Wuppertals Buchhandel im Umbruch
Filialist Thalia konzentriert sich nur noch auf die City Arkaden — und gerade in Elberfeld zeigt sich der Wandel einer ganzen Branche.
Wuppertal. Das wird gerade wieder in der Elberfelder Innenstadt deutlich: Seit Jahren durchlebt der Buchhandel einen tiefgreifenden Umbruch, der nicht nur inhabergeführte Geschäfte mit jahrzehntelanger Standortbindung herausfordert: Dass sich das Unternehmen Thalia zum Jahreswechsel gleich von gleich zwei Geschäften in Elberfeld trennt und sich ab dem 12. Januar nur noch auf die City Arkaden konzentriert, zeigt die Probleme einer ganzen Branche — in Zeiten des expandierenden Internethandels und veränderter Lesegewohnheiten.
„Wir hatten natürlich gehofft, alle drei Flächen in Wuppertal langfristig halten zu können“, erklärt Julia Hattrup, Sprecherin des Unternehmens Thalia mit Sitz in Hagen, auf WZ-Nachfrage — und meint damit die Standorte in den City Arkaden, in der Rathaus Galerie und an der Schlössersgasse.
Wie berichtet, bleibt es nur noch bei der Filiale in den Arkaden: Die Buchhandlung in der Rathaus Galerie habe man bereits zum 24. Dezember geschlossen, berichtet Hattrup. „Der letzte Verkaufstag der Buchhandlung in der Schlössersgasse wird der 12. Januar sein.“ Einem „Großteil der betroffenen Mitarbeiter“ habe man „eine Perspektive innerhalb des Unternehmens anbieten“ können: Von des insgesamt 16 Mitarbeitern beschäftige man elf weiter bei Thalia. „Vor dem Hintergrund des Umbruchs, der derzeit die gesamte Buchbranche und nicht nur Thalia beschäftigt, müssen wir jede Fläche genau analysieren und im Einzelfall entscheiden, ob es sinnvoll ist, die Flächen, die Thalia ab einem Standort betreibt, zu verändern, um den Standort langfristig zu halten.“
Kein Einzelfall: Auch im benachbarten Ruhrgebiet wurden in den vergangenen Jahren bereits Thalia-Filialen aufgegeben — so in Hattingen im September 2011 und im September vergangenen Jahres im Baedekerhaus in Essen. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass die über Jahre forcierte Expansion der Buchhandelsketten für erheblichen Konkurrenzdruck in der Nachbarschaft gesorgt hat — und das gerade auch in Elberfeld: Gut in Erinnerung ist Wuppertal noch das Ende der traditionsreichen Buchhandlung Nettesheim an der Herzogstraße im Jahr 2008 und zuletzt der Abschied der Buchhandlung Schöningh am Laurentiusplatz Ende Februar 2012.
Dass der Buchhandel über Wuppertal hinaus mit Problemen kämpft und sich neu aufstellt, zeigt sich auch in den Sortimenten: Längst gehören Schreib- und Spielwaren ebenso wie elektronische Medien in vielen Buchgeschäften zum Angebot, und die Branche beobachtet den E-Book-Boom mit Argusaugen.
Der inhabergeführte Buchhandel wiederum reagiert mit Zusammenschlüssen, Veranstaltungen, Kampagnen und verstärkten lokalen und regionalen Angeboten auf einen Umbruch, der noch lange nicht abgeschlossen ist: Kundenbindung und Service sind wichtiger denn je — die Buchpreisbindung lässt zumindest auf den ersten Blick keinen Preiskampf zugunsten großer Handelsketten zu. Hinter den Kulissen — beim Einkauf der Bücher — wird um jedes Prozent und um Marktmacht gekämpft. Und das schon seit Jahren.