Entsorgung im Kreis Viersen Kleidung nicht mehr im Hausmüll entsorgen
Kreis Viersen · Seit Jahresbeginn gilt eine neue EU-Richtlinie, wonach alte Kleidung und andere Textilien nicht mehr im Hausmüll entsorgt werden dürfen. Kommunen müssen Abgabemöglichkeiten für alte Textilien anbieten. Im Kreis Viersen wird das schon praktiziert.
Die Bluse war ein Fehlkauf, die Jeans passt nicht mehr: Wer im Kleiderschrank aufräumt, findet regelmäßig Stücke, die wegkönnen. Doch wohin damit? Nicht in die Restmülltonne jedenfalls: Seit Jahresbeginn gilt eine neue EU-Richtlinie, wonach alte Kleidung und andere Textilien nicht mehr im Hausmüll entsorgt werden dürfen – es sei denn, sie sind zerschlissen oder verdreckt. Sie sollten weiterhin im Restmüll entsorgt werden. Darauf weist der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) hin. Denn verschlissene oder verdreckte Textilien könnten nicht mehr sinnvoll genutzt werden.
Was aber wiederverwendbar und noch tragbar ist, muss von Verbrauchern getrennt entsorgt werden – also nicht einfach in die Restmülltonne geworfen, sondern dort abgegeben werden, wo man noch etwas damit anfangen kann. Die Regelung soll dafür sorgen, dass Müllmengen reduziert und Textilien besser wiederverwendet und recycelt werden.
Nach der Regelung sind die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger verpflichtet, die getrennte Sammlung und Verwertung von Alttextilien sicherzustellen. In NRW sind die kreisangehörigen Städte und Gemeinden für das Einsammeln der Abfälle zuständig, die Verwertung erfolgt durch die Kreise. Die kreisfreien Städte sind sowohl für die Sammlung als auch für die Verwertung von Alttextilien zuständig, erklärt der Städte- und Gemeindebund NRW. Nach Absprache können kreisangehörige Städte und Gemeinde auch das Einsammeln der Alttextilien auf den Kreis übertragen.
Im Kreis Viersen ist man schon so weit. Ab 2015 übertrugen immer mehr Kommunen im Kreisgebiet die Aufgabe der Alttextilsammlung an den Kreis. Viele Bürger kennen die blauen Container mit dem Logo des Kreises Viersen, die in den Städten und Gemeinden stehen. Die Standorte legen die Kommunen fest, „in manchen Kommunen gibt es relativ wenige, weil man gezielt Rücksicht auf Hilfsorganisationen nimmt, die dort karitativ unterwegs sind“, sagt Christian Böker, Leiter des Abfallbetriebs Kreis Viersen (ABV). Rund 160 dieser Container gibt es im Kreisgebiet. Als letzte Kommune im Kreis hat nun auch Nettetal die Aufgabe an den Kreis übergeben – pünktlich zum 1. Januar. Dort sollen die blauen Container in der kommenden Woche aufgestellt werden.
Die blauen Container werden gut genutzt: Pro Jahr kommen in den Kleidercontainern des Kreises etwa 800 bis 900 Tonnen Alttextilien zusammen, sagt Böker, „das sind circa drei Kilogramm pro Einwohner pro Jahr“. Doch es könnte deutlich mehr sein. Mit dem Aufstellen der Container erhofften sich der Kreis und die teilnehmenden Kommunen schon zum Start 2015 eine bessere Verwertung der Wertstoffe. Denn obwohl es viele Sammelstellen gibt und Hilfsorganisationen Kleidung für Bedürftige sammeln, landeten zu viele Textilien in der Restmülltonne.
Das ist immer noch so, wie der Blick in die Hausmüllanalyse zeigt. „Es wird nicht kontrolliert, was im Restmüll landet, aber wir machen regelmäßig Analysen“, so Böker. Bei der letzten Hausmüllanalyse 2022 sei festgestellt worden, „dass pro Einwohner und Jahr im Kreis Viersen 8,8 Kilogramm Alttextilien im Restmüll landen“, berichtet Böker. Das sei mehr als doppelt so viel wie im Bundesdurchschnitt. Entsprechend hofft man beim Kreis Viersen, dass mehr Bürger auf die Getrenntsammlung achten und Textilien nicht einfach in den Hausmüll werfen.
Das vom Kreis Viersen beauftragte Verwertungsunternehmen sichtet die gesammelten Textilien und sortiert: Was ist noch verwendbar, was nicht? Können Kleidungsstücke noch getragen oder Stoffe recycelt werden? Für den Verwerter sei in diesem Mix wichtig, dass die Qualität der Textilien stimme, erklärt Böker: „Die Alttextilien-Branche ist in einer schwierigen Situation, die Preise gehen in den Keller.“ Oftmals stimme die Qualität der gesammelten Textilien eben nicht, „mit Fast Fashion lässt sich kein Geld mehr verdienen“. Deshalb sei es gut, wenn auch noch tragbare Teile im Container landeten, erklärt Böker: „Je besser die Qualität, desto besser für den Verwerter. Damit passt für ihn die Gesamtrechnung.“ Und wenn am Ende nach Abzug der Kosten Geld übrig bleibe, profitierten auch die Kommunen davon.