Pfingstfest Nostalgiefans genossen ruckelnde und quietschende Fahrt
Wuppertal · Bergische Museumsbahnen kutschierten Fahrgäste durch die Natur.
„Noch jemand ohne Fahrausweis?“, fragte Zugbegleiter Wolfgang Berndt, dem der eisernen „Galopp-Wechsler“ (das ist die offizielle Bezeichnung) am Riemen vor der Brust baumelte. Er ging durch den voll besetzten Straßenbahnwagen der Linie „V“, die einst von der Kohlfurter Brücke nach Solingen fuhr. Jetzt ist er Bestandteil des Wagenparks von Deutschlands kleinstem Straßenbahnbetrieb, der über Pfingsten zum 38. Straßenbahnfest in die Kohlfurt eingeladen hatte. Er fährt wie die übrigen Züge des Wagenparks quietschend und ruckelnd von der Kohlfurter Brücke durch üppige Natur bis zum Greuel. Dort können die Fahrgäste je nach Bedarf rasten oder direkt wieder zurückfahren.
Bei dem Fest war Clemens Schöneck (93) wohl der Senior der Fahrgäste. „Auch für ihn ist es die erste Straßenbahnfahrt“, verriet Schwiegertochter Wanda. „Er war nämlich früher bei der Bundesbahn und ist ausschließlich mit dem Zug gefahren.“ Familie Schöneck hatte sich wie die anderen Fahrgäste Kurt Vedder (74) anvertraut, der in seiner aktiven WSW-Zeit nicht nur an der Kurbel der Straßenbahn stand, sondern auch die Schwebebahn und Busse gelenkt hat. „Der Kurt bildet die anderen 14 Fahrer unserer Linie aus“, erklärte Sven Ekert, der die Organisation des Festes übernommen hatte, Fahrkarten verkaufte und auf jede Fachfrage beantwortet. Ekert ist auch einer von fünf Zugbegleitern, die in authentischen Uniformen mit Schirmmütze kassierten, Fahrkarten per Knipser entwerteten und wie in alten Zeiten die Stationen ausriefen und per Klingelleine das Signal zum Weiterfahren gaben.
Noch wichtiger als der Fahrdienst beim Fest und an übrigen Fahrterminen ist die praktische ehrenamtliche Arbeit im Verein. „Wir sind um die 20 Aktive, freuen uns aber auch über passive Mitglieder, die uns durch ihre Beiträge unterstützen“, so Ekert.
Im Depot wartet noch
jede Menge Arbeit
Er wies auf die umfangreiche Arbeit hin, die in den kommenden Jahre wartet: Etwa die etliche Jahrzehnte alten Rostlauben im Depot, deren Betreten nicht erlaubt ist. „Der 342er hier soll noch in diesem Jahr fertig gestellt werden. Dann kommt der 106er aus Bochum dran“, ist von Vereinsmitgliedern zu erfahren, die mit dem Manuelskotten und dem Naturfreunde-Haus zusammenarbeiten. „So kann man den Besuchern ein abwechslungsreiches Programm bieten.“
Dazu gehörten neben den Straßenbahnfahrten das Rahmenprogramm mit Sonder-Briefmarken und einem Sonderstempel der Post. „Die 100 Bögen mit den drei Straßenbahnmotiven waren im Nu ausverkauft“, freute sich Münz- und Briefmarkenhändler Helmut Klamra aus Barmen. Und dann gab es etliche Modellanlagen zu besichtigen. Etwa eine wetterfest wirkende Anlage, an der sich vornehmlich die Jüngsten an der Kurbel versuchten. Sie staunten wie die acht Jahre alte Sara, dass das Modell nach Wunsch rollte oder stehen blieb. Wer die Feuerwehrwurst des Hahnerberger Löschzuges verzehrte oder sich an den Tischen des Straßenbahncafés stärkte, konnte auch einen Blick auf den „Schleifwagen“ und den Reparaturwagen werfen, mit denen die Strecke in Schuss gehalten wird. Mit den Besucherzahlen ist der Verein zufrieden: „Am Sonntag haben wir 1000 Fahrscheine verkauft, und heute werden es hoffentlich nochmal ebenso viele“, lautete die fröhliche straßenbahnfestliche Zwischenbilanz.
Die Bergischen Museumsbahnen fahren von April bis Oktober jeweils am zweiten und am vierten Sonntag des Monats. Am 7. und 8. Dezember findet die traditionelle Nikolausfahrt statt, bei der es für 15 Euro eine Fahrkarte für einen Erwachsenen, ein Kind und ein Geschenk gibt.