Aufführung Wuppertaler Talton-Theater begeistert mit der Inszenierung von „Je besser ich dich kenne“
Wuppertal · Von den Schwächen eines perfekten Liebhabers.
Ein Glück für Theaterfans: Am zweiten und dritten Dezember-Wochenende kehrte im Talton-Theater die Erfolgsproduktion „Je besser ich dich kenne“ zurück auf die Bühne. Seit der Uraufführung im vergangenen Jahr begeisterte Krystian Martineks Komödie das Publikum, und gut besucht waren auch die letzten Aufführungen an der Wiesenstraße.
Künstliche Intelligenz (KI) und Robotertechnologie – unter der Regie von Benjamin Breutel spielt ein hervorragendes Ensemble Themen durch, die die Menschheit schon jetzt intensiv beschäftigen. Dass KI die zwischenmenschlichen Beziehungen gleich mitverändert, zeigt „Je besser ich Dich kenne“ ohne Schwarzseherei, aber mit satirischer Schärfe.
Wer träumt nicht vom perfekten Partner? Jessica (Tabea Schiefer) glaubt, ihn in Nic (Denny Pflanz) gefunden zu haben. Ihr neuer, junger Freund ist gut aussehend, charmant und von Fremdsprachen bis Schach ein As. Nur an Gefühl mangelt es ihm. Kein Wunder, denn Nic ist ein menschenähnlicher Roboter. Und laut Hersteller ist das „Liebe-Update“ des Androiden noch nicht marktreif.
Mit Nic ist Jessica allerdings immer noch besser bedient als mit ihrem Ex. Die Karriere war Peter (Niklas Selz) stets wichtiger als eine harmonische Ehe. Jessica hat genug von seinen Eskapaden und die Scheidung vorgeschlagen. Die gemeinsame Freundin Sandra (Vanessa Ambrosius) soll als Anwältin die Formalitäten regeln.
Tabea Schiefer
übertrifft sich selbst
Dass sich Jessicas Traum nach und nach in Luft auflöst, verfolgt der Zuschauer mit einer Mischung aus staunendem Lachen und Bedauern. Tabea Schiefers Mimik deutet die wachsende Enttäuschung an. Genervt reagiert sie auf Nics Übergriffigkeit, die sich hinter seinem Lieblingsslogan verbirgt: „Meine Aufgabe ist es, dich glücklich zu machen und dich zu beschützen.“
Die Darstellerin übertrifft sich selbst, wenn sie den von Nic gemixten Fitness-Smoothie links liegen lässt und zur Rotweinflasche greift. Im Wein steckt sprichwörtlich Wahrheit, und der betrunkenen Jessica dämmert, dass der Allround-Roboter ihr Leben weder leichter noch glücklicher macht. Schiefer lallt und schwankt, und dennoch nimmt man sie ernst.
So süß wie auf den ersten Blick ist Nic wahrhaftig nicht. Wenn er Metaphern und rhetorische Fragen permanent falsch versteht, wirkt er eher wie eine Lachnummer. Dieser Eindruck verfliegt jedoch bald. Denny Pflanz gibt seiner Figur Nuancen, sogar Tiefe. Gegen Jessicas verbale Angriffe weiß er sich zu wehren und setzt die Utopie einer friedlichen Koexistenz zwischen Mensch und Maschine dagegen.
In seiner aufbrausend-aggressiven Art verhält sich Nics Kontrahent Peter nur allzu menschlich. In anderen Szenen gibt Niklas Selz den Strategen, der die Pläne seiner Verflossenen geschickt durchkreuzt. Auch die „neutrale“ Juristin, die doch eigentlich Ordnung in das Beziehungschaos bringen soll, offenbart ihre Schwächen. Vanessa Ambrosius agiert abwechselnd naiv und intrigant – und amüsiert mit Sandras wilden Fantasien über die Potenz von Robotern.
Wie weit die KI Jessicas Leben bereits durchdrungen hat, versinnbildlicht das von Regisseur Breutel gestaltete Bühnenbild. Die Möbel bestehen aus weißen Computer-Kartons und bilden zusammen die Buchstaben des Namens Nic. Dass sich in Einspielern „smarte“ Haushaltsgeräte zu Wort melden, verstärkt den unheimlichen Eindruck.
Ein Zukunftsszenario entwirft auch das Stück „Die Laborantin”, das ab 18. Januar im Talton-Theater, Wiesenstraße 118, läuft. Darin nimmt Autorin Ella Road das Geschäft mit genetischen Informationen unter die Lupe. Tickets: