Wuppertaler Kinder lesen Jury, Eltern und Freunden vor
Kinder aus 17 Schulen tragen vor, geben Stimmung wieder, machen kaum Fehler — und besiegen ihre Nervosität.
Wuppertal. Vincent sitzt aufrecht am Tisch, spricht mit lauter und kräftiger Stimme und schaut immer wieder zur Jury auf, während er aus seinem Lieblingsbuch „Warrior Cats“ vorliest. Der Sechstklässler ist einer von 17 Schülern, die Mittwochnachmittag beim Wuppertaler Stadtentscheid des Vorlesewettbewerbs des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels teilgenommen haben.
„Das ist die größte Leseförderaktion, die es in Deutschland gibt.“, so Ursula Gallep vom Bücherschiff, in dem der Stadtentscheid ausgetragen wird.
Kinder für Bücher und für einen unbefangenen Umgang mit diesen zu begeistern, ist eines der Hauptanliegen des bundesweiten Wettstreits in mehreren Runden. „17 Wuppertaler Schulen haben sich dieses Jahr am Wettbewerb beteiligt“, so Gallep. In den Schulen haben alle sechsten Klassen bereits einen Vorlesewettbewerb durchgeführt und ihre Favoriten ins Rennen geschickt. Und so findet auch Gallep: „Die besten Vorleser eines Jahrganges zu sein, ist ja schon eine ganz tolle Leistung.“
Doch das beruhigt die Jungen und Mädchen nur wenig — in dem Moment, da sie nervös und mit ihrem Buch in der Hand in der ersten Reihe vor den Zuschauern, Eltern, Lehrern und Freunden sitzen. Vor ihnen steht ein Tisch, an dem alle nacheinander Platz nehmen werden, um ihre mitgebrachte und eine weitere, ihnen unbekannte Geschichte vorzulesen. Gegenüber des Tischs sitzt die sechsköpfige Jury, die ganz genau hinhören wird.
So auch bei Max, der eine Passage aus „Die Schatzinsel“ vorträgt. Die Szene, in der sich zwei Piraten streiten und miteinander kämpfen, liest der Schüler des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums mit sehr viel Ausdruck und ohne zu stocken. Durch seine Betonung erzeugt er Spannung und reißt das Publikum mit.
Und genau darauf kommt es an: Bewertet wird nicht unbedingt nur das fehlerfreie Vorlesen. Auch die Betonung, das Lesetempo und die Wiedergabe der Stimmung des Textes sind wichtig, um hier zu gewinnen.
Das weiß auch Leonie, die sich ein witziges Buch ausgesucht hat. In „Wie überlebe ich meine durchgeknallte Familie?“ geht es um Rosa, die ihrem weit entfernt lebenden Freund eine E-Mail schreibt — das Telefon benutzen darf sie nicht, denn: „Ich musste meine Mutter wiederbeleben, als die letzte Rechnung kam.“ Da lachen die Jury und die Zuschauer.