Gesellschaft Kleingärten als Wuppertaler Paradies in schwierigen Zeiten
Stadtteile. · Der Kleingarten ist aktuell wieder angesagt – und dies nicht nur bei den klassischen Gartenfreunden.
Der Kleingarten ist aktuell wieder angesagt – und dies nicht nur bei den klassischen Gartenfreunden. „Viele junge Familien suchen ihren kleinen Platz im Grünen, an dem sie mit ihren Kindern auch in Zeiten der Corona-Pandemie geschützt unterwegs sein können. Beim ersten Lockdown waren die Spielplätze geschlossen, deshalb wurden Alternativen gesucht, um raus ins Grüne zu können“, berichtet Lothar Stein, der stellvertretende Vorsitzende des Stadtverbands Wuppertal der Gartenfreunde.
Insgesamt 6680 Kleingärtner in 116 Vereinen gibt es derzeit in der Stadt. „In der Regel wechseln pro Jahr etwa 600 Gärten ihren Besitzer. Sie werden aus Altergründen oder wegen eines Umzugs aufgegeben. Normalerweise passt das gerade mit der Zahl von neuen Interessenten zusammen. In diesem Jahr war das anders, da hatten wir erstmals lange Wartelisten, die wohl auch noch weit bis ins kommende Jahr bestehen bleiben.“
Jury entschied über
123 Wettbewerbsbeiträge
Der Kleingarten sei für die Stadtmenschen die Möglichkeit, aus der Wohnung herauszukommen. „In der Krise, im Lockdown wussten viele nicht, wohin sie gehen sollten, gerade wenn man kein eigenes Haus mit Garten besitzt. Da ist der Kleingarten ein kleines Paradies, in dem man alle Probleme vergessen kann. Entsprechend stark frequentiert waren die Gärten in diesem Jahr. Dazu kamen auch viele Spaziergänger in den Anlagen“, berichtet Stein, der selbst Kleingärtner ist.
Die älteste Kleingartenanlage ist 125 Jahre alt, viele haben mehr als 100 Jahre auf dem Buckel. „Besonders nach den großen Kriegen waren Kleingärten wegen der Selbstversorgung mit Gemüse gefragt und so entstanden auch in Wuppertal immer wieder neue Anlagen. So mancher Häuslebauer würde dort im Speckgürtel um die Stadt gerne ein Grundstück für sein Eigenheim erwerben und die Kleingärten vertreiben. Zum Glück haben unsere Stadtpolitiker aber erkannt, wie bedeutsam die ökologischen und sozialen Aspekte der Gärten sind.“
Natürlich möchte jeder der Kleingärtner auch den schönsten Platz im Grünen besitzen und so gibt es seit 1960 den Anlagenwettbewerb „Die beste Kleingartenanlage“, der vom Stadtverband organisiert wird. „Das war wegen des Publikumsaufkommens in diesem Pandemie-Jahr leider nicht möglich und so entstand gemeinsam mit der Stadt die Idee, den Fotowettbewerb ,Kaleidoskop Kleingarten’ auszuschreiben. Vom zuständigen Fachressort gab es vor allem die technische Unterstützung, da alle Bilder digital einreicht werden mussten.“
Insgesamt 123 Wettbewerbsbeiträge wurden ins Rennen geschickt. Zur Wertung gelangten 100 Fotos. Tätig war eine Jury aus Teilnehmern der Stadt und dem Stadtverband der Gartenfreunde. Bedingt durch Punktgleichheit hat der Stadtverband die zunächst vorgesehenen acht Preise aufgestockt auf zehn Preise. Die ersten drei Gewinner wurden am Samstagvormittag ausgezeichnet und bekamen ihre Preisgelder zwischen 75 und 125 Euro überreicht.
Hoffnung: Im kommenden Jahr wieder Begehungen der Anlagen
„Wir wollten Szenen aus den Kleingärten. Die Besitzer sollten aus ihrer Perspektive ihre kleine Gartenwelt präsentieren. Es gab bei den Einsendungen eine große Vielfalt an Motiven und Situationen, die gezeigt worden sind. Alle Teilnehmer waren Hobbyfotografen, aber die Qualität der Aufnahmen war sehr hoch, da ist uns die Auswahl schwergefallen. Die Siegerfotos zeigen zum Beispiel die Blüte eines Sommerflieders mit Schmetterlingen, eine Laubensituation, wie man sie sonst nur aus Italien kennt und eine Distel mit verschiedenen Insekten. Das alles wurde exzellent fotografiert“, freut sich Stein.
Im kommenden Jahr hofft er darauf, den Kleingarten-Wettbewerb wieder ganz klassisch vor Ort angehen zu können. „Wir haben aber auch schon überlegt, wie wir einen neuen Fotowettbewerb anlegen können, wenn das nicht möglich sein sollte.“
Wieder stattfinden soll zudem der Wandertag der Gartenfreunde im September, wo man die Kleingärten zu Fuß erkunden und besichtigen kann. „In Wuppertal waren wir 2000 die ersten Kleingärtner in Deutschland, die Rundwanderwege durch die Anlagen angelegt bzw. ausgewiesen haben. Die sind jetzt im Sommer sehr gut besucht gewesen. Inzwischen haben wir auch vom Sauerländischen Gebirgsverein den Segen bekommen. Das ist in Wuppertal ein wichtiger Bestandteil der Freizeitgestaltung geworden.“