Polizei-Tagebuch Ein Einsatz, der lange in Erinnerung bleibt

Wuppertal · Polizistin Nele Ernst berichtet von ihren Erlebnissen auf Streife in Wuppertal.

Nele Ernst ist seit dem vergangenen Sommer Polizistin in Wuppertal.

Foto: Fries, Stefan (fri)

In diesem Beitrag berichte ich von einem Einsatz, der mir sicherlich noch einige Zeit in Erinnerung bleiben wird. Aktuell versehen die Studierenden aus dem Einstellungsjahr 2017 ihr vorletztes Praktikum auf den Wachen, was bedeutet, dass wir ab jetzt nicht mehr zu zweit, sondern zu dritt auf Streife sind. Im folgenden Einsatz, bei dem wir also quasi eine zusätzliche Kollegin zur Bewältigung der Lage hatten, war das auch mehr als hilfreich.

Es ging für uns zur Sonnborner Straße. Ein Mann soll sowohl in seiner Wohnung als auch im Hausflur eines Mehrfamilienhauses randaliert und massiv die Ruhe der anderen Bewohner gestört haben. Bei dem Mann sollte es sich zudem um einen polizeibekannten Betäubungsmittelkonsumenten handeln. Unklar darüber, was uns erwarten würde, fuhren wir zur Sicherheit mit einem weiteren Streifenwagen als Unterstützung zum Einsatzort.

Im Hausflur angekommen, stellte sich dann zügig heraus, in welcher der Wohnungen sich der Randalierer aufhielt. Im Treppenhaus hinterließ er eine Spur der Verwüstung: aus der Wand gerissene Lichtschalter und weitere Gegenstände, die auf den Stufen verteilt bis zu seiner Wohnung führten. Als wir den Randalierer schließlich in seiner Wohnung antreffen konnten, schien er über den Anblick von insgesamt fünf Polizisten natürlich wenig begeistert. Dennoch blieb die Situation weitestgehend ruhig, so dass wir den Einsatz wenig später wieder beenden konnten.

Einige Zeit später kam allerdings der zweite Einsatz an derselben Adresse. Der Randalierer sollte jetzt seine Wohnung angezündet haben. Sofort ging es, wieder mit einem weiteren unterstützenden Streifenwagen, zum Einsatzort. Vor dem Haus konnten wir bereits den Geruch von Rauch wahrnehmen. Zügig ging es für uns wieder zur Wohnung des Randalierers, wo die Tür offen stand. Dort konnte dann auch schnell die Quelle des Rauchs ausfindig gemacht werden — eine angezündete Wolldecke, die im Flur vor sich hin kokelte.

Die einzige Möglichkeit war, den Mann in Gewahrsam zu nehmen

Der Randalierer war über unser erneutes Erscheinen nun sichtlich verärgert und verhielt sich meinen Kollegen und mir gegenüber äußerst aggressiv. Da nicht davon auszugehen war, dass er sich im weiteren Laufe der Nacht friedlich verhalten würde, war die einzige Möglichkeit, ihn zunächst in Gewahrsam zu nehmen.

Nachdem wir ihm mitteilten, dass er mit uns die Wohnung verlassen muss, wurde er immer aggressiver und gewalttätiger. In seinem dunklen Wohnzimmer, das zu diesem Zeitpunkt durch unsere Taschenlampen nur dürftig erleuchtet wurde, versuchten meine Kollegen und ich, die Lage unter Kontrolle zu bekommen und den Randalierer zu fixieren.

Da er aber, wie sich später herausstellte, sowohl Alkohol als auch Betäubungsmittel konsumiert hatte, schien er überhaupt nichts mehr mitzubekommen. Er schlug pausenlos um sich und sperrte sich massiv gegen unsere Maßnahmen. Schließlich gelang es uns dann aber, ihn bis zum Eintreffen weiterer Unterstützungskräfte zu fixieren. Dass die gesamte Wohnung noch immer verqualmt war, hat den Umstand zusätzlich erschwert.

Nachdem der Randalierer schlussendlich abtransportiert wurde, konnten meine Kollegen und ich den Einsatz mit glücklicherweise nur leichteren Blessuren beenden. Als wir dann nach einer gefühlten Ewigkeit wieder aus dem Haus gingen, war die Straße voll von Streifen- und Rettungswagen sowie Löschfahrzeugen der Feuerwehr.

Einige Zeit später zurück auf der Wache konnten wir uns gemeinsam austauschen und über die vorherigen Erlebnisse reden, bevor es an die schriftlichen Arbeiten zu dem Einsatz ging.