Verkehrswende Fienchen hat ein neues Zuhause an der Trasse
Mirke. · Am Freitag wurde die Garage eingeweiht, die innerhalb von zwei Jahren umfangreich gestaltet wurde. Doch die Fahrradstadt Wuppertal plant noch mehr.
Die beiden Fienchen haben eine neue Garage. Damit stehen die Lastenfahrräder jetzt nicht mehr im Flur von Utopiastadt, sondern auf dem Platz schräg gegenüber in einem Container, direkt an der Nordbahntrasse. Die neue Garage wurde jetzt feierlich von der IG Fahrradstadt Wuppertal eingeweiht. Das ehrenamtliche Team hat tausende Stunden mit der Aufarbeitung des Containers verbracht.
Als der Container vor zwei Jahren geliefert wurde, war er verbeult und verrostet. „Und er roch fürchterlich – das war vorher ein Toilettencontainer“, erzählt Kirsten Haberer aus dem Vorstand der Fahrradstadt. Aus Kostengründen entschied sich das Team für einen wenig ansehnlichen Container. Ein Kernteam von sechs bis acht Freiwilligen riss die alten Armaturen heraus, schliff das gesamte Blech ab, entrostete und strich mit Schutzfarbe. Immer wieder kamen zusätzliche Helfer dazu. „Wir haben uns oft hier am Wochenende getroffen, gearbeitet und Spaß miteinander gehabt“, sagt Kirsten Haberer.
Einen Großteil der Garage wurde über den WSW Klimafonds finanziert. „Allerdings wurde es im Endeffekt doch deutlich teurer als gedacht“, erklärt Fahrradaktivist Christoph Grothe. „Allein die einbruchsicheren Türen haben doppelt so viel gekostet wie geplant.“ Der Diebstahlschutz ist den Mitgliedern der Fahrradstadt jedoch wichtig.
Jetzt erinnert nichts mehr an den zerschrammten Container von 2018. Vier kräftige Türen schließen jede Box einzeln ab. So bleibt genügend Platz auch für zukünftige weitere Lastenräder. Außen haben die Sprayer Dominik Hebestreit, Martin Heuwold und Norman Schlegel den Container verziert. Ihre Tags (Namenskürzel) verbinden sich mit Fahrradmotiven wie Lenker oder Reifen. „Wir hoffen, dass das den Container vor illegalen Sprühern schützt“, so die Idee des Teams. Oben auf dem Container sind Strahler mit Bewegungsmelder angebracht. So ist die Umgebung auch in der dunklen Jahreszeit gut ausgeleuchtet. Steckdosen sind ebenfalls vorhanden, um die Akkus zu laden.
Bis Herbst soll ein neues Schließsystem eingebaut werden
Bis zum Herbst soll ein automatisches Schließsystem laufen. Ein Buchungssystem für Lastenfahrräder hat eine Initiative in Köln bereits entwickelt. Jetzt müssen die Wuppertaler noch die Schnittstellen zum Türöffner diebstahlsicher programmieren. „Deutschlandweit guckt die Szene auf uns, weil wir das erstmals machen“, sagt Christoph Grothe mit leichtem Stolz. Bisher muss immer ein Vertreter der Fahrradstadt kommen, um die Lastenräder zu übergeben. Bald können Stammnutzer dann zu den gebuchten Zeiten direkt per Nutzerkarte das Rad aus dem Container holen – auch frühmorgens oder spätabends. „Dann können wir das Rad auch einmal halbtagesweise vergeben“, sieht Kirsten Haberer einen Vorteil.
Neben dem ersten Fienchen, das in viereinhalb Jahren schon 13 000 Kilometer gefahren wurde, gibt es seit einem Monat Fienchen II, das ebenfalls schon 1033 Kilometer auf dem Tacho hat. Während Nummer I eine Lastenbox hat, verfügt Fienchen II über einen Kindersitz für zwei kleine oder ein größeres Kind. „Das war ein großer Wunsch vieler Nutzer“, erzählt Grothe. Das Crowdfounding für Fienchen III läuft auch gerade und hat in zwei Tagen bereits 60 Prozent der erforderlichen Summe eingespielt. Es soll in Ronsdorf stehen.
Die Fahrradgarage ist Teil der „Raumstation“ von Utopiastadt. Auf dem neu gekauften Gelände Richtung Kulturkindergarten sollen flexible Module bespielt werden. Neben den vorhandenen Essenangeboten und Nutzgarten sollen dort eine Kaffeerösterei, eine Fahrradwerkstatt und die Mirker Schrauba unterkommen. 2022 müssen alle Container verlagert werden, weil dann die Fläche für den Solar Decathlon Europe benötigt wird. Wegen Corona wird der Wettbewerb um ein Jahr verschoben. Für alle Container ist auch eine gemeinsame Solaranlage im Gespräch. Das Raumschiff wächst derzeit noch.