Demo am Döppersberg Wuppertalerin aus der Ukraine: „Ich weiß nicht, ob die noch leben“

Wuppertal · In Wuppertal hat eine Friedensdemo stattgefunden, um ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine zu setzen. Auch einige Geflüchtete waren dabei.

Kateryna Grechanovska hielt eine emotionale Rede.

Kateryna Grechanovska hielt eine emotionale Rede.

Foto: Andreas Fischer

Rund 1400 Teilnehmer sind am Samstag, 12. März um 13 Uhr zum Hauptbahnhofsvorplatz gekommen, um gegen den Krieg in der Ukraine zu demonstrieren. Neben den Organisatoren aus den verschiedenen Parteien und Vereinen der Stadt waren Wuppertaler Bürger und Familien aber auch Geflüchtete aus der Ukraine anwesend.

„Meine Gedanken, mein Kopf und meine Seele sind da“, sagte die gebürtige Ukrainerin Kateryna Grechanovska, die zu Beginn der Friedensdemo eine emotionale Rede auf dem Bahnhofsvorplatz am Döppersberg hielt. Seit 2011 sei sie in Wuppertal, arbeite bei Vorwerk, habe eine Familie hier gegründet. Deutschland sei ihr zweites Zuhause, doch aktuell denkt sie viel an die Heimat. Sie hat Familie in der Stadt Mariupol, die seit einer Woche unter ständigem Raketenbeschuss ist. Von ihren Eltern habe sie seit einer Woche nichts gehört: „Ich weiß nicht, ob die noch leben.“

Fotos: Demo gegen den Ukraine-Krieg in Wuppertal
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Demo gegen den Ukraine-Krieg in Wuppertal

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Foto: Andreas Fischer

Aus der Menge blitzen blau und gelbe Fahnen, Jacken, Schuhe, Haarbänder auf. Wuppertal ist an diesem Samstag zusammengekommen, um sich mit der Ukraine zu solidarisieren. Auf Schildern forderten die Menschen: „Sofortiger Stopp für Gas und Öl aus Russland“, „Make Love not War“ und „Kein Krieg.“ Die Anwesenden wollen ein Zeichen setzen. „Wir wollen den Menschen helfen und Stärke geben“, sagte Renata Weber, die mit ihrer Tochter zur Demonstration gekommen war. Auf einem selbst gebastelten Schild mit handgemalter Friedenstaube ruft sie dazu auf, Putin zu stoppen. Sie hoffe, dass der Krieg schnell endet.

Auf einigen Schildern waren außerdem ukrainische Worte zu sehen. Lukas Sellin zum Beispiel begleitete drei Geflüchtete. Sie seien erst am Dienstag in Wuppertal angekommen. Er hilft beim Übersetzen: Die drei seien glücklich, hier vor Ort etwas tun zu können und der Heimat zu helfen. Auch Iryna Shtern vom Verein „Lerche“ lief für die Verwandten und Freunde in der Ukraine mit. Sie sei dankbar für die Solidarität Deutschlands und dafür, dass so viele Familien ihre Wohnungen für Geflüchtete bereitstellen.

„Man fühlt sich so machtlos, dass ein Mann machen kann, was er will“, meinte Josefine Treitz. Es sei wichtig einen kleinen Teil beitragen zu können, sagte Torben Klebert von den JuSos. „Wir merken, dass auch wir in Europa nicht davor sicher sind und uns dagegenstellen müssen“, sagte Fabian Dietze von der Partei Volt. Martin Müller hatte eine Europa-Flagge dabei. „Das, was die Europäische Union sichergestellt hat, muss man bewahren“, meinte er. Man müsse zusammenhalten, so wie die Parteien es an diesem Tag taten.

Politische Interessen und Unterschiede rutschen in den Hintergrund. Am Ende des Demonstrationszuges standen die Vertreter der Parteien gemeinsam hinter der ukrainischen Flagge. Zu der Demo hatte ein großes Bündnis aus Parteien und Organisationen aufgerufen: SPD, JuSos, Die Grünen, Grüne Jugend, CDU, Junge Union, Volt, Die Linke, Linksjugend Solid, SDS, FDP, Junge Liberale, Fridays for Future, Students for Future, Falken Bildungs- und Freizeitnetzwerk Bergisch Land e.V. und Seebrücke.

Auch die Stadtspitze zeigte Gesicht: Oberbürgermeister Uwe Schneidewind lief ganz vorn beim Umzug Richtung Laurentiusplatz mit, wo er schließlich ein paar Worte an die Anwesenden richtete. „Ich bin verdammt stolz auf unsere Stadt. Auf euch alle,“ sagte der Oberbürgermeister. Wuppertal sei in Nordrhein-Westfalen die Stadt gewesen, die in den ersten Tagen des Krieges in der Ukraine die meisten Flüchtlinge aufgenommen hatte. Seine dankenden Worte richteten sich an die Bürgerinnen und Bürger, an die Vereine und Hilfswerke, an die Stadtverwaltung, die Feuerwehr. An alle, die helfen.

Schneidewind mahnte aber auch: „Es darf keine Diskriminierung geben, weil jemand russisch spricht. Diese Menschen sind genauso Opfer dieses Krieges.“ Es sei kein Krieg der Russen, sondern ein Krieg Putins.

(kar/kue)