Uptown-Classics-Konzert Wuppertaler Sinfonieorchester: Beeindruckende Präsenz und musikalische Ausdrucksfähigkeit

Wuppertal · Das Konzert des Sinfonieorchesters im Café Ada mit Kaffeehaus-Atmosphäre begeisterte das Publikum.

Die Musikerinnen und Musiker des Sinfonieorchesters – hier Seoran Kim – überzeugten bei ihrem Auftritt in der Insel.

Foto: Kevin Bertelt

Als Johann Sebastian Bach 1723 seine Kantorenstelle an der Thomaskirche in Leipzig antrat, war er als Musikdirektor auch für das Musikleben von vier Leipziger Kirchen verantwortlich. Ein drittes Standbein neben den sakralen Musikverpflichtungen waren seine weltlichen Kompositionen. Solo-Werke für Cembalo, Violine oder Violoncello gehörten genauso dazu wie Orchestersuiten und konzertante Solowerke. Aufführungsort war das legendäre „Kaffeehaus Zimmermann“. Nun hat das Sinfonieorchester Wuppertal unter der Leitung des vom Cembalo aus dirigierenden Clemens Flick ein weltliches und zugleich vorweihnachtliches Konzert in einer vergleichbaren Location gegeben, dem „Insel e.V. – Kulturzentrum im Ada“: „Glanzvoller Barock“ war der Titel des Konzerts im Rahmen der Reihe „Uptown Classics“.

Bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Wein hörte man – wie damals im „Kaffeehaus Zimmermann“ – sehr aufmerksam der Musik eines Georg Friedrich Händel (Concerto grosso A-Dur op.6 Nr.11), eines Johann Sebastian Bach (Orchestersuite Nr.3 D-Dur BWV 1068 und Konzert c-Moll für Oboe, Violine, Streicher und Basso continuo BWV 1060) und eines Arcangelo Corelli (Concerto grosso op.6 Nr.8 g-Moll – das Weihnachtskonzert) zu.

Kompaktes Klangbild und flexible Dynamik

Der Solo-Geiger Georg Sarkisjan, seit 2023 stellvertretender Konzertmeister des Wuppertaler Sinfonieorchesters, sowie der seit 1997 im Wuppertaler Orchester tätige Solo-Oboist Andreas Heimann traten an diesem Abend als Solisten hervor, waren aber auch integrierter Bestandteil des gesamten Orchesters, denn alle Musiker zeigten eine beeindruckende Präsenz und musikalische Ausdrucksfähigkeit.

Trotz der trockenen Akustik des sehr gut besuchten Ada-Saales war das kollektive Spiel geprägt von rhythmischer Prägnanz, einem kompakten Klangbild und einer flexiblen Dynamik. In Händels Concerto konnte man über die virtuosen Solo-Passagen der Violine staunen, ebenso über den präzisen kompakten Orchesterklang, mit einem glanzvollen, „very british“ geprägten, barocken Finale.

Wenn man sich die beiden nachfolgenden Orchesterwerke Bachs im Kaffeehaus Zimmermann in Leipzig vorstellt, dann gibt es durchaus Parallelen zum Kulturzentrum Ada. Merkmale wie ein straffer, klangvoller Beginn von Bachs 3. Orchestersuite, brillant musiziert, eine ruhig atmende, klangvolle Strahlkraft der weltberühmten „Air“, die zügig, temperamentvoll und tänzerisch dargebotenen Tänze Gavotte, Bourrée und Gigue, all das war feine, ernste Kunst, aber auch beste Unterhaltung.

Den gleichen Eindruck hinterließ die Interpretation des c-Moll-Konzertes für Oboe (Andreas Heimann). Barocke Lebensfreude war hier der Gegenentwurf zu Bachs sakralen Werken. Besonders berührend das Violin-Oboe-Duo der beiden Solisten im zweiten Satz „Largo ovvero Adagio“, wo ein lang dauerndes „Gespräch“ der beiden Duo-Partner von zarten Streicher-Pizzicati stimmungsvoll begleitet wurde. Hier lässt der umsichtig leitende Dirigent am Cembalo Clemens Flick ein beschauliches, ruhig atmendes Musizieren zu, ehe er mit großer Gestik zum schwungvollen, mitreißenden Finale ansetzt, was in der Barockzeit noch als stilistisch mutig und progressiv anzusehen ist. Bach hatte diese „moderne“ Klangvision.

Das letzte Stück des Abends, Corellis „Concerto grosso“ hatte im Gegensatz zu den vorigen Werken weihnachtlichen Glanz. Zwar wirken die ersten drei Sätze tatsächlich noch schwungvoll und mit brillanten Cembalo-Läufen sehr weltlich unterhaltsam, dennoch führt die Hirtenweise des fünften Satzes „Allegro-Pastorale ad Libitum, Largo“ in eine vorweihnachtliche Stimmung. Eine lang ausgehaltene Zäsur mündet schließlich in eine zarte stimmungsvolle Atmosphäre mit einem schönen, sehr leisen Schluss. Es gab begeisterten Applaus und als Zugabe noch einmal Bachs „Air“.