Zeitzeuge berichtet von Vertreibung

Barakat Issa hat erlebt, wie Jesiden im Irak vor dem Islamischen Staat flüchten mussten.

Foto: Gerhard Bartsch

Elberfeld. Barakat Issa ist ein Überlebender. Er gehört zu den Jesiden, die 2014 vor den Angriffen des „Islamischen Staates“ (IS) aus dem Nordirak fliehen mussten. Tausende Jesiden wurden getötet, tausende Frauen und Kinder versklavt. Mit seiner Familie lebt Issa inzwischen in Deutschland. Als Zeitzeugen lud ihn die Gesamtschule Else Lasker-Schüler ein. Zuhörer waren eine achte und eine zehnte Klasse, die sich im Fach Gesellschaftslehre mit dem Geschehen in Nahost beschäftigen.

Auf Kurdisch berichtete der Journalist vom Angriff auf sein Dorf und die dramatische Flucht in die Berge. Ins Deutsche übersetzte Gian Aldonani. Die junge Jesidin gründete das „Hawar Hilfswerk“. Auf dem Else-Podium sprach sie über die Lager der IS-Opfer, die vom Hilfswerk mit Essen und Kleidung versorgt werden. Danach konnten die Schüler den beiden Gästen Fragen stellen.

Die Attacken von 2014 nannte Barakat Issa einen „Völkermord“. Zugleich rückte er das Geschehen in eine historische Perspektive. Seit Jahrhunderten seien die Jesiden eine verfolgte Minderheit. „Die Diskriminierung wird nicht aufhören“, betonte er. „Die Jesiden werden nicht in Frieden leben können nach der Rückkehr.“ Er habe Kenntnis von zahlreichen Rückkehrern, die ermordet worden seien.

Könnte er sich eine Rückkehr vorstellen, hakte ein Schüler nach. Issa schüttelte den Kopf. „Nicht solange Militär und Regierung im Irak so sind, wie sie sind.“ Auf die Frage, ob Deutschland seine neue Heimat sei, gab er eine ausweichende Antwort. „Deutschland und andere demokratische Länder sind die Heimat der Heimatlosen.“ Er erwähnte seine Kinder, die sich hier gut eingelebt hätten und bereits gut Deutsch sprächen. Die Jugendlichen interessierten sich auch dafür, ob er wieder als Journalist arbeiten wolle. „Ich will das gerne weitermachen. Im Vordergrund steht jetzt noch das Deutschlernen.“

Die Frage nach der Religion beantwortete Gian Aldonani. Wie Christen und Muslime glaubten die Jesiden an einen Gott. Dem Vorurteil, Jesiden seien Teufelsanbeter, trat Aldonani entschieden entgegen. „Bei uns gibt es überhaupt keinen Teufel!“

Während die Zehntklässler die Fragen stellten, hatten sich die Achtklässler eine Schluss-Aktion überlegt. Sie traten nach vorne und zerrissen Plakate mit Begriffen wie „Fundamentalismus“ und „Unterdrückung“. Ihr Sprechchor machte klar: „Wir, die Else, sind für Frieden und Toleranz!“