Parteien, Kirchen und Organisationen hatten zu einer Kundgebung aufgerufen Wuppertaler demonstrieren für den Erhalt der Demokratie

Wuppertal · Die freiheitliche Demokratie verteidigen und für ein friedliches, tolerantes Zusammenleben in Wuppertal eintreten: Mit diesem Ziel hatte der Runde Tisch gegen Extremismus geladen. Mehrere 100 Menschen kamen.

Mehrere Hundert Menschen folgten dem Aufruf zur Kundgebung.

Foto: Hermine Fiedler

Die Kundgebung fand am frühen Freitagabend auf dem Geschwister-Scholl-Platz in Barmen statt. Zum Runden Tisch gegen Extremismus, der eingeladen hatte, haben sich Parteien, Kirchen und weitere demokratischen Organisationen zusammengeschlossen. Der Platz am Haus der Jugend war gut gefüllt, nach Angaben der Polizei waren es in der Spitze bis zu 500 Personen, die sich völlig friedlich verhielten.

„Für meinen Enkel und seine Generation“

Einer von ihnen ist Thomas Krösel (69). „Es geht darum, zu zeigen, dass der Großteil der Bevölkerung gegen die rechtspopulistische Entwicklung ist“, erklärte er. „Ich stehe hier auch für meinen Enkel und seine Generation.“

Viele der Teilnehmer hielten brennende Kerzen.

Foto: Hermine Fiedler

Torsten Reinhoff hat beruflich mehrmals in der Woche mit Flüchtlingen zu tun. Ihm ist es wichtig, sich zu positionieren. „Was AfD und Werteunion wollen, geht gar nicht“, betont Reinhoff und ergänzt: „Ich gehöre nicht zur schweigenden Mehrheit.“ Damit seien die Menschen gemeint, die alles einfach hinnehmen und nur auf dem Sofa sitzen. „Wohin so eine schweigende Mehrheit führt, haben wir 1933 gesehen.“

Unmittelbarer Anlass für die Kundgebung war die Enthüllung eines Treffens unter anderem von Neonazis, Akteuren der Identitären Bewegung und Funktionären aus dem Umfeld der AfD in Potsdam, bei dem es um Pläne ging, Millionen von Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland zu deportieren. Auch Mitglieder der sogenannten Werteunion sollen dabei gewesen sein. Seitdem hat es in mehreren Städten Demonstrationen gegeben.

Flagge zeigen für die Demokratie: Darum ging es den Initiatoren und Teilnehmern der Kundgebung auf dem Geschwister-Scholl-Platz.

Foto: Hermine Fiedler

„Ein starkes Signal“

Servet Köksal, Vorsitzender der Wuppertaler SPD und einer der Initiatoren der Kundgebung, bedankte sich bei den Teilnehmern für „ein starkes Signal. Sie zeigen, Wuppertal ist bunt und nicht braun.“ Köksal betonte unter großem Applaus der Anwesenden: „Die AfD ist keine Alternative, sie ist eine Schande für Deutschland. Es ist Zeit, diesen braunen Sumpf zurückzudrängen.“

Im Vorfeld rief Oberbürgermeister Uwe Schneidewind zur Teilnahme sowohl an der Kundgebung in Barmen als auch an der für Samstag geplanten Demonstration gegen Ausgrenzung, Hass und Hetze (13 Uhr, Start Bahnhofsvorplatz Döppersberg in Elberfeld) auf.

Zwei Drittel der Wuppertaler betroffen?

Dabei verwies er auf die „Trierer Erklärung“, die der Deutsche Städtetag am Donnerstag verabschiedet hat. „Wir zeigen uns darin schockiert über das bekanntgewordene Treffen und betonen, dass gerade die Städte sich dadurch auszeichnen, dass hier Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenleben – als Nachbarinnen und Nachbarn, als Kolleginnen und Kollegen, als Freundinnen und Freunde, als Familie“, so Schneidewind, der bei der Kundgebung ebenfalls als Redner auftrat.

„Und gerade das macht auch Wuppertal aus. Buchstabiert man die ‚Re-Migrationsfantasien’ dieses rechtsextremen Treffens aus, wären vermutlich zwei Drittel aller Wuppertalerinnen und Wuppertaler damit adressiert. Darin wird die ganze Perversion dieser Fantasien deutlich. Umso wichtiger, dass sich die große Mehrheit der in Freiheit und Frieden in Städten Zusammenlebenden nicht durch radikalisierte Minderheiten in Angst und Sorge versetzen lässt.“