Wuppertaler vom politischen Erdbeben kalt erwischt

Ausbildungskooperation: Während der Wahlen im Iran waren Bauingenieure der Bergischen Universität in Isfahan.

Wuppertal/Isfahan. Bergische Fachwerkbauweise soll Häuser im Iran erdbebensicher machen. Seit einigen Jahren schon kooperieren Wissenschaftler der Universität Wuppertal erfolgreich mit der Technischen Universität in der 1,6-Millionen-Stadt Isfahan. Doch auf diese Art von Erschütterungen war eine Delegation um Bauingenieur-Professor Georg Pegels nicht gefasst: Ausgerechnet während der kritischen Phase der iranischen Präsidentschaftswahl hielt sich das Team in Isfahan auf und konnte den Iran nur mit Mühe und Not am Montag sicher verlassen.

"Unsere Kollegen im Iran befinden sich seit dem Wochenende in einer Schockstarre", berichtet Pegels in einem Gespräch mit unserer Zeitung. "Denen war gleich nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses klar, dass die Regierung nicht freiwillig geht und im Zweifel den Schießbefehl erteilt."

Seit 2004 arbeiten die Universitäten in Wuppertal und Isfahan zusammen. Zwischen 25 und 80 Studenten aus dem Iran kommen jährlich zum Bauingenieurstudium nach Wuppertal. Dort entsteht dann auf dem Uni-Parkplatz ein Muster-Fachwerkhaus - allerdings nicht aus Holz und Lehm, sondern aus Stahl und Lehm. "Diese Baustoffe halten Erdstößen am besten stand und sind im Iran ausreichend vorhanden", so Pegels.

Der fachliche Austausch ist das eine. Etwas ganz anderes sind die kulturellen und politischen Erfahrungen. Wenn es in Debatten zwischen Iranern und Deutschen etwa um das iranische Atomprogramm gehe (in Isfahan stehen die berüchtigten Atomfabriken), sei Leidenschaft im Spiel. Pegels ist klar, dass er und seine Kollegen aus Isfahan von den iranischen Behörden kritisch beäugt werden. "Das ist für alle Beteiligten nicht ganz ungefährlich."

Ob die Präsidentschaftswahl manipuliert wurde? Pegels ist überzeugt davon. "Wir haben Riesenschlangen vor den Wahllokalen gesehen", erzählt er. "Jeder dort war ein Anhänger des Oppositionsführers Hossein Mussawi." Das sei leicht erkennbar gewesen an den vielen Schleifchen und Bändchen in Grün, der Farbe der Opposition. "Die dachten sogar, wir gehören dazu." Der Grund: Pegels hatte einen Werbeschirm der Bergischen Universität dabei. Vorherrschende Farbe: Grün.