Kabarett „Onkel Fisch“ in Kempen Onkel Fisch liefert Jahresrückblick mit viel Ironie

Kempen · 2024 war einmal mehr das Jahr der erschlagenden Nachrichten. Da kommt der bitterböse Jahresrückblick des Satireduos Onkel Fisch gerade recht.

Um alle wichtigen Nachrichten von 2024 zu kommentieren, muss Onkel Fisch Tempo beweisen.

Foto: Norbert Prümen

Das Jahr ist gerade zwei Wochen alt. Da passt der Jahresrückblick auf 2024 von Adrian Engels und Markus Riedinger, auch bekannt als Onkel Fisch, im Forum St. Hubert perfekt. Die beiden blicken für WDR 2 und SWR 3 wöchentlich auf die permanente Nachrichtenflut zurück. Um dem Jahr 2024 gerecht zu werden, bringen sie ein ungeheures Tempo auf die Bühne: Text, Gesang, Tanz, gern auch alles kombiniert.

Im Januar pflanzen sie Claus Weselsky mitten hinein ins Marionettentheater „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ der Augsburger Puppenkiste. Die Nummer „Prison Politicians“, schon sprachlich geschmeidig, speist mit verschiedenen Musiknummern all die Politiker ab, die trotz Verurteilung politisch erfolgreich sind. Auch die Bauernproteste sind Thema, diese groteske Ungleichbehandlung – der Schrei nach härterer Bestrafung bei den Klimaklebern und die großzügige Nachsichtigkeit bei Trecker-Blockaden.

Onkel Fisch positioniert sich deutlich, appelliert nicht nur zwischen den Zeilen an gesunden Menschenverstand, Anstand und Weitsichtigkeit. Und die liege nun einmal nicht bei CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, dessen „80er-Jahre-Wahlkampf-Hits“ sie prüfen und seine Frauenfeindlichkeit hübsch auf dem Silbertablett servieren.

Wie würden Politiker eine Glühbirne eindrehen?

Ebenso peinlich: das Wahlprogramm der AfD Thüringen beginnt mit dem Volkslied eines glühenden Nationalsozialisten auf der ersten Seite, woraus eine klare Empfehlung an Höcke folgt, sich doch einmal mit der Geschichte des Dritten Reiches auseinanderzusetzen. Großartig gespielt die Talkshow, die so treffsicher wie pointiert alle Parteien beim Versuch präsentiert, eine Glühbirne einzudrehen. Alle finden sie Ausreden, nur Söder, der macht’s, wenn auch unabsichtlich, weil er samt Glühbirne unter der Fassung steht und permanent seine Meinung ändert.

Zum Running Gag mutiert der Papst, der beim G7-Gipfel etwas über KI erklären soll. Das ist einer der Momente, wo auch ein hochbegabter Satiriker sagt: so was kann man sich nicht ausdenken! Und so wird einer der prägendsten Sätze des Abends: „Ich wittere Ironie.“

Schmerzlich hingegen der Beitrag mit der Arche Noah, für die nun die Menschen nach sicheren Herkunftsländer sortiert werden. Da stößt das christliche Gedankengut schnell an seine Grenzen. Und last but not least: dieser eine unheilvolle Tag im November mit der US-Wahl am Morgen und dem Ampel-Aus am Abend. Ein Abend mit Onkel Fisch lässt trotz aller bitterer Nachrichten nicht erschlagen zurück, vielmehr mit dem wohltuenden Gefühl, sie mit der besten Waffe im Griff zu haben: mit Humor.