Umfrage Wuppertaler vermissen ihre altehrwürdigen Cafés

Wuppertal · WZ-Leser schwelgen in Erinnerung an gute alte Zeiten mit Torte und Kännchen Kaffee.

Foto: dpa-tmn/Thomas Körbel

WZ-Leser Cesare Lazaros Borgia hat ein rundes Dutzend Stätten Wuppertaler Kaffeehaus-Kultur aufgelistet, die verschwunden sind. Besonders gravierend sei der Kahlschlag rund um den Rathausvorplatz, wo das Café Röth, Café Best, Café Bouhon und das Café Köppe in der Schuchardstraße verschwunden sind. Fast alle hatten im Erdgeschoss ihre Verkaufsräume für Kuchen und Torten und in der ersten Etage das Café, wo Kaffee und die süßen Köstlichkeiten aus eigener Herstellung serviert wurden. Leise und diskret ging es da zu, und der Grundstein für so manche längere Verbindung wurde vor zwei, drei Jahrzehnten mit einem Besuch und einem intimen Gespräch unter vier Augen gelegt. Vermissen Sie die Cafés alter Schule? Gibt es Erinnerungen an Treffen bei Filterkaffee und Schwarzwälder Kirsch oder Bienenstich? Das fragte die WZ Passanten am Johannes-Rau-Platz.

„Ja, ich erinnere mich gern an das Café Röth in Elberfeld am Von-der-Heydt-Platz, direkt neben meinem Arbeitsplatz, dem Herrenbekleidungshaus Cloppenburg“, erzählt Manfred Schultz. „Da sind wir immer in der Mittagspause hingegangen. Und wenn wir einem Kunden einen Anzug oder Mantel verkauft hatten, dann gab es an der Kasse meist einen Gutschein für einen Kaffee nebenan.“ Ehefrau Claudia vermisst die Cafés alter Schule: „Die heutigen Cafés sind einfach zu laut. Da kann man sich nicht mehr so gut unterhalten wie damals.“

Juwelierin Petra Brune erinnert sich gut an die edlen Cafés rund um den Werth. „Im Café Bouhon gab es einen fantastischen Musselin-Kuchen, den haben wir sehr geschätzt. Und wenn ich an das Café Best denke, dann fällt mir die wunderbare Dekoration ein. Dafür hatte die Frau Best ein besonderes Händchen. Und allen Inhaberinnen und Inhabern war anzumerken, dass so ein Café kein Job für einen Achtstundentag war. Ich habe alle als sehr fleißig in Erinnerung. Das gilt natürlich auch für das Café Kremer in der damals noch sehr exklusiven Poststraße, das ich immer gern besucht habe, wenn ich in Elberfeld war.“

Ans Café Kremer in Elberfeld denkt auch Brigitte Melchers gern zurück, hat aber Zweifel, dass sie und ihre Schulfreundinnen beim damaligen Personal dort auch in so guter Erinnerung geblieben sind: „Wir haben da nach der Schule immer abgehangen, stundenlang, waren laut und haben natürlich auch nicht viel verzehrt, aber dafür solventeren Gästen die Plätze weggenommen“, erzählt Brigitte Melchers und fügt schmunzelnd hinzu: „Die sind dann ins Café Grimm am Kirchplatz gegangen.“

Rund um den Johannes-Rau-Platz trauert man natürlich den lokalen Cafés nach. So wie Ute Paulmann-Engels: „Ich lege Wert darauf, in einem Café in einem gepflegten Rahmen bedient zu werden und nicht an einem Kaffee-Automaten anzustehen und mir meine Torte am Verkaufstisch abzuholen. So etwas, wie Best es war, fehlt jetzt hier.“ » S. 24