Wuppertal Critical Mass feiert am Freitag die 100. Auflage
2012 fand die Premiere der Fahrrad-Aktion statt – mittlerweile radeln Hunderte mit.
Am Freitagabend, 19 Uhr, ist es wieder soweit: Wuppertaler Radfahrer treffen sich an der Kluse zur gemeinsamen Fahrt durch die Innenstadt. Wie immer am ersten Freitag im Monat, doch diese Ausfahrt ist eine Besondere: Es ist nämllich die 100. Seit der Premiere 2012 dabei ist Christoph Grothe von der IG Fahrradstadt. Auch wenn er oft als Initiator der Critical Mass gesehen wird, betont er: Es sei kein Verein, keine Institution, sondern laufe eher über Mund-zu-Mund-Propaganda. Die weltweite Critical-Mass-Bewegung (kurz: CM) habe das Ziel, die Wahrnehmung von Radfahrern im Verkehr zu verbessern.
„Angefangen haben wir mit 24 Mitfahrern“, erinnert er sich. Damals wurde noch samstags gefahren, erst 2013 wurde der erste Freitag im Monat zum festen Termin — und die Zahl der Teilnehmer stieg und stieg. 2014 wurde erstmals die 100er-Marke geknackt. Im Vergleich könne man mit größeren Städten wie Köln oder Hamburg mithalten, ist Grothe stolz. Mittlerweile sind es oft hunderte, bei der Rekordfahrt im Mai 2018 waren sogar 700 in Wuppertl dabei. Ob es morgen ein ähnliches Ergebnis gibt? Die Resonanz hänge natürlich auch immer vom Wetter ab, sagt Grothe. Längst hätten die Fahrten so etwas wie Partycharakter. Teilweise sind die Räder mit Musikboxen ausgestattet.
Die Touren variieren, führen aber hauptsächlich durch die Innenstadt. „Wir wollen ja auf den Radverkehr aufmerksam machen“, betont Grothe, der zum „Geburtstag“ auch eine Video-Dokumentation erstellt hat. Radler sollen — vor allem von den Autofahrern — als gleichwertige Verkehrsteilnehmer wahrgenommen werden. Dann nütze es natürlich nichts, wenn die Critical Mass irgendwo in den Außenbezirken Wuppertals stattfinden würde.
Und dass über die B7 gefahren werde, sei notwendig. Die CM habe die Bundesstraße 2017 sogar inoffiziell eröffnet, als sie für die Autoverkehr noch nicht freigegeben worden war. „Die B7 ist die wichtigste Verkehrsachse der Stadt“, sagt Grothe, aber praktisch ohne Infrastruktur für den Fahrradverkehr. Überhaupt sehe die CM-Bewegung das, was bislang für den Radverkehr in Wuppertal getan werden, kritisch. Das fange schon beim Etat an, der im Vergleich zu anderen Städten verschwindend gering sei. Abzuwarten sei, wie das frisch verabschiedete Radverkehrskonzept nun umgesetzt werde.
Dass die monatliche Aktion nicht nur Fans hat, ist kein Geheimnis, wie Grothe einräumt. Das eine oder andere Wortgefecht habe es mit Sicherheit zwischen CM-Teilnehmern und Autofahrern, die sich etwa an Kreisverkehren behindert fühlten, schon gegeben. Dass es für Autos mitunter etwas länger dauere, sei bei einer großen CM natürlich nicht zu vermeiden. „Aber wir legen es nicht drauf an“, betont Grothe. Ein sich immer wiederholendes Im-Kreis-Fahrern etwa komme nicht vor. Grothe vergleicht die „Behinderung“ mit dem Einfahren eines Schwertransporters in einen Kreisverkehr. „Da muss man auch warten.“ Und: „Die CM ist ja auch nur einmal im Monat“, wirbt er um Verständnis.
Regelmäßiger Begleiter ist seit Ende des vergangenen Jahres die Wuppertaler Polizei. Weil es nach der November-CM mehrere Beschwerden wegen „Verschmutzungen des Wohnumfeldes“ gegeben haben soll, fährt die Polizei nun jeden Monat mit. „Das läuft problemlos“, erklärt ein Sprecher der Behörde gegenüber der WZ. Vereinzelt habe es seitdem mal Ordnungswidrigkeiten gegeben, diese konnten aber im direkten Gespräch mit den Radlern geklärt werden. Auch Grothe sieht die Polizeipräsenz locker. In anderen Städten hätte die CM mit mehr Widerständen zu kämpfen. Einen kleinen Seitenhieb kann er sich aber nicht verkneifen: „Natürlich wäre es schön, wenn die Polizei auch auf dem Fahrrad mitfahren würde und nicht nur auf dem Motorrad.“