„Jetzt kann ich wirklich anfangen“

Jutta Weigler wird am Sonntag als Pfarrerin in Cronenberg eingeführt. Nach zwei Jahren im Probedienst freut sie sich auf neue Aufgaben.

Foto: Stefan Fries

Cronenberg. Es ist ein Heimspiel für Jutta Weigler: Am Sonntag wird sie von Superintendentin Ilka Federschmidt als Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Cronenberg eingeführt. Doch schon seit zwei Jahren arbeitet die 32-Jährige in der Gemeinde. „Bisher war ich im Probedienst ohne die vollen Verwaltungsaufgaben“, erklärt die neue Pfarrerin. Jetzt bekommt sie die Stelle des vor einem Jahr in den Ruhestand verabschiedeten Ulrich Weidner. „Jetzt kann ich wirklich anfangen“, freut sich Jutta Weigler.

1000 Ideen habe sie schon für neue Gestaltungsmöglichkeiten. Momentan scheitert vieles davon an der mangelnden Zeit. „Es gibt in meinem Beruf viele unplanbare Dinge wie Sterbefälle — da kann die Arbeit auch mal sehr viel werden.“ Auch das Beantworten von E-Mails und Anrufen, das Unterschreiben der Geburtstagsbriefe oder das Organisieren der Besuchsdienste schluckt viel Zeit. Doch zum 1. April soll in der Gemeinde eine weitere Pfarrerstelle mit 75 Prozent eingerichtet werden. Dann verteilt sich die Arbeit auf drei Schultern. Das Presbyterium übernehme ebenfalls sehr viele Verwaltungsaufgaben, fügt Jutta Weigler dankbar hinzu.

In Zukunft möchte die junge Pfarrerin auch neue Wege gehen, um die Menschen in ihrer Gemeinde zu erreichen. „Schön fände ich Auszeit-Wochenenden oder -Tage“, nennt sie ein Beispiel, das vielleicht viel beschäftigten Berufstätigen entgegen kommt. Ein weiterer Wunsch von ihr ist die Ausweitung des Konfirmanden-Unterrichts: Sie würde gerne schon mit den Neunjährigen über Gott und die Bibel reden: „In diesem Alter sind die Kinder sehr aufgeschlossen, haben viele Fragen.“ In anderen Städten sei diese Zweiteilung des Konfi-Unterrichts schon verbreitet.

In Cronenberg wohnt Jutta Weigler, die in Wuppertal-Katernberg aufgewachsen ist, mitten im Ort. So trifft sie ihre Gemeindeglieder beim Einkaufen, beim Joggen, auf dem Weg zum Altpapier-Container. „Wenn ich auf die Straße gehe, sehen mich die Leute nicht als Privatperson, sondern als Pfarrerin.“ Oft kommt sie mit den Menschen ins Gespräch, spricht im Wortsinn über Gott und die Welt. Die ständige Beobachtung stört die junge Frau nicht. „Ich gebe gerne meinen Glauben weiter — er gibt ja auch Halt, wenn das Leben mal nicht so läuft, wie man möchte.“ Deshalb war ihr auch während ihres Studiums in Wuppertal und Münster schnell klar, dass sie Gemeindepfarrerin werden wollte.

Prägend war für sie auch ihr freiwilliges soziales Jahr in Russland, die sie in einem heilpädagogischen Zentrum in Pskov (Russland) verbrachte. „Da habe ich gemerkt, dass man mit dem Glauben etwas bewirken kann in der Welt.“ Das versucht Jutta Weigler auch in ihren Predigten zu transportieren. Meistens zwei Gottesdienste hält sie im Monat, dazu kommen Gottesdienste in Altenheimen und Schulen. Für die Vorbereitung der Predigten benötigt sie Ruhe. „Ich predige unglaublich gerne — aber unter Zeitdruck fehlt mir manchmal die Kreativität.“ Dabei genießt sie die Möglichkeit als Pfarrerin, sich die Arbeitszeit frei einzuteilen. Dann können die guten Ideen für die Predigt auch mal bei einem Spaziergang oder beim Hausputz kommen. Den Montag nimmt sie sich häufig als Ersatz für den Sonntag frei. „Jede Woche sieht bei mir komplett anders aus“, schätzt sie die Abwechslung an ihrer Aufgabe als Pfarrerin.