Tanzrauschen Wuppertaler Lichtspieltheater zeigt, wie man mit Tanz einen Film machen kann

Wuppertal · Drei Arbeiten von Minkyou Yoo in der Reihe von Tanzrauschen und Rex-Lichtspieltheater.

Tanzrauschen im Kino mit (v.l.) Ying Yun Chen, Minkyou Yoo, Kerstin Hamburg und David Lankes (Rex).

Foto: Andreas Fischer

Im Rahmen der Tanzfilmreihe von Tanzrauschen und Rex-Lichtspieltheater fand nun ein weiterer Filmabend mit Gespräch statt. Minkyou Yoo, Filmemacher aus Korea/Köln, und die Tänzerin Ying Yun Chen aus Taiwan/Düsseldorf waren ins Kino gekommen, um sich mit drei Filmen Minkyou Yoos zu befassen. Kuratiert wurde der Abend von Kerstin Hamburg (Tanzrauschen).

In „Bound By Body“ aus dem Jahr 2021 sahen die Besucher bekannte Orte, wurde der Film doch unter anderem im Treppenhaus der Oper gedreht. Danach folgten „Circle“ aus dem Jahr 2023 und die neueste Produktion „Petrification of Time“ von 2024. Die Performerin, Tänzerin und Choreografin von „Circle“ und „Petrification of Time“ ist Ying Yun Chen. Alle Filme sind in Schwarz-Weiß gedreht. Auch Minkyou Yoo und Ying Yun Chen sahen die Filme zum ersten Mal. Für Ying Yun Chen war es eine besondere Erfahrung, sich so groß auf einer Leinwand zu erleben.

Sie bewegt sich als Tänzerin an der Schnittstelle zwischen Körper, Bewegung und Raum. Ihr Hintergrund vereint Chinesische Oper, Kung Fu, Ballett, zeitgenössischen Tanz und Improvisation. Für Minkyou Yoo ist die Choreographie der Bilder ein wichtiger Antrieb seiner Arbeit. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes Autorenfilmer, führt Regie, kümmert sich um Konzept, Texte, Musik und Kamera. Die Filme wirkten sehr experimentell, die Kamera war oft in allernächster Nähe zu den Akteuren.

„Petrification of Time“ (dt.: Versteinerung der Zeit) sei nur am Rande ein Tanzfilm, merkte Kerstin Hamburg im anschließenden Gespräch mit den beiden Akteuren an. Die Handlung erinnere sie an ein Teezeremoniell. Durch die Integration europäischer Gegenstände gelinge die Verbindung asiatischer und europäischer Kultur. Als Performerin will Ying Yun Chen in dem Film ihren Körper als Medium benutzen, um das Thema Zeit und Verlust zu thematisieren. In ganz nahen Aufnahmen fertigt sie eine Paste an, knetet und mixt fast ekstatisch mit ihren Händen, um sich anschließend ihren nackten Körper damit einzureiben. Die Kamera ist ihrem bestrichenen Körper ganz nah. Am Ende wird die getrocknete Paste vom Körper gekratzt und wieder in dem Tongefäß verschlossen, das zu Beginn das trockene Granulat enthielt.

Die Kamera ist ihrem bestrichenen Körper ganz nah

Für Ying Yun Chen war die Filmarbeit eine Herausforderung, sie vermisste zu Beginn genaue Erklärungen. Beim Tanzen „kann ich von Null auf Hundert gehen, beim Drehen muss ich oft Szenen wiederholen“. Die zunächst für sie fremde Kamera sieht sie inzwischen als nahes Auge.

Für Minkyou Yoo ist der Tanzfilm ein Genre, in dem er sich ganz auf die Intensität der emotionalen Ansprache konzentrieren kann. So finden sich eigenständige, gefühlvolle, manchmal verstörende Bilder in einer Mischung aus Körpersprache und intensiver Atmosphäre, er sucht ästhetische Grenzen. Für ihn ist die Kamera ein Tänzer.

„Die Energie kommt rüber, man erkennt, dass die Akteure die Inhalte erlebt haben“, so Hamburg. Grundlegende zeitlose Themen, philosophische Wahrheiten, Gefühle, Gedanken und Erlebtes werden gemeinsam verarbeitet. In „Circle“ war ein Traum von Ying Yun Chen die Basis. Beide arbeiten weiter an dem Projekt Tanzfilm, suchen nach weiteren Wegen der Umsetzung.

Verbunden in der Frage, was ein Tanzfilm ist und wie man mit Tanz einen Film machen kann.