So funktioniert das nachhaltige Produkt aus Düsseldorf Eigener Humus und Dünger aus der Wurmkiste

Düsseldorf · Man braucht keinen Garten für die Kompostproduktion: In einer Wurmkiste wandeln kleine Tierchen Biomüll in wertvollen Humus um.

Gerlinde Kaiser ist ehrenamtliche Kompostberaterin der Awista und besitzt seit zehn Jahren eine Wurmkiste. Ihr Wissen gibt sie in Kursen weiter.

Foto: Julia Nemesheimer

Küchenabfälle entstehen über das Jahr viele – und die meisten landen in der Restmülltonne. Über 40 Prozent Bio-Abfälle landen in der schwarzen Tonne. Das erschwert wegen des hohen Feuchtigkeitsanteils die Verbrennung des Mülls. Gleichzeitig könnte der Bioabfall anders viel besser wiederverwertet werden. Eine Möglichkeit ist dabei die Biotonne, die inzwischen in Düsseldorf dazu bestellt werden kann. „Für die Verbraucher spart es Geld und der getrennte Müll kann effizienter verbrannt und verwertet werden“, erklärt Christina Rau vom kommunalen Abfallunternehmen Awista.

Noch viel einfacher – und ohne zusätzliche Tonne – wird es mit einem eigenen Kompost. Hierfür hat die Awista eine eigene Beratungsstelle eingerichtet, die Rau betreut. „Allerdings haben gerade in der Stadt viele Haushalte keinen Garten für einen klassischen Kompost, manchmal wird von der Hausverwaltung auch keine Biotonne gewünscht“, sagt sie. Deshalb informiere man auch über andere Möglichkeiten, die Bioabfälle zu verwerten. „Ein beliebtes Instrument ist die Wurmkiste. Hierzu bieten wir regelmäßig Kurse und Workshops an oder stehen mit Info-Ständen auf Veranstaltungen“, schildert Christina Rau.

Eine Wurm-Expertin ist Gerlinde Kaiser. Sie hat seit mittlerweile zehn Jahren eine eigene Wurmkiste. „Die steht bei mir in der Gästetoilette und nimmt wirklich wenig Platz weg“, sagt sie. Die darin lebenden Würmer bezeichnet sie als „pflegeleichte Haustiere“, zwischen 2000 und 10 000 von den Kompostwürmern können in einer Kiste leben. „Gezählt hab ich sie noch nicht, aber sie heißen bei mir alle Strups – und dann wird durchnummeriert“, erzählt sie und lacht.

Viel Arbeit ist die Wurmkiste nicht, sobald es einmal läuft. Ein Starterkit kann man sich im Internet bestellen; da gibt es eine Startmenge an Würmern, Kokosblock, Hanfmatten, Kalk und Mineralfutter und einiges mehr. Eine Kiste muss noch dazugekauft werden, auch hier gibt es verschiedene Modelle und Größen. „Meinen habe ich damals bei Ebay gekauft, das war dann etwas günstiger.“ Mit Kosten um die 150 Euro könne man rechnen, je nach Variante und Bedarf könne der Preis nach oben oder unten schwanken.

Die Hauptakteure der Wurmkiste: Kompostwürmer erinnern an Regenwürmer, sind jedoch kleiner und sehr gesellig. Sie sorgen zu Tausenden für die Zersetzung des organischen Materials und liefern Humus und Flüssigdünger.

Foto: Julia Nemesheimer

Kompostwürmer
sind gesellige Tierchen

Bei den Kompostwürmern handelt es sich um eine spezielle Art Wurm, die dem Regenwurm ähnelt, aber kleiner und geselliger ist. „Die Würmer haben keine Zähne und schlürfen die Nahrung, die regelmäßig in die Kiste gegeben wird“, erklärt Gerlinde Kaiser. Unterstützung gibt es dabei von verschiedenen Bakterien, die bei der Zersetzung helfen, ebenso wie andere Kleinstlebewesen und Pilze. „Der Wurmhumus ist der Kot, der bei der Verdauung entsteht und der enorm fruchtbar ist“, so Kaiser. Gearbeitet wird dabei in Etagen: In der untersten ist fertiger Humus (oder zu Beginn die Startererde), und die Küchenabfälle kommen dann nach und nach in den oberen Etagen hinzu. „Die einzelnen Kisten sind über Löcher miteinander verbunden. Die Würmer suchen sich ihren Weg zum Futter selbstständig.“

Wie oft man füttert, ist ganz einem selbst überlassen. „Ich persönlich sammele über einen längeren Zeitraum, aktuell 14 Tage. Dadurch sind meine Abfälle schon etwas eingefallen und das macht es den Würmern einfacher, sie zu schlürfen.“ Auch Pürieren könne helfen. Neben Gemüse- und Obstabfällen mögen die Würmer auch Kaffeesatz oder den Teebeutelinhalt, oder gekochten Reis ohne Salz. „Wichtig ist, dass man regelmäßig auch Zeitungspapier und Karton dazugibt und hin und wieder Urgesteinsmehl oder Kalk verfüttert, um die Würmer mit allen Nährstoffen zu versorgen“, fasst Gerlinde Kaiser zusammen.

„Man sollte die Kiste regelmäßig im Blick haben. gemeinsam mit der Awista haben wir auch ein Journal entwickelt, in dem wir viele Tipps und Tricks verraten, inklusive einer Anleitung für eine DIY-Wurmkiste“, erklärt sie. Die meisten Kisten sind mit einem Zapfhahn ausgestattet. Denn ein weiteres Produkt, das hierbei entsteht, ist der sogenannte Wurmtee. Diese braune Flüssigkeit muss regelmäßig abgelassen werden und kann im Verhältnis eins zu zehn als idealer Blumenflüssigdünger dienen. „Es kommt auf die Außentemperatur an, aber auch darauf, wie viel Futter es gerade gibt, welches das ist – aber teilweise entsteht bis zu ein Liter Flüssigkeit pro Woche bei mir.“ Viele verschenke sie an Kollegen, Nachbarn und Freunde. Der Humus hingegen ist deutlich weniger. „Aus einem Kilo Abfall wird etwa 100 Gramm Humus.“ Den könne man gut lagern, müsse ihn aber in die Erde unterheben und einarbeiten. Dann jedoch gibt er langsam und stetig wertvolle Nährstoffe an die Pflanzen ab.

„Es ist faszinierend, welchen Effekt diese kleinen Würmer haben“, meint Christina Rau. „Er hat einen ganz neuen Stellenwert für mich bekommen und auch das Bewusstsein für mein eigenes Verhalten und die Natur geschärft.“ Es seien uralte Prozesse, die jetzt wieder neu entdeckt werden – und gerade für die Nachhaltigkeit sei das ein wichtiger Baustein, der auch in Zukunft erhalten bleiben soll. „Gerade in der Stadt habe ich so die Möglichkeit, etwas für mich und meinen Mikrokosmos zu machen“, erklärt Gerlinde Kaiser.