Wuppertaler Wendepunkte Wuppertaler Stadtwerke haben Freiflächen-Photovoltaik im Fokus

Wuppertal · Im Podcast zu der WZ-Serie „Wuppertaler Wendepunkte“ erklären Dominik Pröpper und Jeannine Böhrer-Scholz von den Stadtwerken, welches Potenzial Wuppertal hat.

Photovoltaik auf Freiflächen wird ein immer größeres Thema.

Foto: dpa/Patrick Pleul

In anderen Ländern, anderen Regionen sind sie meist von den Autobahnen aus gut zu sehen: Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Insbesondere in den neuen Bundesländern wurde in diesem Bereich in den vergangenen Jahren stark aufgerüstet. In Wuppertal gibt es sie noch nicht. Im aktuellen Podcast zu der WZ-Serie „Wuppertaler Wendepunkte“, spricht Chefredakteur Lothar Leuschen mit Dominik Pröpper, Leiter Energieerzeugung bei den Wuppertaler Stadtwerken (WSW) und Jeannine Böhrer-Scholz, Leiterin Kommunikation bei den WSW, über die Möglichkeiten, die es für dieses Thema in Wuppertal gibt.

Die Region stand in den vergangenen Jahren nicht im Fokus der großen Investoren von Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Das liegt zum einen daran, dass es in anderen Regionen des Landes mehr Freiflächen und zum anderen mehr Sonnenstunden gibt. Das Thema ist entsprechend auch für die WSW Neuland. Seit vergangenem Jahr analysieren die Stadtwerke die Region auf entsprechende Möglichkeiten hin. Das Ergebnis: Knapp 400 Hektar Land kämen potenziell infrage. „Fokussiert auf die autobahn- und schienennahen Flächen, die laut Erneuerbarem-Energien-Gesetz privilegiert sind, wird es weniger. Wir reden dann in Wuppertal von vergleichsweise kleinen Flächen, da wir viel Wohnbebauung und Wälder haben. Doch wir bevorzugen nun diese Flächen, weil dort auch weniger Bürokratie vorherrscht“, erklärt Dominik Pröpper. Letztendlich entscheidet in vielen Fällen der Flächeneigentümer, ob die WSW bauen dürfen, und ob überhaupt ein Netzanschluss vorliegt.

Infrage kommen zum Beispiel auch Flächen von Landwirten, die für ihre Felder keine Nutzung mehr haben. „Da muss genau im Detail geschaut werden, wofür die Flächen heute verwendet werden und ob Photovoltaik vielleicht nachhaltiger ist. Für eine entsprechende Umnutzung dieser sogenannten benachteiligten Flächen braucht es aber nicht nur eine Baugenehmigung, sondern einen Bauleitplan. Der Prozess dauert etwa ein, zwei Jahre“, sagt Pröpper. Darum betrachten die WSW auch mehrere Potenzialflächen gleichzeitig. Die WSW betonen auch, dass diese PV-Anlagen nicht in das Ökosystem eingreifen. „Es gibt Lösungen, damit zum Beispiel kleinere Tiere, wie Schafe die Fläche gleichzeitig nutzen können. Auch andere kleine Tiere werden von der Anlage nicht beeinträchtigt“, sagt Jeannine Böhrer-Scholz.

Doch wie viel Strom wird mit Freiflächen-PV in Wuppertal erzeugt werden können? Eine Beispielrechnung: In der Region sind Flächen denkbar, die Anlagen beheimaten, die fünf Megawatt Peak (MWp) erzeugen. Dafür werden etwa fünf Hektar große Flächen gebraucht, sprich etwa ein Fußballfeld erzeugt ein Megawatt Peak (MWp). Bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch können damit etwa 180 Haushalte versorgt werden. Das Ganze in fünffacher Größe würde bedeuten, dass ein PV-Feld etwa 900 Haushalte versorgen kann. Dafür rechnen die WSW mit Investitionen von rund 1000 Euro pro KWp. „Je größer allerdings die Anlage, desto günstiger“, so Pröpper. Auch den Wuppertaler Verbrauchern soll die Möglichkeit gegeben werden, für den eigenen Strom in solche Großanlagen zu investieren. „Entsprechende Modelle werden gerade entwickelt“, so die WSW-Mitarbeiter.

WSW: Die Anlagen greifen
nicht in das Ökosystem ein

Die Stadtwerke wollen auf lange Sicht 80 MWp durch Freiflächen-PV erzeugen. Und sie werden vielleicht nicht die Einzigen sein, die sich in Wuppertal diesem Thema annehmen. Aber der Vorreiter und damit zurückgehen zu den eigentlichen Wurzeln: „In den 1990er Jahren haben wir 50 Prozent des gesamten Stroms für Wuppertal erzeugt, allerdings damals vielfach durch Kohle. Nun wollen wir das Ganze mit erneuerbaren Energien machen“, so Pröpper.

Die erste Bauvoranfrage bei der Stadt Wuppertal ist gestellt. Für welche Fläche, wollen Pröpper und Böhrer-Scholz noch nicht sagen. Nur so viel: Wenn die Genehmigung der Stadt da ist, kann alles schnell gehen. Denn die Installation ist schnell und simpel – die Lager der Stadtwerke sind gefüllt. Und etwas mehr Tempo muss auch auf die Strecke gebracht werden, zumindest wenn die Klimaziele der Politik eingehalten werden sollen.

In der Erzeugung Erneuerbarer Energie ist die Freiflächen-Photovoltaik zwar die wichtigste Säule, aber nicht die Einzige. Auch Windenergie spielt eine Rolle. Nun ist Wuppertal nicht die geeignete Region, viel Energie durch Windkraftanlagen zu erzeugen. Da arbeiten die WSW mit Beteiligungen an Windparks. Die letzte Säule ist das Thema Geothermie. Da läuft momentan eine Studie mit dem Fraunhofer Institut. Zum Ende des Monats soll es Ergebnisse aus dieser Erhebung geben.