Kunstwerke von Jugendlichen Neuer Kunstverei Wuppertal: Vielsagende Bilder zur Verwurzelung

Wuppertal · Die Schau „Roots“ zeigt beeindruckende Schülerarbeiten.

Lehrerin Aylin Paytoncu mit Schülererbeiten in der Ausstellung „Roots“ im Neuen Kunstverein.

Foto: Fischer, Andreas

Viele gute Ideen zum Thema „Wurzeln“ füllten den Raum des Neuen Kunstvereins im Kolkmannhaus. Die Schau „Roots“ zeigt Schülerarbeiten, doch kaum etwas kommt bloß als Pflichtübung daher.

Seit über zehn Jahren stellt der Verein seinen Raum Wuppertaler Schulen zur Verfügung. Die Werke auch von „Roots“ sind Ertrag einer zeitintensiven Beschäftigung seit dem Frühjahr. Verwurzelung im übertragenen Sinn war Leitgedanke – und fand vielerlei Variation. Wobei sich die biologische Wurzel öfter als dankbares Bild erwies.

Auf der Kohlezeichnung von Lynn-Sophie Schlarb rankt und wuchert es im Erdreich gehörig, aus dem ein beziehungsreicher Baum sprießt. Bewusst in eine Reihe gesetzt ist das zum einen mit der Arbeit von Hayda Alkan, die die Wurzel gleichfalls wörtlich zeigt – aber auch mit einer plastischen Arbeit namens „Garden of roots“: Ein lebensgroßes Fest- oder Hochzeitskleid, schneeweiß, mit bunten Blumen, von denen jede in den Traditionen der fünf Urheberinnen von Franziska Engelmann bis Yevheniia Vorobiova eine je spezielle Bedeutung hat.

Den Blick auf sich ziehen mehrere Arbeiten mit Bewegtbild. Gleich zwei beziehen sich explizit auf den südafrikanischen Künstler William Kentridge: Schüler der Gesamtschule Langerfeld haben dessen Werk auf persönliche Spuren bis zu Beginn seines Schaffens durchforstet und analog ihre eigene Biografie gestaltet. Aufwendig der „Stop Motion“-Ansatz beim Wilhelm Dörpfeld-Gymnasium: Der Abiturjahrgang reflektiert auf großer Leinwand Wurzeln als „Ursache gesellschaftlicher Strukturen“. Es ist, als würde man einem Zeichner beim Entwerfen und Korrigieren zusehen.

Grundschüler sind ebenso dabei – vom Offenen Ganztag Am Nocken. Annelie Simon, Melisa Ademaj und dreizehn andere haben unter dem Titel „Meine Familie“ je einer Sache ein Bild gewidmet, die sie typisch für ihre Verwandtschaft fanden. Witzig haben sie mit Wachsstift oder Wasserfarbe mal Sommersprossen, mal Brillen gemalt, oder was ihnen eingefallen ist.

Viele der Wurzeln im Raum finden sich weit in der Welt: Die Gesamtschule Else Lasker-Schüler ist mit mehreren Gruppen vertreten – und die „Else“ ist bekannt als Haus mit besonders internationaler Schülerschaft. Augenfällig gestaltet ist der weltweite Ursprung in einer Art Mobile aus gefärbten Keksen, deren Farben mit einer Weltkarte korrespondieren: Zwei Elemente oben stehen etwa für „Kongo“ als Herkunft der Eltern, mündend in „Wuppertal“ als Lebensort der Schüler.

Nicht nur geografisch versteht sich der Beitrag der „Else“-Klasse 6b, wieder filmisch mit spannender Ästhetik: Hände und weitere Körperregionen erfahren Beschriftung – dem Unkundigen nicht verständlich, aber umso individueller als Bekenntnis zur „Wurzel“. Besonders komplex ist auch das Werk von Yasmin Hourri, die vor der Kamera performt hat und neben dem Bildschirm ein Objekt aus Ton präsentiert. Das Wort „Schülerarbeit“ wird dem Niveau von Beiträgen wohl generell nicht immer gerecht.