Zum 39. Mal Wuppertaler Rathausplatz mutierte zum Weindorf

Wuppertal · Anbieter präsentieren ihre edlen Tropfen in Barmen – Bezirksbürgermeister beeindruckt Weinprinzessin mit Sehenswürdigkeiten

Hier lässt man es sich schmecken: Das Weinfest in Barmen lockte die Freunde edler Tropfen wieder in Scharen.

Hier lässt man es sich schmecken: Das Weinfest in Barmen lockte die Freunde edler Tropfen wieder in Scharen.

Foto: JA/Andreas Fischer

Die Abendsonne schien am Freitag auch auf den Johannes-Rau-Platz, auf dem sieben Weingüter aus Rheinland--Pfalz und ein Weinhändler aus Herzkamp ihre Stände aufgebaut hatten. Zum 39. Winzerfest funkelte der Wein in zahllosen Gläsern, unter den weißen Baldachinen hatten sich Wuppertals Weinkennerinnen und -kenner sowie alle, denen der Rebensaft auch ohne Fachwissen mundet, früh versammelt und ließen es sich bei fröhlichen Gesprächen schmecken.

Führung für die Weinprinzessin

Für Barmens Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke beginnt das Winzerfest traditionell schon am Morgen. Da hat er die ehrenvolle Aufgabe, eine Würdenträgerin auf dem Gebiet des Weins durch „Wuppertals schönsten Stadtteil“ zu begleiten und ihr die Sehenswürdigkeiten zu zeigen. In Lea Baßler, der amtierenden Weinprinzessin, hatte Lücke einen aufmerksamen Gast zu betreuen, der nicht nur die Weltsensation Schwebebahn zu schätzen wusste. „Angst hatte ich keine. Die ist in ihrer gesamten Geschichte nur einmal abgestürzt, und Elefanten waren auch nicht an Bord“, scherzte die sympathische junge Frau, der aber am meisten die Junior Uni imponierte. „Da haben Siebenjährige eine Ampelschaltung gebastelt, verdrahtet und verlötet – unglaublich“, meinte die Weinprinzessin und lobte auch das ehrenamtliche Engagement, das hinter dieser einzigartigen Institution steckt.Sie schilderte auch das strenge Auswahlverfahren, dem sie sich unterwerfen musste, ehe ihr die kleine Krone der Weinprinzessin, der Stellvertreterin der Weinkönigin, aufs Haar gesteckt wurde.

„Wir waren auch am Toelleturm, haben in der Alten Bergbahn gegessen und von oben einen Blick auf Barmen geworfen“, schilderte Hans-Hermann Lücke den Tagesverlauf in charmanter Gesellschaft. Lea Baßler war hingerissen und total einverstanden mit der Aufschrift auf den Fahnen, die – aufgestellt von der IG City Barmen – mit der Aufschrift: „Barmen begeistert“ weithin sichtbar prangten – auch sehr zur Freude von Thomas Helbig, dem Geschäftsführer der IG Barmen City.

Sehr angetan vom Stadtteil waren auch die sieben Winzer in ihren Verkaufs- und Genussständen auf dem Johannes-Rau-Platz, angeführt von Uwe Claß aus Vendersheim in Rheinhessen. Er ist ein Mann der ersten Stunde und hat – nach zweijähriger Pionierarbeit – Wuppertal als die Heimat treuer Weintrinker ausgemacht. Vor einigen Wochen war Claß auch Organisator des Weinfestes in Vohwinkel und hatte hier einmal mehr alle Hände voll zu tun, um all seine Stammkunden zu begrüßen. Wie überhaupt so ein Winzerfest einem Familientreffen gleicht. Winzer und ihre Kundschaft haben im Laufe der Jahre längst Freundschaften geschlossen und freuen sich über das Wiedersehen.

Allerdings sollte das nicht bei jedem Stammkunden mit einem oder gar zwei Gläsern edler Tropfen gefeiert werden. „Während eines Weinfestes halte ich mich ein wenig zurück, sonst zeigt der Wein seine Wirkung, und ich kann abends nicht mehr auf beiden Füßen stehen“, berichtete Thomas Hoffmann vom Weingut Hoffmann an der Mosel. Bei ihm und den Kollegen muss dann auch mal ein herzhafter Händedruck oder eine liebevolle Umarmung mit musikalischer Untermalung beim Winzerfest den Weingenuss ersetzen.

Angenehme Witterung lud zum Verweilen ein

Den Liebhaberinnen und Liebhabern werden natürlich auch neue Kreationen vorgestellt, die dann mitunter gleich kartonweise zur Probe mitgenommen werden. Oder eben bestellt mit der Zusage, dass die Lieferung bis Mitte August erfolgt. Aber zunächst lag die Konzentration auf dem nie halb leeren, sondern – so Hans-Hermann Lücke optimistisch – dem stets halb vollen Glas. Und die angenehme Witterung am Freitag und am Samstag tat ein Übriges für einen fließenden Ablauf der Veranstaltung. Uwe Claß war deshalb froh, dass er sein Stammpersonal durch seine liebenswürdig lächelnde flinke „persönliche Weinkönigin“ Vanessa aus Wuppertal verstärkt hatte. Denn auch der Samstagabend ließ die Gläser und wohl auch die Kassen klingeln. Etliche der Winzer befanden frohgemut, dass Barmen ein „gutes Pflaster“ sei. Übrigens nicht nur für die Anbieter des köstlichen Rebensaftes: Auch die Anbieter kulinarischer Spezialitäten wie Flammkuchen oder Brezeln und spezieller Marinaden hatten gut zu tun. Erstmals war auch ein Weinhändler beim Winzerfest dabei: Marco Isaack von der Weinhandlung Noll aus Herzkamp, der für jene ein offenes Ohr hatte, deren Weinwünsche über das Angebot der Winzer hinausgingen. „Wir sind nach Rücksprache mit Uwe Claß hier“, erklärte Isaack zwischen zwei angeregten Kundengesprächen.

Dem Sonntag schaute man wegen der erheblichen nächtlichen Regenfälle ein wenig skeptisch entgegen, doch unter den Baldachinen blieb es ohnehin trocken, und die Tische und Bänke im Freien wurden schon am Vormittag kundenfreundlich trocken gewischt. „Einem weiteren gemütlichen Nachmittag zum Abschluss des 39. Winzerfests steht nichts mehr im Wege“, meinte Uwe Claß denn auch wie immer gut gelaunt.