Wohngemeinschaft Wuppertaler Klimaschutzsiedlung Malerstraße feiert zehnjähriges Jubiläum
Wuppertal · Seit einem Jahrzehnt wohnen die 19 Parteien zusammen im 2000 Quadratmeter großen Wohnhaus und legen besonderen Wert darauf, kein anonymes Haus, sondern eine große Wohngemeinschaft zu sein.
30 Erwachsene, fünf Kinder, zwei Kaninchen und ein Hund: Das sind die Bewohner des Wohnprojekts der Klimaschutzsiedlung Malerstraße, die im September ihr zehnjähriges Bestehen feiert. Das Leben in dem knapp 2000 Quadratmeter großen Haus: Nichts für Eigenbrötler. Gemeinsame Kochevents, Filmabende oder Treffen im Garten stehen nahezu wöchentlich auf dem Plan. „Gelebte Gemeinschaft hat viele Vorteile, bringt Freude und Unterstützung - erfordert aber auch von allen Engagement“, weiß Margret Hommes-Brühne, die seit 2014 in der Siedlung dem Wohnprojekt lebt.
Im September 2014 zogen 19 Parteien in das große Wohnhaus in der Nordstadt ein. Hinter ihnen lagen drei anstrengende Jahre. „Wir haben unser Wohnprojekt zusammen mit einer Architektin geplant und gebaut“, erinnert sich Margot Nitz-Roelofsen. Auch sie ist seit dem Beginn dabei. „Man musste Menschen finden, die die gleichen Ideen des gemeinschaftlichen Lebens teilen. Das fängt an mit zwei Leuten, dann gibt es vier Leute, dann werden es mehr, aber die müssen ja irgendwie auch zusammenpassen“, erklärt die Paartherapeutin. Um das Konzept zu entwickeln, fuhr die Gruppe gemeinsam in Jugendherbergen, lernte sich besser kennen.
Das Konzept ist voll aufgegangen
Heute, zehn Jahre später, gibt es lediglich vier Wohnungswechsel. Der Rest ist seit 2011 dabei. „Ich sage immer, ich glaube nicht, dass irgendjemand freiwillig ausziehen möchte“, sagt Margret Hommes-Brühne. „Gemeinschaft entsteht durch gemeinsame Geschichte, also durch gemeinschaftliches Arbeiten. Das Erbauen des Hauses und die Entwicklung des Konzeptes über die letzten Jahre.“ Dabei sei das Konzept des gemeinschaftlichen Wohnens laut ihr voll aufgegangen.„Es ist kein anonymes Haus, sondern eine große Wohngemeinschaft. Man kann alleine sein, wenn man möchte, muss es aber nicht“, fügt sie hinzu. „Natürlich braucht es auch Rückzugsräume“, weiß Margot Nitz-Roelofsen. „Man kann nicht permanent aufeinander glucken, das geht gar nicht. Aber wenn man etwas machen möchte, findet man immer jemanden.“
Eine Gruppe guckt im Gemeinschaftsraum üblicherweise zusammen den neusten Tatort, an anderen Tagen trifft man sich, um gemeinsam zu kochen. „ Es gibt immer Leute, die sagen, ich habe jetzt mal Lust was zu machen, ich biete was an“, erzählt Nitz-Roelofsen.
Trotz der vielen positiven Aspekte, bedeute das Zusammenleben in solch einer großen Gruppe jedoch auch viel Arbeit. „Es ist kein Selbstläufer, man muss schon was dafür tun“, betont Margot Nitz-Roelofsen. Dafür organisiert die Gruppe monatliche Treffen, in dem sie alles rund um das Haus und die Gemeinschaft besprechen. „Natürlich gibt es auch oft Diskussionen“, gibt sie zu. Ihre Nachbarin Margret Hommes-Brühne ergänzt: „Wohnprojekte sind gelebte Demokratie. Wir diskutieren, versuchen einen Konsens zu erreichen. Das ist anstrengend, manchmal nervig, aber letztendlich würde ich von uns auch sagen, kommen wir immer zu Lösungen.“
Trotz der Diskussionen, wollen sie beide nicht mehr auf diese Art des Wohnens verzichten. „Am beste an der Wohnform finden wir, dass gelebte Gemeinschaft viele Vorteile bringt, Spaß, Freude und gegenseitige Unterstützung.“ Und die größte Herausforderung? „Dass sich alle engagieren und auch auf Kompromisse einlassen, um die gute Stimmung und das Zusammenleben zu wahren“, erklärt die 70-jährige Margret Hommes-Brühne.
Das Haus an der Malerstraße, dessen Bewohner zwischen zehn und 77 Jahre alt sind, ist ein sogenanntes Passivhaus. Es verfügt über eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, eine zentrale Holzpelletheizung und eine Solaranlage auf dem Dach. Außerdem nutzen viele Bewohner ihr Fahrrad für Besorgungen, einige Haushalte teilen sich sogar ein Auto. Nachhaltigkeit und Gemeinschaft stehen in der Malerstraße also ganz oben auf dem Plan.