Anschlag der „Mocro“-Mafia? Explosion vor Haus im Medienhafen

Es ist bereits die zweite Explosion in Düsseldorf in kurzer Zeit. Die Polizei prüft einen Zusammenhang zur „Mocro-Mafia“.

Die Explosion vor einem exklusiven Hochhaus im Hafen hat in der Nacht zu Montag einen Großeinsatz ausgelöst. Kräfte der Polizei waren im Einsatz, um Spuren am Tatort zu sichern.

Foto: Patrick Schüller

Zum zweiten Mal in wenigen Wochen ist in Düsseldorf in einem Hauseingang ein Sprengkörper explodiert. Laut Polizei kam es in der Nacht zu Montag zu einer Detonation vor einem Hochhaus an der Speditionstraße im Hafen. Bei der Explosion ist die Eingangstür des Hauses stark beschädigt worden. Verletzt wurde niemand. Doch es stellt sich die Frage: Wem galt dieser mutmaßliche Anschlag – und steckt die „Mocro-Mafia“ dahinter?

Um 0.54 Uhr kam es zu der Explosion, Anwohner des Hochhauses alarmierten die Polizei und die Feuerwehr. Die Feuerwehrleute konnten keinen Rauch oder Brand mehr feststellen und stellten lediglich den Brandmelder ab, wie ein Sprecher sagte. Die Polizei war mit der Spurensicherung vor Ort. Auch ein Polizeihubschrauber kreiste über dem Gebiet.

Die Kölner Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übernommen – die ermittelt bereits wegen einer Serie von Explosionen in verschiedenen NRW-Städten. Dies deutet auf einen Zusammenhang hin, den die Ermittler aber zunächst nicht bestätigten. „Wir prüfen, ob es einen solchen Zusammenhang gibt. Wenn das nicht der Fall ist, werden die Ermittlungen auch wieder an Düsseldorf abgegeben“, sagte eine Polizeisprecherin in Köln. Zur Art des Sprengkörpers und zum verwendeten Sprengstoff äußerte sich die Polizei nicht.

Eine Verbindung mit Drogengeschäften der „Mocro-Mafia“ steht im Raum, ist bislang aber nicht bestätigt. Die Polizei prüft eine mögliche Verbindung, heißt es. Ein Sprecher in Düsseldorf schloss am Montagmorgen lediglich einen terroristischen Hintergrund aus.

Vor Ort kursieren derweil Gerüchte über unterschiedliche Beobachtungen. In einem der benachbarten Hotels an der Speditionstraße hieß es, dass ein Augenzeuge in der Nacht einen weißen Transporter gesehen habe, aus dem mehrere junge Männer ausgestiegen seien. Die Männer hätten einen brennenden Gegenstand in den Hauseingang geworfen. Kurz darauf sei es zur Explosion gekommen. Danach seien die Männer mit dem Transporter davongefahren. Einer anderen Erzählung zufolge soll ein Mann in schwarzer Kleidung eine Box – vermutlich einen Sprengsatz – vor der Tür abgestellt und angezündet haben.

Exklusive Wohnungen in dem betroffenen Hochhaus

Bei dem Hochhaus handelt es sich um einen Turm des Frankonia-Projekts Winwin mit exklusiven Wohnungen. Ein Dachgarten mit Outdoor-Küche, ein Fitnessraum und eine Lounge, ein Restaurant und ein Concierge gehören zum Leben dort. Eine freie Wohnung – 17. Stock, drei Zimmer, 74 Quadratmeter – wird derzeit für 2590 Euro Kaltmiete angeboten. Die Preise für Eigentumswohnungen ähnlicher Größe fangen bei 1,2 Millionen Euro an.

Auch einige Firmen geben die Adresse als ihren Sitz an. Viele davon scheinen aber nicht mehr aktuell zu sein, die Internetseiten sind abgestellt, Telefonnummern laufen ins Nichts. Das Immobilien-Unternehmen Frankonia sagt auf Nachfrage, dass man die Lage noch sondieren müsse, bevor man ein Statement abgeben könne.

„Gar keine Ahnung“, sagte ein Anwohner auf die Frage, wem der mutmaßliche Anschlag gegolten haben könne. Der Mann, der im zehnten Stock des Gebäudes lebt, hatte nachts die Explosion gehört. „Sehr hell und sehr laut“ sei es gewesen. „Alle waren schockiert“, sagt der Mann, der anonym bleiben möchte. Im gesamten Gebäude sei ein Feueralarm ausgelöst worden, er habe vom Balkon auch Rauch aufsteigen gesehen und daraufhin die Wohnung verlassen. Nach etwa einer Stunde konnte der Mann in seine Wohnung zurückkehren, sagte er.

Die Schäden sind noch deutlich sichtbar: Die Glasscheibe ist gesprungen, die Tür hat der Explosion aber ansonsten standgehalten. Eine digitale Gegensprechanlage scheint aus der Wand gebrochen und in mehreren Metern Höhe zeigt sich die bronzefarbene Verkleidung des Eingangs schwarz verfärbt. Bereits am frühen Montagmorgen begannen die Aufräumarbeiten vor dem Wohnhaus. Eine Kehrmaschine säuberte den Bereich vor dem Eingang, ein Fassadenreiniger schrubbte die Rückstände des Rußes von den Fenstern. Die polizeilichen Absperrungen waren bereits abgebaut.

In den benachbarten Hotels selbst zeigte man sich derweil erleichtert, dass die Explosion keine Gäste gefährdet habe und durch die Sprengwirkung keine Fenster zu Bruch gegangen seien. Die Gegend gelte als besonders ruhig, berichteten Mitarbeiter der Hotels. „Hier gibt es vielleicht mal eine Fehlfunktion bei einer Alarmanlage. So etwas wie heute Nacht oder Ähnliches ist bisher noch nie vorgekommen“, so einer der Mitarbeiter.

Es ist schon die zweite Explosion in kurzer Zeit in Düsseldorf. Bereits Mitte Juli hatte es eine Detonation an der Berliner Allee gegeben. Auch da hatte es in der Nacht gekracht, betroffen war ein Haus mit Büros und Ladenlokalen. Ein Zusammenhang mit anderen Explosionen und Drogengeschäften der „Mocro-Mafia“ wird auch in diesem Fall geprüft.