Adventskalender: Wir hier im Quartier Die Cronenberger packen es gemeinsam selbst an

Wuppertal · Der Zusammenhalt im Höhenstadtteil ist groß – ein Spaziergang durch Cronenberg-Mitte.

Die Kreuzung mit Blick auf die alte Kirche, die jüngst ihre 250-Jahr-Feier hatte. Rolf Tesche hat als Heimatvereins-Vorsitzender alles im Blick.

Foto: Florian Schmidt

Auf den südlichen Höhen Wuppertals thront Cronenberg. Einer der sieben Stadtteile des Bezirks ist Cronenberg-Mitte. Besonders pittoresk lässt er das Herz jedes Architektur-, Geschichts- und Fotografiefans aufgehen. Die historische Bausubstanz mit den typischen Bergischen Häusern. Die Fachwerkhäuser sind vielfach im sogenannten Bergischen Dreiklang gehalten, einer Farbkombination aus Grün, Weiß und Schwarz beziehungsweise Schiefergrau.

Wenn man gemeinsam mit Rolf Tesche durch das Quartier flaniert, bekommt man nicht nur jede Menge Informationen, sondern fällt auch auf: Gefühlt jeder kennt den Vorsitzenden des Cronenberger Heimat- und Bürgervereins (CHBV). Immer wieder wird gegrüßt, zwischendurch zwei, drei Sätze ausgetauscht. Man kennt sich in Cronenberg. Als „heimlicher Bürgermeister“ oder „König von Cronenberg“ wird er von seinen Quartiersnachbarn bezeichnet. Der 75-jährige pensionierte Malermeister blickt auf ein reges Vereinsleben zurück. Schon seit 2003 ist er Vorstand im CHBV, seit 1970 war er lange Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr. Entsprechend kann er einiges über „seinen“ Stadtteil erzählen.

Was vor allen Dingen dabei herauskommt: In Cronenberg wird vieles selbst angepackt. „Wenn es uns zu lange dauert, halten wir alle zusammen.“ Damit meint Tesche nicht nur die Vereine, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger, sowie die hier ansässigen Unternehmen. Eines der jüngeren Projekte: der „Platz für alle“ an der Reformierten Kirche. 2022 wurde der neu gestaltete Platz eingeweiht. „Vier Monate haben wir gebraucht, bis der Platz fertig war. Neben Geldern vom Land wurde der Rest durch Spenden finanziert“, erklärt Tesche. Seither findet hier der Wochenmarkt statt, auch dafür wurde Strom, Wasser und Abwasser verlegt. Im Sommer wird Boule gespielt, auch ein Open-Air-Kino oder andere Veranstaltungen sind möglich.

Leicht neblig, doch bei gutem Wetter ist die Aussicht auf Cronenberg und die Umgebung vom Kirchturm aus überwältigend – sofern man die engen Wendeltreppen überwindet.

Foto: Florian Schmidt

Auch die historische Bausubstanz wird vom CHBV genutzt, ebenfalls in Eigenregie: Ein Stadtrundgang wurde eigens entwickelt und informiert auf kleinen Tafeln über 15 unter Denkmalschutz stehende Immobilien. Auch online kann man den Rundgang abrufen. Direkt ein weiteres Beispiel für die anpackende Art der Cronenberger: Am Ehrenmal, einer Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, wurden 2012 die Bronzetafeln gestohlen. Eine große Spendenaktion des Bürgervereins ermöglichte die Wiederherstellung der Tafeln – dieses Mal allerdings in Kunststoff. „Die sehen trotzdem noch genauso aus wie die Alten, nochmal klaut die aber keiner“, meint er und lacht. Auch beim Hochwasser 2021 gab es viel Unterstützung für die Opfer insbesondere in der Kohlfurth auch aus Cronenberg-Mitte.

Der Höhenstadtteil besticht durch die gute Lage, das macht sich auch in der Bevölkerung bemerkbar. Der Ausländeranteil ist hier gering, seit Jahrzehnten ist der Bezirk CDU-geführt. Viele Familien zieht es nach hier, die Sportvereine sind sehr gut besucht. „Das Problem ist aber oft, dass die Menschen in Cronenberg nicht mehr direkt hier arbeiten“, sagt Tesche. Häufig betont er, dass früher hinter jedem Haus eine Werkstatt war, dass der Wohlstand des Quartiers vor allem durch das Handwerk gewonnen wurde. „Jetzt pendeln die meisten von hier zur Arbeit. Der Einkauf erfolgt dann auch eher in den umliegenden Städten.“ Entsprechende Probleme hat der Einzelhandel, sich hier zu halten.

An einem Mittwochmorgen ist davon nur wenig zu bemerken, auf den Bürgersteigen sind viele Passanten unterwegs, die Bäckerei Steinbrinck ist gut besucht und ein paar Häuser weiter, bei „Policks Heimat“, trifft Tesche viele bekannte Gesichter.

„Das Hauptproblem
hier ist der Verkehr“

Großes Ärgernis: der Verkehr über die Hauptstraße. Nicht nur die pendelnden Anwohner, auch der Güterverkehr mit Lastwagen belastet die schmale Straße durch Cronenberg Mitte. Die sei eigentlich überhaupt nicht ausgelegt für so viel Durchfahrtsverkehr. „Seit Jahren fordern wir Tempo 30.“ Erst durch den schlechten Zustand der Straße war die Stadt gezwungen, das umzusetzen. Seit Jahren war das Tempo Thema in der Bezirksvertretung, die auch schon mehrere Ortskern- und Verkehrsplanungen in Auftrag gegeben hat. „Es gibt etliche Pläne, auch mit Bürgerbeteiligung und Gutachten, aber die liegen alle in Schubladen und sind mittlerweile längst wieder veraltet.“

Auch beim Lebensmittelkauf müssen die Cronenberger mittlerweile häufig weiter fahren. In Mitte gibt es derzeit noch einen Netto – der außerdem große Baupläne verfolgt. Am Karree Hauptstraße / Amboßstraße / Holzschneiderstraße soll nicht nur ein neuer, größerer Markt entstehen und mit ihm Wohnbebauung sowie ein kleinerer Bau mit Bäckerei-Café und Wohnungen oder Büros. Die Pläne gibt es allerdings auch schon seit über acht Jahren, bislang rollen noch keine Bagger. „Direkt gegenüber das Grundstück soll auch entwickelt werden – das haben aber Cronenberger gekauft.“ Da liege dann nach Ansicht Tesches ein höheres Interesse vor, auch möglichst rasch die Pläne umzusetzen.

„Manchmal müssen wir hier oben aufpassen, dass wir nicht zu viel alleine machen – die Stadt Wuppertal gewöhnt sich sonst noch zu sehr dran und macht dann gar nichts mehr“, meint Rolf Tesche.

Demnächst aber steht erst einmal wieder ein Fest an, natürlich wieder organisiert von der Gemeinschaft für die Gemeinschaft: Am Samstag, 14. Dezember, findet der „Hüttenzauber“ statt. „Die Altstadt ist herrlich beleuchtet, alle bieten Essen, Getränke oder Selbstgemachtes an.“ Im letzten Jahr kamen so 20 000 Euro zusammen – mit denen dann die Dorfmitte weiter verschönert wurde.