Schwanenstraße Baustellenbüro zeigt Funde aus der historischen Wuppertaler Wasserburg

Wuppertal · „Elverfeldt war zwar nicht High Society, aber ein etablierter Ort“

Florian Odijk zeigt im Baustellenbüro eine Auswahl archäologischer Funde, die bei den Bauarbeiten der Innenstadt aufgetaucht sind.

Foto: Andreas Fischer

Wäre die Elberfelder Innenstadt noch so pittoresk wie im Modell, das sich im Eingang des Baustellenbüros an der Schwanenstraße befindet, es wäre ein beschaulicher Ort. Die Burg Elberfeld erhebt sich über dem Dorf mit seinen Fachwerkhäusern, es gibt eine Mühle, einen Stall und eine Scheune, Wehrtürme und den Marktplatz.

Das Modell stammt aus den 70er-Jahren und stand bisher im Verwaltungshaus in Elberfeld. „In einer versteckten Ecke“, sagt Archäologe Florian Odijk vom Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege. Im Baustellenbüro der Stadtwerke erhält es nun seine volle Aufmerksamkeit. Neu und gleichzeitg noch ungleich viel älter sind allerdings die Fundstücke, die im Schaufenster liegen.

„Das wurde damals alles in den Burggraben geschüttet“

Insgesamt 16 Objekte der Ausgrabungen in der Poststraße, die vom 12. bis in das 19. Jahrhundert datiert sind, sind vom verantwortlichen Landschaftsverband Rheinland als Leihgabe zur Verfügung gestellt worden. So findet sich unter den Ausstellungsstücken eine Kanne aus dem späten Mittelalter – Siegburger Steinzeug, betont Odijk. Ebenso eine vollständig erhaltene Flasche, Speiseteller und eine Schlüssel aus Eisen. Sie stammen allesamt aus dem Areal der Burg.

Warum die Stücke dort immer noch lagen? „Im Mittelalter war es nicht die Müllabfuhr, die kaputte oder nicht mehr benötigte Gegenstände entsorgt hat, sondern es wurde in den Burggraben geschüttet“, erklärt Florian Odijk. Und dort blieb es dann auch liegen. „Man sieht also: Die Burg war kein gottverlassener Ort, sondern etabliert – dank der Freiherren von Elverfeldt. „Auch wenn sie vielleicht nicht zur High Society der römisch-deutschen Hofkultur gehörten“, betont der Archäologe.

Wuppertal sei bislang als neuzeitliche Industriemetropole betrachtet worden. Erst seit diesem Jahr verfüge die Stadt über eigene Archäologen. Florian Odijk begeistert sich bereits seit seiner Kindheit für das Thema. „Mit vier Jahren war ich im Römisch-Germanischen Museum in Köln. Das war der Auslöser. Besonders interessiert hat mich, wie man uralte Gegenstände aus Scherben wieder zusammengefügt hat. Ich weiß noch, wie ich nach dem Besuch zuhause eine Vase meiner Eltern zerdeppert habe, um das auch zu tun.“ An den Ausgrabungen selbst ist er nicht beteiligt. „Das machen beauftragte Unternehmen“, aber er begleitet den Prozess. Nach Abschluss sollen auch populärwissenschaftliche Beiträge entstehen, weitere Führungen sind ebenso angedacht.

24 Kilometer Fernwärmeleitungen kommen in die Erde

Doch bis es zu einem Abschluss kommt, kann es dauern: Die Wuppertaler Stadtwerke verlegen neue Leitungen für Gas, Wasser und Fernwärme. Wie Gerhard Daun von den Stadtwerken kürzlich erklärte, werden die Arbeiten zur Fernwärme bis 2034 dauern. Geplant sind für den Fernwärmeausbau insgesamt 24 Kilometer neue Leitungen, verlegt seien davon bisher 350 Meter. Die alten Leitungen, die bisher für die Wärmeversorgung dienten, stammen noch aus den 1930er-Jahren, neuere Stücke aus den 1960er- bis 1970er-Jahren.

Im Zuge der Arbeiten wurden neben den Fundstücken auch Teile der einstigen Burgmauern entdeckt, die Burg wurde 1604 abgerissen. Beispielhaft sind im Baustellenbüro einige der Steine zu finden. Dass die Archäologen die Baustellen untersuchen, basiere allerdings nicht nur darauf, dass „wir spannende Erkenntnisse haben wollen, sondern auch, weil wir dazu verpflichtet sind“, sagt Florian Odijk, vor allem eine Neuerung des Denkmalschutzgesetzes 2022 habe für viel Zeitverzögerung gesorgt.

Um die Notwendigkeit der Arbeiten, aber auch die geplante Neugestaltung der Fußgängerzone zu dokumentieren und in gewisser Weise zu rechtfertigen, haben Stadt und WSW im Mai das Baustellenbüro an der Schwanenstraße 33 eröffnet. Hier wird anhand von Aufstellern die Aufwertung für die Innenstadt visualisiert, erste Infotafeln erläutern die Besiedlung Elberfelds anhand der Geschichte, weitere werden hinzukommen.

Oliver Simon vom Ressort für Städtebau steht für Fragen der Bürger zur Verfügung. Die Besucherfrequenz sei unterschiedlich, besonders samstags sei einiges los. Die Fragen der Bürger würden einerseits die Bauarbeiten umfassen, zu welchem Zeitpunkt und an welcher Stelle etwas gemacht wird. Aber es gebe auch Besucher, die an Archäologie interessiert seien. Florian Odijk betont allerdings, dass das Baustellenbüro als Ort der Kommunikation gedacht ist. „Wir werden hier kein Museum der Wuppertaler Stadtgeschichte einrichten.“

Das neue Baustellen-Infobüro, das die Stadt in der Elberfelder Innenstadt eröffnet hat, befindet sich direkt am Von der Heydt-Museum in der Schwanenstraße 33.