Zoo-Tierärzte verteidigen Einsatz von Psychopharmaka
Zoodirektor und Tierärztin weisen die Kritik von Tierrechtlern zurück.
Wuppertal. Werden Zootiere systematisch mit Psychopharmaka ruhig gestellt? Entsprechende Vorwürfe der Tierrechtsorganisation Peta begegnet der Wuppertaler Zoo mit dem Hinweis auf die lückenlose Dokumentation der verwendeten Medikamente in den zurückliegenden zehn Jahren. Zoodirektor Dr. Arne Lawrenz spricht von einem verantwortungsvollen Einsatz von Medikamenten, der zudem vom Amtsveterinär beaufsichtigt werde.
Ältere Kinogänger werden sich noch an Szenen aus dem Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ erinnern können, in denen Patienten zu sehen waren, die unter Zwang mit Medikamenten im Dauer-Dämmerzustand gehalten wurden.
Ähnlich sieht Peta die Situation der Zootiere und spricht in einem Protestbrief von einem „Psychopharmaka-Geständnis“ im Wuppertaler Zoo. Der Zoo habe Medikamente auch bei Verhaltensstörungen und Selbstverstümmelungen oder aggressiven Zoobewohnern eingesetzt. Peta fordert alle Zoos in Deutschland auf, die Verabreichung von Psychopharmaka offen zu legen.
„Wir haben die Verabreichung der Medikamente veröffentlicht, weil wir nichts zu verheimlichen haben“, sagt Dr. Arne Lawrenz, der vor seiner Ernennung zum Zoodirektor 15 Jahre als Tierarzt im Wuppertaler Zoo tätig war, zu den Vorwürfen. Peta habe nur Fälle angeführt, die bereits auf der Homepage des Wuppertaler Zoos dokumentiert seien und sie dann im eigenen Interesse interpretiert.
„Auch der Schimpanse Epulu wird genannt, dabei hat Epulu gar keine Medikamente erhalten. Bei Gorilla Vimoto stimmt die Behauptung nicht, er habe sich selbst verletzt. Wir sprechen von 5000 Tieren im Wuppertaler Zoo. Der Anteil derer, die Medikamente erhalten haben, liegt über den Zeitraum von zehn Jahren im Promille-Bereich“, sagt Dr. Lawrenz.
Grundsätzlich halten Dr. Lawrenz und Zootierärztin Dr. Maya Kummrow den Einsatz von Psychopharmarka für sinnvoll. „Psychopharmaka können eine entspannende, angstlösende und schmerzlindernde Wirkung haben. Früher hat man ein Tier nicht beruhigt, bevor man es in Narkose versetzt hat.“ Doch die Veterinärmedizin und die Pharmakologie haben sich weiter entwickelt: „Warum sollte man diese Fortschritte nicht bei Zootieren einsetzen? Auch Haustiere erhalten schließlich Schmerzmittel. Wenn es im Sinne des Tieres ist, würde das doch kein Besitzer einer Katze oder eines Hundes ablehnen“, sagt Dr. Maya Kummrow. Psychopharmaka würden heute auch deshalb häufiger als früher eingesetzt, weil die Medikamente gezielter wirksam seien.
Der Einsatz zur Behandlung von Verhaltensauffälligkeiten sei in Zoos dagegen rückläufig. Einen Versuch habe der Wuppertaler Zoo bei der Eisbärin Vilma unternommen, die ein deutlich stereotypisiertes Verhalten mit den immer gleichen Bewegungsabläufen gezeigt habe.
Diese Medikamentation sei ein zeitlich begrenzter Versuch gewesen, um eine Verbesserung zu erzielen. Die Eisbärin Vilma wurde dann aber an den Rostocker Zoo abgegeben. Der Wuppertaler Zoo sieht in seinem Konzept „Grüner Zoo 2020“ das Ende der Eisbärenhaltung vor, da die aktuelle Eisbär-Anlage nicht den Anforderungen genügt und eine notwendige deutliche Vergrößerung nicht finanzierbar sei.