Meinung WZ-Kommentar zur Migrationsdebatte im Wahlkampf: Ein bitterer Tag
Wuppertal · Ich gehe all-in, sagt Friedrich Merz. Nicht-Pokerspieler verstehen es besser so: Er setzt alles auf eine Karte.
Es ist seine letzte Chance, die Schmach zu überwinden, die ihm Angela Merkel und die CDU seinerzeit in seinen Augen angetan haben. Ein gemachter Mann ist er längst, aber diese letzte Chance für ihn, Kanzler von Deutschland zu werden – dafür ist ihm alles recht. Das hat er mit dem Pokerspruch unumwunden signalisiert. Manch einer hört eine Stimme aus der Vergangenheit: „Wir werden sie jagen“, lautete 2017 die Kampfansage des AfD-Mannes Alexander Gauland. Sie galt nicht nur der Kanzlerin, sie galt allen demokratischen Parteien. Die bittere Erkenntnis: Der Politrentner hat recht behalten.
Die AfD bestimmt mittlerweile das politische Tagesgeschehen mit nur einem Thema: der Migration. Die CDU surft siegesgewiss auf der gleichen Welle und glaubt, sie im Griff zu haben. Das glauben auch die Wuppertaler Christdemokraten: Johannes Slawig, ein Jugendparteifreund von Merz... Thomas Haldenwang, einst als „AfD-Jäger“ bekannt... Er müsste es eigentlich besser wissen. Die Empörung über die aufgedeckten Remigrationsfantasien der AfD ist abgeklungen. Und die CDU lässt nun AfD-Träume wahr werden. Was für ein bitteres Signal an die Hundertausenden, die Anfang 2024 gegen Rechts auf die Straße gegangen sind – auch in Wuppertal!