Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft Wuppertaler Gesellschaft ist „Vorreiter unter den Literaturgesellschaften“

Wuppertal · Vom 8. bis zum 11. Mai findet in Amsterdam das 25. Else-Lasker-Schüler-Forum statt.

Haben über das baldige Forum informiert: Martin Hamburger (links) und Hajo Jahn.

Foto: JA/Andreas Fischer

In der Herzogstraße 42 hat Else Lasker-Schüler in jungen Jahren vorübergehend gewohnt. Im Besitz ihres Vaters hat ihr dieser, als sie jung verheiratet war, dort eine Wohnung eingerichtet. Seit vielen Jahren hat die Else Lasker-Schüler- Gesellschaft nun hier ihren Sitz. „Das ist aber Zufall. Am Anfang wusste ich nicht, dass sie hier gewohnt hat“, freut sich der Vorsitzende Hajo Jahn darüber.

Vom 8. bis 11. Mai hat die Gesellschaft in Amsterdam ein viertägiges Forum mit dem Titel „Prinz Jussuf hatte einen König in Holland“ organisiert, in Kooperation mit der Openbare Bibliotheek Amsterdam, dem Goethe-Institut Amsterdam und der Stadtbibliothek Wuppertal. „Noch nie hat sich eine Literaturgesellschaft in den Niederlanden vorgestellt“, so Jahn. Anlass des Forums sind 80 Jahre der Befreiung von der NS-Diktatur und das 80. Todesjahr von Else Lasker-Schüler und Anne Frank. Jahn verweist auf die Todesopfer, nicht nur bei den Juden in den Niederlanden während des Zweiten Weltkrieges hin. „Bis heute gab es seitens der deutschen Politik keine Entschuldigung und die Geschichte wurde nicht aufgearbeitet.“

Auch junge Menschen sollen angesprochen werden

Der Titel des Forums ist einem Briefverkehr zwischen der Dichterin und einem Niederländer entliehen, der sie „mein König“ nannte. Dazu kommt, dass sie 1928 Lesungen in Den Haag und Amsterdam abhielt. 1934 veröffentlichte Klaus Mann dort ihr Gedicht „Die Verscheuchte“. „Es ist unser 25. Forum und damit sind wir Vorreiter unter den Literaturgesellschaften“, erklärt Jahn. Weltweit hat man bisher die Foren ausgerichtet. Auch für Amsterdam hat die Gesellschaft wieder ein imposantes, abwechslungsreiches und informatives Programm zusammengestellt. So tritt zur Eröffnung am 8. Mai der Comedian Patrick Nederkoorn mit seinem Programm „Die orangene Gefahr“ auf. Augenzwinkernd warnt er vor der Gefahr der „orangenen Flüchtlinge“ nach Deutschland, ist dabei aber, angesichts der globalen Lage, hochaktuell.

Den Eröffnungsvortrag zu dem Thema „Das bedrohte Exil“ hält der Journalist und Historiker Dr. Christoph Driessen. In niederländischer Sprache findet die Uraufführung eines Theaterstückes über Anne Frank und Else Lasker-Schüler von Heiner Bontrup statt. Jahn freut sich, dass 20 Studierende der Germanistik der Bergischen Universität bei dem Forum dabei sind. „Wir möchten auch junge Leute für das Thema interessieren.“ Zuvor haben sie an einem Workshop über Popmusik teilgenommen.

Antonius Weixler von der Bergischen Universität wird einen Vortrag zu „Pop/Musik als Pop/Literatur. Zur Vertonung von Else Lasker-Schülers Lyrik“ halten. „Bis 1945 haben 37 Komponisten ihre Lyrik vertont, inzwischen sind es 450“, so Jahn. Per QR-Code werden die Vorträge auch ins Niederländische übersetzt. Dr. Katharina von Schnurbein ist die Antisemitismusbeauftragte der EU und wird als Abschluss zum Thema „Warum stirbt der Antisemitismus nicht aus?“ referieren. So wird deutlich, dass die Themen und Gefahren der damaligen Zeit noch aktuell sind. Schirmherr der Veranstaltung ist Hendrik Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. „Wir sind Nachbarn und haben entsprechend viele Kontakte.“ Gezeigt werden in Amsterdam auch Faksimile von Else Lasker-Schüler. Wie immer wird es im Vorfeld ein literarisches Magazin geben. „Die Finanzierung solcher Veranstaltungen ist immer ein Ritt über den Bodensee“, bekennt Jahn. Die Bethe-Stiftung hat sich zur Unterstützung entschlossen und wird Spenden verdoppeln. 4000 Euro wurden dafür bereitgestellt. „Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Förderung der Erinnerungskultur, so wie es auch hier mit dem Tenor für Toleranz und gegen das Vergessen praktiziert wird“, erklärt Dr. Martin Hamburger, Vorstand Bethe-Stiftung.

Wer Interesse hat, am Forum teilzunehmen, kann sich anmelden unter