Wundcreme Wuppertaler Erik Schweitzer verbindet die Heilkunst der Māori mit der westlichen Kosmetik

Wuppertal · Die Salbe soll Wunden heilen. Das Besondere: Die Kawa-Kawa-Pflanze aus Neuseeland liefert den Hauptwirkstoff.

Eric Schweitzer reist für die Inhaltsstoffe um die halbe Welt.

Foto: Otto Krschak

Zuerst einen geeigneten Wirkstoff finden, dann das Produkt entwickeln und testen: Bis Erik Schweitzer ein neues Naturheilmittel in sein Sortiment aufnimmt, können mehrere Jahre vergehen. Denn der Wuppertaler hat sich hohe Maßstäbe gesetzt – die Herkunft der Produkte soll nachvollziehbar und die Qualität bestenfalls Bio-zertifiziert sein. Wie sich der Prozess bis hin zum Endprodukt gestalten kann, zeigt Erik Schweitzer anhand seiner neuen Wundcreme. Das Besondere an der Salbe: Die Kawa-Kawa-Pflanze aus Neuseeland liefert den Hauptwirkstoff.

Angefangen hat Erik Schweitzer in seiner eigenen Wohnung mit Weihrauch-Heilmitteln. Grund war ein schwerer Schicksalsschlag: Aufgrund einer Krebserkrankung in der Familie hat Schweitzer sich zunächst privat mit dem Gewächs beschäftigt. „Weihrauch ist nicht so ätherisch, wie man denkt, sondern eine Riesennummer bei der Entzündungshemmung“, erklärt der ehemalige Journalist.

Wie die Pflanze importiert werden kann, sei für ihn entscheidend gewesen. „Mein Ansatz war es, möglichst kurze Wege vom Erzeuger zum Kunden zu schaffen. Ohne Produzenten und Zwischenhändler.“ Dazu fährt Schweitzer nach Indien, Thailand, Ungarn und Tschechien, um direkt vor Ort die nach europäischen Standards angebauten Pflanzen zu prüfen. Inzwischen hat das 2015 durch Schweitzer gegründete Unternehmen „Dreikaut“ einige Mitarbeiter mehr und kann durch Naturheilmittel, verschiedene Teesorten und Nahrungsergänzungsmittel eine vielfältige Produktpalette auffahren.

Das neueste Produkt – die Kawa-Kawa-Wundsalbe – war ein Zufallsfund für Erik Schweitzer. Anfang 2019 kam der Wuppertaler bei einem Besuch des Māori-Marktes in Neuseeland das erste Mal mit der Pflanze in Berührung. Das Kawa-Kawa-Gewächs ist Kulturgut der indigenen Bevölkerung Neuseelands und wird bei zeremoniellen Anlässen oft als Getränk konsumiert. Es habe einen ähnlichen Stellenwert wie Kaffee, auch wenn die Wirkstoffe völlig andere seien, so Schweitzer. „Die Māori sind traditionell Tätowierer und nutzen die Pflanze auch in dem Bereich viel. Ich dachte mir, die müssen also was von der Haut verstehen.“ Mit der neuen Wundcreme soll die Hautregeneration gefördert, leichte Schürfwunden und Tätowierungen nachbehandelt werden.

Der Versuch, kleine Gläschen mit Salben nach Deutschland zu exportieren, schlug zunächst fehl. „Ich bin gnadenlos am Zoll gescheitert – auch ein bisschen naiv. 1000 Euro mal eben so versenkt“, verrät Schweitzer. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten wurde anschließend über zwei Jahre in enger Zusammenarbeit mit dem niederrheinischen Labor die Kawa-Kawa-Wundcreme entwickelt. „Ich verbinde hier zwei Welten: Die Heilkunst der Māori mit der westlichen Kosmetik“, sagt der Wuppertaler. „Wir haben monatlich Pröbchen aus dem Labor erhalten, um zu schauen, ob die Creme auch sensorisch für die Sinne angenehm ist. Eigentlich ist Kawa-Kawa geruch- und farblos.“ Hinzukommen neben dem Pflanzen-Extrakt noch Panthenol, Calendula und Teewachs. Parfümiert ist das Produkt hingegen nicht.

Neben der Wundsalbe bietet „Dreikraut“ unter anderem Weihrauchcreme und Kapseln, Kurkuma-Tabletten, Hagebuttenpulver sowie Matcha-Grüntee an. Aus Thailand kommt der Blaublütentee der Schmetterlingserbse – auch wenn die Bezeichnung als Tee auf dem europäischen Markt nicht erlaubt ist. Neuartige Lebensmittel dürften laut EU nicht als Nahrung verkauft werden, so Schweitzer. „Über die Jahre haben wir viele Erfahrungen gesammelt. Oft schöne, leider auch schmerzhafte. Besonders rechtlich ist in der Naturheilkunde vieles schwierig.“ Eine kreative Lösung musste her: Der blaue Tee wird im Shop unter der Rubrik „Blüten“ geführt.

„Dreikraut“ wuchs über die Jahre stetig, die Räume wurden zu klein und drei Umzüge folgten. Vertrieben werden die Produkte über die Webseite und bundesweit in vielen Apotheken. Das nächste Ziel: Nierenholz-Tee mit Harnwegeffekten aus Mexiko.