Überraschender Fund Wuppertaler Kunsthändler lüftet Bildergeheimnisse

Wuppertal · Lutz Schmidt besaß einst ein Kunstwerk, das einen Stauffenberg und seine Familie zeigt – das fand er aber erst nach aufwendiger Recherche heraus.

Kunsthändler Lutz Schmidt zwischen einigen Kunstwerken, die er unter anderem in Schubladen-Schränken des einstigen Fuhlrott-Museums aufbewahrt.

Foto: JA/Andreas Fischer

Vor einigen Wochen war Claus Schenk Graf von Stauffenberg überall Thema, weil das von ihm verübte Attentat auf Adolf Hitler in diesem Jahr 80 Jahre her ist. Auch die WZ hat darüber geschrieben und dabei auf eine vielen nicht bewusste Tatsache verwiesen: Stauffenberg wohnte vier Jahre, von 1939 bis 1943, mit seiner Familie in Wuppertal, er selbst war aber die meiste Zeit an der Front. Dieser Bericht ließ den Wuppertaler Kunsthändler Lutz Schmidt aufhorchen und der WZ seine besondere Geschichte mit der Familie Stauffenberg erzählen: Er besaß einst ein dreiteiliges Kunstwerk, das einen Stauffenberg und seine Familie zeigt. Doch das fand er erst nach längerer Recherche heraus.

Schmidt kauft und verkauft vom Wuppertaler Stadtteil Herbringhausen aus Kunst an Museen, Bibliotheken und Kunstinstitute weltweit. Er achtet auf die Qualität der Darstellung und das Motiv, ist fasziniert von der Geschichte der Werke und den dargestellten Inhalten. Vor 15 Jahren stieß er auf einer Kunst- und Antiquitätenmesse in Österreich auf drei zusammengehörende Aquarelle, die ihm gefielen: ein Mann in Uniform, eine Frau im Lehnstuhl und drei spielende Kinder – offenbar eine Familie, signiert mit „F. Müller 1850“ und „F. Müller 1851“.

Friedrich Schenk, Freiherr von Stauffenberg, Aquarell von Franz Xaver Müller aus Biberach von 1850.

Foto: Lutz Schmidt

„Ein schönes Beispiel einer höhergestellten Biedermeierfamilie, in hervorragender feiner Qualität“, beschreibt Schmidt die Bilder. Er erwarb sie von einem Privatverkäufer, wollte sie aber erst weiterverkaufen, wenn er Genaueres über den Künstler und die dargestellte Familie herausgefunden hat.

Drei Söhne von Friedrich Schenk, Freiherr von Stauffenberg. Aquarell von Franz Xaver Müller aus Biberach von 1850.

Foto: Lutz Schmidt

Das war aber nicht leicht. Einige Jahre warteten die Bilder auf ihr weiteres Schicksal. Bis sich Lutz Schmidt 2021 vornahm, noch einmal gründlich vorzugehen. Im Künstlerlexikon Thieme-Becker fand er 40 Einträge, auf die die Signatur „F. Müller“ passte. Durch Überprüfung aller Einträge und zeitliche Einordnung blieben am Ende noch zwei, denen er nachging und tatsächlich fündig wurde.

Signatur und Malweise
waren vergleichbar

Eine der verbliebenen Optionen war der Landschafts- und Bildnismaler Künstler Franz Xaver Müller aus Biberach (1791-1869). Er wandte sich an das Museum Biberach (Baden-Württemberg) und dessen Kuratorin konnte ihm bestätigen, dass Signatur und Malweise der drei Aquarelle mit anderen Werken des Künstlers übereinstimmen.

Sie wies Schmidt zudem auf den Stich „Adelige Jagdgesellschaft vor Schloss Erbach“ nach einem Gemälde von jenem Franz Xaver Müller hin. Ein Mitglied dieser Jagdgesellschaft ähnele dem im Aquarell porträtierten Mann. Sie empfahl dem Kunsthändler, einen in der Nähe lebenden Freiherrn zu kontaktieren, der das Originalgemälde der Jagdgesellschaft besitze. Dieser bestätigte die Ähnlichkeit, schrieb an Lutz Schmidt: „Es handelt sich vermutlich um Baron Stauffenberg-Risstissen.“

Der nächste Schritt führte Schmidt nach Ehingen, wozu auch der Ortsteil Rißtissen gehört. Dort steht heute noch Schloss Rißtissen, das der Familie Schenk von Stauffenberg gehört. Der Ehinger Stadtarchivar konnte mit Hilfe eines Buchs über die Geschichte der Familie die Personen der Aquarelle mit hoher Wahrscheinlichkeit identifizieren: Friedrich Schenk, Freiherr von Stauffenberg (1806-1874), seine Frau Karoline Klementine Marie Johanna Gräfin Butler von Clonebourg (1812-1879) und ihre Sohne Franz August, Wilhelm Theobald und Karl Maria.

Schmidt bot die Bilder der Familie Stauffenberg an – „für mich hatte sie ein Vorkaufsrecht“, aber zu seiner Enttäuschung hatte diese offenbar kein Interesse. Erfolgreich war Schmidt erst beim Landesmuseum Württemberg in Stuttgart, das die Bilder erwarb. „Die drei Aquarelle sind in unserer Sammlung „Grafik und Fotografie“ unter der Inventarnummer 2021-36 verzeichnet“, bestätigt Museumsmitarbeiter Chris Gebel. Sie hätten sie gekauft, weil die Stauffenbergs eine wichtige Familie in der Region seien.

Für Lutz Schmidt war damit eine „total aufwendige“ Recherche, „verbunden mit Glück“ zu Ende, auf die er mit einer gewissen Befriedigung zurückblickt: „Ich bin stolz und froh, dass ich das herausgefunden habe.“