Aktionstag Wuppertaler wollen Tag es guten Lebens etablieren

Nordstadt. · Viele Besucher kamen zur Auftaktveranstaltung an den Ostersbaum. Mehr als 1000 Ehrenamtsstunden sind nötig.

Das Interesse an der Auftaktveranstaltung war groß.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Viele Stühle mussten noch herbeigeschafft werden: Das Interesse am Aufbruch für mehr Miteinander, Klimaschutz und Nachhaltigkeit war sehr groß bei der Auftaktveranstaltung für den Tag des guten Lebens im Nachbarschaftsheim (Naba). Vertreter von Vereinen und Initiativen, Wissenschaftler und Politiker, aber auch viele Privatpersonen waren gekommen, um diesen besonderen Tag zu planen. Am 30. August sollen dafür einige Straßen rund um den Platz der Republik für den Autoverkehr gesperrt und kreativ von den Anwohnern und Interessenten genutzt werden. Ein Beirat sowie ein vierköpfiges Organisationsteam aus Gabi Kamp (Naba), Sophia Merrem (Forum für Soziale Innovation Solingen), Alexandra Kessler (CSCP) und Liesbeth Bakker (Ideaalwerk) wurde bereits gegründet.

Lisa Kutsch und Sonja Langner von Agora Köln erzählten, wie am Erfindungsort dieses Projektes die vergangenen vier Tage des guten Lebens in verschiedenen Stadtvierteln gefeiert wurden. „Mach es bunt!“, empfahlen sie und gaben als Tipp auf den Weg: „Wie soll der Tag sich anfühlen, riechen? Erlebnisse schenken, die man sonst nicht hat.“ Auf Bildern zeigten sie bunte Beispiele: Menschen, die Fahrradhockey oder Tischtennis spielten und Kunstwerke schufen, die Pflanzkarawane, die Blumen quer durch die Stadt anpflanzte. Anwohner, die eine Bushaltestelle mit Tapete verkleidet und darin ein gemütliches Wohnzimmer eingerichtet hatten. „Werdet verrückt und zeigt, was Ihr könnt!“, forderten Lisa Kutsch und Sonja Langner.

Mitgenommen werden sollten möglichst alle Anwohner, aus allen gesellschaftlichen Schichten. „Eines der wichtigsten Dinge ist der Weg dorthin – und nachhören, was die Leute interessiert“, betonte Sonja Langner. Überall seien aus dem Tag des guten Lebens langfristige Bürgerinitiativen erwachsen. Die Beteiligten hätten neue Verkehrskonzepte für ihren Stadtteil erstellt und Bäume gepflanzt. Dass an einem Tag ohne Autoverkehr plötzlich 150 000 Menschen einen Stadtteil durchströmen und dabei auch die Läden und Cafés füllen, hätte die vorher skeptischen Einzelhändler in Köln erstaunt.

Für den langfristigen Erfolg dieser Aktion sei ein Nachtreffen wichtig. Für jede gesperrte Straße empfehlen die Kölner einen Straßenpaten als Ansprechpartner. Da auch in Köln die ganze Aktion fast ausschließlich ehrenamtlich organisiert wird, fallen sehr viele ehrenamtliche Arbeitsstunden an.

In Wuppertal wird das nicht anders sein. Schon für die erwünschten Fördermittel müssen die Organisatoren 1000 Ehrenamtsstunden nachweisen. Die dreistündige Aktion im Naba war dafür sicherlich ein guter Anfang. „Wir wollen die ganze Stadt begeistern für ein nachhaltiges Leben und Visionen entwickeln“, erklärte Liesbeth Bakker, Mitglied des Organisationsteams. „Wir wollen eine längerfristige Perspektive für unsere Stadt entwickeln.“ Dafür erhielt sie regen Applaus. Ostersbaum solle nur der Anfang sein und möglichst bald weitere Stadtviertel folgen. Die Visionsworkshops finden in den nächsten Monaten in Ostersbaum und Barmen statt. An der Johannes-Rau-Schule etwa sollen ein Kreativbriefkasten und ein Nachhaltigkeitswegweiser entstehen.

Wie viele Straßen am 30. August tatsächlich gesperrt werden, hängt einerseits von der Zahl teilnehmender Gruppen, andererseits von der finanziellen Lage ab. Die Sperrung einer Straße ist teuer. Und sie ergebe natürlich nur Sinn, wenn sie auch komplett bespielt wird, betonten die Organisatoren. Am Tag des guten Lebens soll es wenig Kommerz und Müll geben, keinen Lärm (also nur akustische Musik) – dafür viele nachbarschaftliche Aktionen, viel Kunst und Kultur, viele Initialzündungen.

Auch Bürger mit Migrationshintergrund sollen angesprochen werden – die trotz Flyer auf Arabisch und Türkisch bei der Auftaktveranstaltung kaum vertreten waren. „Wir wollen aktiv an die Leute heran, die sich sonst nicht so engagieren“, erklärte Gabi Kamp. Während sie vom nachhaltigen Büffett naschten, entwickelten die Teilnehmer anschließend an fünf Stationen Ideen für Aktionen, etwa Upcyclingworkshops, Gebärden-Crashkurs, Slow Food Youth-Aktion oder Auftritte des Türkischen Chors. Auch Wünsche an die Politiker wurden geäußert und überlegt, wer noch mitmachen könnte.