Pina-Bausch-Gesamtschule Wuppertaler Lehrerin und „Fuchsmutter“ Julia Bögeholz geht in den Ruhestand

Wuppertal · Ein Leben für die Kunst.

Lehrerin und „Fuchsmutter“ Julia Bögeholz ist seit Jahrzehnten ein kreativer Geist im Stadtteil.

Foto: Chris Schmitz

Sie ist seit Jahrzehnten ein kreativer Geist im Stadtteil und konnte hier eine Vielzahl von Projekten umsetzen. Julia Bögeholz hat als Musikerin, Künstlerin und engagierte Pädagogin den Wuppertaler Westen mitgeprägt. Im August tritt die vielbeschäftigte Lehrerin der Pina-Bausch-Gesamtschule ihren verdienten Ruhestand an. Langweilen wird sie sich aber auch künftig nicht.

„Ich freue mich darauf, wieder mehr Zeit für das Malen und für Filmproduktionen zu haben“, sagt die 66-Jährige. In den letzten Monaten vor ihrer Pensionierung hatte sie noch einmal eine Fülle von Aktionen an der Gesamtschule angestoßen. Dazu gehörte eine riesige Performance zum zehnjährigen Geburtstag der Schulumbenennung, an der sich über 1000 Kinder und Jugendliche beteiligten. Um ihre zahlreichen Projekte abschließen und zum Teil in neue Hände geben zu können, war sie bereits länger als geplant im Schuldienst geblieben. „Jetzt ist es aber Zeit, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen“, sagt Julia Bögeholz.

Sie zieht eine positive Bilanz ihrer langen Zeit in Vohwinkel. 1974 hatte die Deutsch-Chilenin als junges Mädchen zusammen mit ihrer Mutter das Land in Südamerika wegen der dortigen Militärdiktatur verlassen. Im Wuppertaler Westen fand sie eine neue Heimat, der sie bis heute treu geblieben ist. Julia Bögeholz wuchs durch die deutsche Herkunft ihrer Mutter in Chile bilingual auf. Diese Sprachkenntnisse halfen ihr, sich schnell im Bergischen Land einzuleben. Nach dem Abi-
tur probierte sie sich zunächst künstlerisch aus und war in den 1980er Jahren unter anderem Sängerin der Band Caracol. „Wir haben viele Konzerte gespielt, was großen Spaß gemacht hat“, erinnert sich Julia Bögeholz. Außerdem war und ist das Malen eine ihrer großen Leidenschaften. In den Schuldienst an der heutigen Pina-Bausch-Gesamtschule stieg die Vohwinkelerin erst relativ spät ein. „Das war eigentlich anders geplant, aber nach der Gründung einer Familie musste ich auch pragmatisch denken“, erzählt sie.

Entscheidung war für
Vohwinkel ein Glücksfall

Dabei entdeckte die Kunst- und Spanischlehrerin ihre Begeisterung für die Pädagogik und die damit verbundenen kreativen Möglichkeiten. Für Vohwinkel war diese Entscheidung ein Glücksfall. Eines der ersten Projekte, das Julia Bögeholz zusammen mit ihren Schülerinnen und Schülern umsetzte, waren die bekannten Fuchsbilder im Zentrum. Diese finden sich an Hauswänden, Mauern und Treppenaufgängen. Die Motive mit dem Wappentier wurden gerade restauriert und genießen längst Kultstatus. Julia Bögeholz wurde dadurch im Stadtteil als „Fuchsmutter“ bekannt.

Nach dieser positiven Erfahrung folgten immer wieder neue Aktivitäten. Dazu gehörte über viele Jahre der deutsch-spanische Schüleraustausch, bei dem zahlreiche Kontakte geknüpft werden konnten. Mehrmals reiste die chilenische Choreografin und Künstlerin Paola Aste von Bennewitz nach Wuppertal, um dort Tanzprojekte durchzuführen. Mit ihr verbindet Julia Bögeholz seit frühester Jugend eine tiefe Freundschaft.

Erheblichen Anteil hatte die Pädagogin auch an der Umbenennung der Gesamtschule. Seit zehn Jahren darf die Bildungseinrichtung den Namen der berühmten Tanztheaterleiterin führen. Vorausgegangen war unter anderem ein von Julia Bögeholz organisiertes Tanzprojekt, mit dem die beteiligten Schüler beim bundesweiten Wettbewerb „Kinder zum Olymp“ den ersten Platz gewannen. „Das war natürlich ein toller Erfolg und wir bemühen uns nach wie vor, das Thema Pina Bausch im Unterricht an möglichst vielen Stellen zu behandeln“, erläutert die scheidende Lehrerin. Sogar in der Mathematik werde mit der Berechnung von Eintrittspreisen bei Kulturveranstaltungen darauf Bezug genommen.

Jetzt möchte die angehende Pensionärin sich aber vor allem auf ihre eigene Zukunft konzentrieren. „Ich werde übergangsweise noch bei dem ein oder anderem Schulprojekt im Hintergrund aktiv sein, aber grundsätzlich sehe ich meinen Ruhestand als Chance, um mich weiterzuentwickeln“, erklärt Julia Bögeholz.