„Cercles“-Proben auch in der Unihalle Wuppertal: Warm-up für das vielfältige Bewegen im Kreis

Wuppertal · Impressionen vom ersten Probenblock

Boris Charmatz mit Isadora Duncans Choreografie.

Foto: Fischer, Andreas

Jedes Projekt will erarbeitet sein, was im Tanz durchaus körperliche Arbeit meint. Also steht ein Warm-up am Anfang, verteilen sich rund 200 Menschen in der Uniturnhalle. Sie bilden acht kleinere Gruppen, die in die Hände klatschen, laufen, sich drehen, hüpfen, auch schreien. Unter die 16 bis 74 Jahre alten Laien haben sich 20 Studenten der Folkwang- und der Musikhochschule gemischt und einige Tänzerinnen und Tänzer des Tanztheaters Pina Bausch und der französischen Association Terrain von Boris Charmatz. Eine Woche lang dauert der erste Probenblock im Mai. Der die Struktur für „Cercles“ legt. Die Performance zum Kreis greift die alte Tradition der Kreisformationen im Tanz auf.

Bei „Wundertal“ hat es für sie nicht geklappt

Beruflich ist sie in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bergischen Universität zu Hause. Weil sie seit vielen Jahren Pina Bausch und ihre Stücke liebt, gestaltet Corinna Dönges in diesem Jahr einen Teil ihrer Freizeit mit „Cercles“. Nachdem es bei „Wundertal“ leider nicht geklappt hat. Als begeisterte Tänzerin bringt sie beste Voraussetzungen mit, nun muss sie sich auch noch viel merken, „Was gar nicht so einfach ist“, sagt sie und eilt zu den anderen, um sich aufzuwärmen. Zu stampfen, zu schütteln, zu lachen, auf der Stelle, seitlich, die Arme werden immer wieder in die Höhe geworfen.

„Cercles“ heißt Kreise, also beginnt die Hinführung mit dem Gehen im Kreis, erst langsam, dann immer schneller. Ein großes, waberndes Rund, das aus vielen einzelnen Körpern besteht, die torkeln, stolpern, rennen, immer wieder andere Arten der drehenden Fortbewegung suchen. Intendant und Tänzer Boris Charmatz ist mitten drin, schaut zu, sagt „ganz langsam gehen, ganz leicht, wir haben Zeit.“ Oder: „Du musst rennen, du musst weiter... und dann alle so schnell, wie möglich.... aber nicht zu schnell, damit ihr nicht zu müde werdet, es geht immerhin um sieben Minuten.“ Die Schuhe quietschen auf dem Hallenboden, einige lassen sich an den Rand treiben, bleiben stehen, bringen sich wieder ein, einige schreien, andere klatschen. Bis am Ende alle am Rand verharren.

Vor mehr als hundert Jahren hat die US-amerikanische Tanzpädagogin Isadora Duncan (1877 bis 1927) ihr Solo für das noch junge kommunistische Regime in Moskau erarbeitet. Charmatz bindet es ins „Cercles“-Projekt ein, weil es über Friedrich Engels einen Bezug zu Wuppertal hat. Er lässt dazu die wummernden Klänge des Songs „You & Me“ von Meute einspielen. Stellt sich selbst vor die Tänzerinnen und Tänzer, die sich hinter ihm in langen Reihen quer durch die Halle formieren. Macht die sich wiederholenden Schrittfolgen und Bewegungen vor, die die anderen nachmachen, reckt wie sie am Ende die geballte Faust in die Höhe. Ein Durchgang, ein zweiter, dann ein schnellerer, der die Choreografie nur andeutet. Morgen geht es wieder in der Sporthalle Hesselnberg weiter. Der erste Probeblock ist noch nicht beendet.

All das ist Basis für das weitere Vorgehen in Avignon, wo bei öffentlich zugänglichen dreitägigen Open-Air Workshops weiter gefeilt wird. Am Ende steht dann die fertige Choreografie für das Happening im September unter freiem Himmel. Und bei hoffentlich gutem Spätsommerwetter.