Tournee Wuppertaler Sinfonieorchester spielt sich warm für Salzburg
Wuppertal · Drei Konzerte im Großen Festspielhaus stehen an – die WZ begleitet die Tournee.
Am Mittwoch um 9 Uhr sitzen bereits die ersten Musiker auf der Bühne des Großen Festspielhauses und spielen sich und ihre Instrumente ein. Die Orchesterwarte haben gerade erst Kontrabässe, Celli, Harfe, Schlagwerke, Posaunen und Tuba auf die Hinterbühne gebracht. Am Dienstag um 7.30 Uhr sind Bernd Übermuth, El Hasan Jriri und Maximilian Euteneuer mit dem Lkw des Sinfonieorchesters in Wuppertal losgefahren – um 23.30 Uhr kamen sie in Salzburg an.
„Das ist die größte Hinterbühne, die ich je erlebt habe“, sagt Hartmut Müller, während er seine Tuba auspackt. In mehr als 40 Jahren Orchestererfahrung hat er schon unzählige Hinterbühnen gesehen. Hier steht noch die komplette Kulisse einer Oper herum, und trotzdem ist sehr viel Platz. Das Große Festspielhaus, die größte Spielstätte der berühmten Salzburger Festspiele, ist Opernhaus und Konzertsaal zugleich. Um Platz für den imposanten Bau zu schaffen, wurden 55 000 Kubikmeter Felsen aus dem Mönchsberg gesprengt. Eigentümerin des langgestreckten Gebäudes ist die Republik Österreich. Der 35 Meter breite Zuschauerraum mit dem hölzernen Charme der 1960er Jahre hat 2179 Sitzplätze und ist mit der heimischen Spielstädte, der Historischen Stadthalle, kaum zu vergleichen. Die Wuppertaler Stadthalle bietet „nur“ 1150 Zuschauern Platz. In Wuppertal leben allerdings mit 365 000 Einwohnern mehr als doppelt so viele wie in Salzburg mit 158 000. Zur Eröffnung des Großen Festspielhauses im Juli 1960 wurde die Oper „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss unter der musikalischen Leitung von Herbert von Karajan aufgeführt. Da gibt es immerhin eine Gemeinsamkeit: Bei der Eröffnungsfeier der Stadthalle dirigierte der Komponist Richard Strauss persönlich seine Sinfonie „Ein Heldenleben“ in Elberfeld.
Die Generalprobe klingt schon fast wie ein Konzert
Salzburg ist auch außerhalb der Festspielzeit erkennbar die berühmte Festspielstadt, von der der österreichische Dichter Hugo von Hofmannsthal sagte: „Salzburg ist das Herz vom Herzen Europas. Es liegt in der Mitte zwischen Süd und Nord, zwischen Berg und Ebene, zwischen der Schweiz und den slawischen Ländern“.
Die Bühne füllt sich, 81 Musikerinnen und Musiker haben ihre Plätze eingenommen. Sonntag und Montag haben sie in der Historischen Stadthalle konzertiert, Dienstag früh sind sie in Elberfeld in den Zug gestiegen und nach zehn Stunden Fahrt gegen 20 Uhr im Hotel in Salzburg angekommen. Um Punkt 10 Uhr beginnt die Probe mit der sinfonischen Dichtung „Don Juan“ von Richard Strauss. Es klingt fast schon, als wäre es bereits das Konzert. Patrick Hahn feilt als Dirigent dennoch an einzelnen Takten, will den einen zarter und langsamer gespielt haben, den anderen akzentuierter. Wuppertals Generalmusikdirektor springt von der Bühne, um dem Klang in dem großen, beinahe quadratischen Konzertsaal zu lauschen, dessen Parkett sehr steil bergauf führt. Mit einem Satz springt er wieder auf die Bühne, feilt weiter und nimmt den allzu großen Fortissimo-Donner des Don Juan etwas zurück. Auch die Tuba, das Instrument des Jahres, ist bei diesem Werk im Einsatz. Tubist Hartmut Müller ist zwar seit Juni im Ruhestand, aber seine Stelle wurde noch nicht besetzt. Tuba, Harfe, Schlagwerk und weitere Instrumente werden bei den Konzerten am Donnerstag und Freitag nicht im Einsatz sein, deshalb reisen sieben Musiker bereits am Donnerstag ab. Nach 90 Minuten intensiver Probenarbeit gibt es eine kurze Umbaupause. Der Flügel wird in die Bühnenmitte gestellt, der Pianist Lukas Sternath spielt sich ein, und die ebenso intensive Probe zum 2. Konzert für Klavier und Orchester in B-Dur von Johannes Brahms beginnt.
Von der barocken Altstadt und den vielen touristischen Sehenswürdigkeiten der „Mozartstadt“ Salzburg werden die Mitglieder des Sinfonieorchesters Wuppertal nicht viel zu sehen bekommen, denn um 19 Uhr beginnt das erste der drei Konzerte.
Das Sinfonieorchester unterwegs kann man in einem aktuellen Tour-Blog anschauen: