb wanderte Laske während der Probe durch den Saal. Sein Eindruck: „Es klingt auf fast allen Plätzen toll — aber uns Sängern schenkt der Saal nichts.“ Auf der Bühne höre man wenig von den Kollegen. Im Juni gastiert Laske erneut in der Elbphilharmonie, dann mit einem Mendelssohn-Programm.

Weitere spannende Eindrücke sammelte Laske gerade in China. Drei Wochen verbrachte der Sänger in Peking, wo er den Grafen Danilo in der Lustigen Witwe gab. Das riesige National Center for the Performing Arts im Zentrum Pekings beheimatet außer dem Opernhaus mit 2500 Plätzen einen großen Konzertsaal und ein Theater. Die Proben seien deutlich kompakter als in Deutschland, wo oft wochenlang eine Inszenierung erarbeitet wird. „Im Ausland geht das viel schneller. Da kommt der Regisseur mit einem fertigen Bild im Kopf hin“, erklärt Laske. An deutschen Häusern vermisst er manchmal diese Zielstrebigkeit. Arbeitssprache in dem aus Europäern und Chinesen gemischtem Team sei Italienisch gewesen. Bei Dialogen habe er auch in der Aufführung Deutsch gesprochen, was die einheimischen Sänger dann noch einmal auf Chinesisch umschrieben haben. Dazu habe es chinesische Übertitel gegeben. „Das Ganze war sehr opulent, mit riesigem Bühnenbild und vielen Leuten auf der Bühne“, berichtet Laske.

Interessant fand er auch die Reaktion des Publikums am Ende der Vorstellung: Der Applaus war kurz, aber heftig. „Die Hälfte der Zuschauer konnte nicht applaudieren, weil sie mit ihren Handys filmten“, erzählt der Sänger. An den Vorstellungstagen besuchte er vormittags einige Sehenswürdigkeiten in Peking, etwa den Himmelsaltar und das Olympiagelände.

Dieses Jahr erwarten Thomas Laske wieder etliche Konzerte mit Enoch zu Guttenberg, darunter eine Konzertreise nach Moskau und Madrid mit der Matthäus-Passion und die Herrenchiemseefestspiele. Im Herbst singt er viel Elias, etwa mit den Wuppertaler Amici del Canto. Und Anfang März gestaltet Laske Bachs Johannes-Passion gemeinsam mit der Wuppertaler Kurrende. „Das ist mir ein besonderes Anliegen“, betont Laske, der selbst als Stuttgarter Hymnus-Chorknabe aufgewachsen ist. „Ich weiß, wie die Kinder davon profitieren.“ Deshalb singt auch sein sechsjähriger Sohn Valentin jetzt in der Kurrende. Laskes Tochter Letizia (8) gehört zur Mädchenkurrende.

Neben lang geplanten Konzert- und Opernauftritten erreichen Thomas Laske immer wieder kurzfristige Anfragen. Im Extremfall muss es dann schnell gehen: „Einmal lag ich in der Badewanne, als um 11 Uhr die Bayerische Staatsoper anrief, weil für abends ein Sänger ausgefallen war. Um 14 Uhr saß ich im Flugzeug nach München, mit dem gefaxten Text auf dem Schoß“, erzählt Laske. Oder das Düsseldorfer Opernhaus meldete sich um 14 Uhr, ob er abends den Onegin singen könne? „Dann ist man auf die Hilfe der Kollegen angewiesen, dass die einen auf der Bühne herumschieben.“ Mit viel Sport hält sich der Elberfelder für diese vielfältigen Herausforderungen seines Berufs fit. Und einen Wunsch hat er noch für die Zukunft: Den Wolfram aus dem Tannhäuser würde er sehr gerne einmal singen. „Ich hatte schon einige Angebote, aber die klappten bisher terminlich nicht.“