Bildung Junior Uni will Jungen und Mädchen zugleich begeistern

Wuppertal · Die Einrichtung wird seit 2008 wissenschaftlich begleitet. Die Teilnehmer sind sowohl Jungs als auch Mädchen aus allen sozialen Schichten.

Die Junior Uni.

Foto: Uwe Schinkel

Kinder und Jugendliche ab vier Jahren bis zum Abitur-Alter können an der Junior Uni Kurse aus verschiedenen Fachbereichen besuchen. Praxisnah wird Wissen über Experimente und Projekte vermittelt – ohne Noten, Zeugnisse oder Vorwissen.

Seit ihrer Gründung 2008 wird die Junior Uni wissenschaftlich von den Professorinnen Dr. Kerstin Schneider und Dr. Anna M. Makles vom Wuppertaler Institut für bildungsökonomische Forschung begleitet. Wie sich die Junior Uni entwickelt hat, woher die Studierenden kommen, wie die Relation von Jungen und Mädchen ist und welche Aufgaben für die Uni in Zukunft noch bevorstehen, darauf richteten sie ihr Augenmerk.

„Die Junior Uni hat einen starken Schwerpunkt auf Mint-Fächer, das heißt Naturwissenschaft und Mathematik sowie Technik und Ingenieurwissenschaft. 77 Prozent entfallen auf diesen Bereich“, sagt Kerstin Schneider. „Ein großes Ziel der Junior Uni war es immer, Jungen und Mädchen gleichermaßen für diese Fächer zu begeistern. Es ist besser geworden, aber Mädchen sind immer noch unterrepräsentiert.“ Während zur Gründung 71 Prozent der Studierenden Jungen waren und 29 Prozent Mädchen, waren es 2019 immerhin 62 Prozent Jungen und 38 Prozent Mädchen.

Kurskonzepte, die verschiedene Themen verknüpfen

Um dieses Verhältnis auszugleichen, wurden Extrakurse für Mädchen angeboten mit Technikthemen wie Löten oder Robotik. „Wir haben festgestellt, das alleine funktioniert nicht“, sagt Ariane Staab, Geschäftsführerin und Dozentin der Junior Uni. „Es funktioniert dadurch, dass wir zwei Fachleute oder Dozenten haben, die aus ganz unterschiedlichen Bereichen kommen.“

Auf diese Weise entstehen Kurskonzepte, bei denen verschiedene Themen verknüpft werden, wie ein Lötkurs, bei dem Löten und Wissenswertes zu elektronischen Schaltungen zwar weiterhin gelernt werden, aber auch künstlerisches Gestalten mit hineinspielt: „Ein Teil der Mädchen hat sich entschieden, ein Schmuckkästchen zu löten, das eine Melodie spielt, wenn man es aufklappt.“ Während es mehr Anmeldungen von Jungen in den Mint-Fächern gebe, wären diese umgekehrt im künstlerischen und musikalischen Bereich unterrepräsentiert. „Und auch da haben wir einen Blick drauf“, so Staab.

„Junge Menschen von dem zu begeistern, wovon man selbst begeistert ist“, benennt sie das Ziel der Dozenten, die eigenen Ideen in die Kursformate hereinbringen. Eine Bildungseinrichtung für Kinder und Jugendliche aus allen sozialen Umgebungen zu sein, ist den Verantwortlichen dabei ein Anliegen. Normalerweise – durch die Corona-Maßnahmen allerdings eingeschränkt – besuche ein junges Team aus Azubis und FSJ-ler Schulklassen und stelle die Junior Uni mit kleinen Experimenten vor. Im Jahr finden sonst um die 100 Veranstaltungen beispielsweise bei Bürgerfesten mit Mitmachaktionen statt.

Zunächst geplant für einen Projektzeitraum von drei Jahren soll zudem eine sozialpädagogische Kraft eingestellt werden. Mit der Stelle verbunden ist es, Kooperationen mit Jugendzentren einzugehen und auch die Ansprache von Eltern von Kindern aus sozial schwächerem Umfeld. „Wir wollen untersuchen, welche Möglichkeiten es gibt, um Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Familien zu erreichen“, sagt Ernst-Andreas Ziegler, Ideengeber der Junior Uni und Vorsitzender der Geschäftsführung.

Durch Videokonferenzen mit zugesandtem Unterrichtsmaterial erreichen sie schon jetzt regional unabhängig interessierte Kinder. „In vier Tagen und vier Nächten haben wir einen Großteil unseres Angebotes an Kursen digital umgestrickt.“