Nordfriedhof in Düsseldorf Trauernde wartet seit elf Monaten auf die Gravur einer Stele

Düsseldorf · Vor rund einem Jahr starben zuerst der Vater, dann der Sohn von Marion Musch. Beide wurden in einem Rasengrab auf dem Nordfriedhof beigesetzt. Doch ihre Namen sind auf den Stelen am Grabfeld noch immer nicht zu lesen.

Marion Musch wartet, dass die Stele graviert wird.

Foto: Anne Orthen

Genau ein Jahr wird es in dieser Woche her sein, dass Horst Peter Deußen und Kai Sebastian Maag gestorben sind. Vor elf Monaten sind die beiden auf dem Nordfriedhof beigesetzt worden. Seitdem wartet Marion Musch darauf, dass die Namen ihres Vaters und ihres Sohnes in eine Granitstele auf dem Friedhof eingraviert werden. Seitdem habe sie das Düsseldorfer Friedhofsamt immer wieder aufs Neue vertröstet. „Wie da mit den Gefühlen der Angehörigen umgegangen wird, finde ich schon sehr grausam“, sagt die Düsseldorferin.

Vor einem Jahr starb zuerst Muschs Vater, Horst Peter Deußen, im Alter von 87 Jahren, vier Tage später ihr 38-jähriger Sohn, Kai Sebastian Maag, der zuvor schwer an Krebs erkrankt war. Der Wunsch der beiden sei es gewesen, auf dem Nordfriedhof in einem der Rasengrabfelder bestattet zu werden, ihre Namen sollten in eine Granitstele graviert werden. Doch darauf wartet Marion Musch bis heute. „Man kann mit der Sache eh nicht abschließen“, sagt die 61-Jährige. „Aber man könnte sie abhaken.“ Was Marion Musch damit meint: Sie müsste sich nicht mehr mit der Bürokratie der Beerdigung herumschlagen, sie könnte endlich angemessen trauern.

Im März habe sie erstmalig beim Friedhofsamt angefragt, wann die Stele denn graviert werde. Zunächst müssten sechzig Namen von Verstorbenen zusammenkommen, habe es vonseiten des Amtes geheißen. Diese Zahl sei noch nicht erreicht worden. Marion Musch berichtet, sie habe sich von da an mindestens einmal im Monat nach Neuigkeiten erkundigt. Vor einigen Wochen stellte Musch dann fest: Zwischenzeitlich waren in eine Seite der Stele 53 Namen graviert worden – aber nicht die ihres Vaters und ihres Sohnes.

Die Stadt bestätigt diese Schilderung. Um die Grabsäulen in der Werkstatt eines Steinmetztes gravieren zu können, erklärt ein Sprecher der Stadt, „müssen die Stelen mit einem Portal-Kran abgenommen werden“. Hinterher werden die Säulen wieder auf dem Friedhof aufgestellt. „Damit die Stelen lange halten, bündelt die Verwaltung die beauftragten Gravuren und hält die Anzahl der Demontagen gering.“

Die Stadt kalkuliere, „dass 80 Prozent der Angehörigen von Verstorbenen die Namen eingravieren lassen“. Dies sei auch „lange Jahre der Fall“ gewesen: Insbesondere auf den größeren Friedhöfen seien die Stelen in der Vergangenheit schnell mit 60 Namen belegt gewesen. Doch die Zeiten hätten sich geändert, die Zahl der Gravuranträge sei merklich zurückgegangen. Es dauere nun länger, bis genügend Namen für eine Stele zusammenkämen. Und damit erhöht sich auch die Wartezeit von Angehörigen wie Marion Musch. Dieses Problem habe auch die Verwaltung erkannt und die Anzahl notwendiger Namen auf 30 halbiert, schreibt der Stadtsprecher.

Wie kommt es nun aber, dass im Fall von Marion Musch 53 Namen eingraviert worden sind – aber nicht die ihres Vaters und ihres Sohnes? Die Stadt schreibt hierzu, „die Zeitspanne bis zum Erreichen der 60 Namen“ sei zwischenzeitlich zu lang geworden. Daher habe man sich entschieden, „bereits 53 Namen auf einer Seite der Stele“ zu gravieren. „Zur Gravur der anderen Seite hat die Verwaltung sieben weitere Namen gesammelt – darunter die Namen aus diesem Fall“, so der Stadtsprecher.

Das heißt: Nach rund elf Monaten Wartezeit soll die Gravur der beiden Namen noch in dieser Woche erfolgen.