Meinung WZ-Kommentar zur Belastung der Hausärzte: Mehr oder weniger
Wuppertal · Zwischen Empathie und Wirtschaftlichkeit: Eine Zwickmühle, die durch jahrelange Sparmaßnahmen entstanden ist.
Stellen Sie sich vor, Sie hätten jeden Tag Kontakt mit 75 Menschen. Nicht auf einmal, sondern nacheinander. Sie müssten sich für jeden davon Zeit nehmen, ihm zuhören, ihn untersuchen und eine Entscheidung treffen. An einem einzigen Tag und unter Druck. Zumal Ihnen für diese Aufgabe ein begrenztes Budget zur Verfügung steht. Also müssen Sie nicht nur auf Empathie und Fachwissen, sondern auch auf Wirtschaftlichkeit setzen. Und das berücksichtigen, was Sie selbst beschränkt: ihre Energie. So geht es Hausärzten in Wuppertal. In Spitzenzeiten kommen 75 Patienten pro Tag in die Sprechstunde, pro Quartal bis zu 1400. Die Zahlen sind erschreckend, wer aber mal in einer Praxis auf einen Termin gewartet hat, wird sich nicht wundern. Die Reform des Gesundheitsministeriums will das ändern und für Ärzte die Obergrenze des Budgets fallen lassen. Das Problem sei damit aber nicht gelöst, sagt Dr. David Schwartze. Der Tenor vieler überlasteter Kollegen, auch aus den Reihen der Fachärzte, laute: „Ich möchte gar nicht mehr verdienen, sondern weniger arbeiten.“ Es sei eine Zwickmühle, die durch jahrelange Sparmaßnahmen entstanden sei. Denn, so formuliert es Schwartze: „Will man die berufliche Situation des Arztes verbessern, hebt man die Vergütung an. Will man durch die Reformen das medizinische Angebot verbessern, erreicht man dies aber nicht zwangsläufig durch höheres Honorar.“