Ausstellung Wie Asimina Paradissa zu einer Ronsdorferin wurde

Ronsdorf. · Die 75-Jährige erzählt in „Vor Ort – Fotogeschichten zur Migration“ wie sie von einer Griechin zur Ronsdorferin wurde.

 Asimina Paradissa, hier mit einem Bild, das sie mit 23 Jahren zeigt, hat... Foto: Stefan Fries

Asimina Paradissa, hier mit einem Bild, das sie mit 23 Jahren zeigt, hat... Foto: Stefan Fries

Foto: Fries, Stefan (fri)

870 D-Mark hat ihr erster Flug gekostet. Daran erinnert sich Asimina Paradissa noch sehr gut. Die Ronsdorferin konnte das Flugticket nur mit einer Arbeitsbescheinigung kaufen, die belegte, dass sich die Gastarbeiterin das Ticket leisten kann. Die Lebensgeschichte von Asimina Paradissa ist voll von Zahlen, mit denen sie Erlebtes erzählt. Einen Teller, eine Tasse und ein Besteck besaß sie am Anfang ihres Arbeitslebens in Deutschland, 1970 machte sie den Führerschein, 1972 kaufte sie sich ein Auto, 54,5 Jahre lebt sie schon in Deutschland.

Ihre Geschichte wird ab dem 27. März in der Ausstellung „Vor Ort – Fotogeschichten zur Migration“ im Museum Ludwig in Köln zu sehen sein. Zur Illustration ihrer Geschichte hat Paradissa ein Lederportemonnaie mit kleinen Fotos zu der Ausstellung beigesteuert. „Die Idee der Ausstellung ist, Migranten anhand von Fotos ihre Geschichten selbst erzählen zu lassen“, sagt Manuel Gogos. Er ist kuratorischer Berater der Ausstellung und hat Asimina Paradissa interviewt. Der Blick auf Migranten sei häufig dadurch geprägt, dass sie als etwas „Fremdes“ dargestellt würden. Mit ihrem Ansatz will die Ausstellung Migranten sichtbarer machen und zeigen, wie sich die Städte durch sie verändert haben.

Asimina Paradissa ist eine von neun Protagonistinnen der Ausstellung. Sie hat immer gerne fotografiert, aber auch darauf geachtet, dass sie selbst auf den Fotos zu sehen ist. Bevor Asimina Paradissa in Wuppertal sesshaft wurde, immigrierte sie als 20-Jährige nach Deutschland. „Es hatte keine Arbeit in Griechenland, in Deutschland fehlten nach dem Krieg Arbeitskräfte“, sagt Paradissa. Die Zuwanderung war streng geregelt. Erst als sie in Griechenland untersucht worden war und einen Arbeitsvertrag unterschrieben hatte, durfte sie nach Deutschland kommen.

Nach fünf Jahren und zwei Monaten kam sie nach NRW

„Wir sind gekommen, um zu arbeiten“, betont sie. Ihre erste Station war der Schreibmaschinenhersteller Olympia in Wilhelmshaven, wo sie fünf Jahre und zwei Monate arbeitete. Eine entbehrungsreiche Zeit, in der Paradissa in einem Wohnheim der Firma unterkam. „Ich wohnte mit fremden Frauen zusammen“, erzählt sie. Als Olympia 15 000 Mitarbeiter entließ, weil die Konkurrenz aus Japan zu stark war, erhielt sie die Kündigung. „Eine Freundin sagte mir, ich soll nach NRW kommen. Die Bezahlung sei besser“, sagt Paradissa, die nun sieben D-Mark pro Stunde verdiente. In Wilhelmshaven waren es nur 4,30 D-Mark gewesen. Das war 1971. In Ronsdorf arbeitete sie bei der Firma Boromo. 32 Jahre lang. In Wuppertal musste sie zum ersten Mal in ihrem Leben alles selbst organisieren, wie eine Wohnung suchen und die Ausstattung kaufen. „Griechen waren unbeliebt. Ich hatte Probleme, eine Wohnung zu finden“, sagt sie. Paradissa teilte sich mit zwei Mädchen eine Zwei-Zimmer-Wohnung, erwarb aber schnell Deutschkenntnisse, unter anderem weil sich der Betriebsrat für Deutschkurse für die Arbeiter einsetzte. Außerdem half es ihr, dass sie immer mit Deutschen gearbeitet hat. „Ohne Sprache kannst du ja nicht weiterkommen“, sagt Paradissa.

Manchmal sei es nicht leicht gewesen. In Griechenland herrschte das Bild von Deutschland vor, dass man hier leicht Geld verdient. „Dass man dafür aber das Haus früh verlassen muss und etwas dafür leisten muss, war den wenigsten klar“, erzählt sie.

Sie bereue nicht, dass sie nach Deutschland gekommen ist. „Wuppertal ist meine zweite Heimat“, sagt Paradissa. In Griechenland, ihrem „Zuhause“ ist sie aber auch regelmäßig – vor der Pandemie drei Mal pro Jahr – im Frühling, Sommer und Herbst. Natürlich gebe es immer den Traum, wieder nach Griechenland zu gehen, sagt Asimina Paradissa. „Aber alte Bäume verpflanzt man nicht.“