Zwischen Hörsaal und Wickeltisch

Knapp 1500 Studierende der Uni Wuppertal sind Eltern. Beides zu bewältigen, ist keine leichte Aufgabe.

Foto: Anna Schwarz

Freitagnachmittag im Gebäude K am Campus Grifflenberg: Ein Ball fliegt quer durch den Raum, dicht hinterher flitzt ein kleiner blonder Junge. Zwei kleine Mädchen lassen auf einem Straßen-Spielteppich geräuschvoll Autos hin und her fahren. Mittendrin steht eine aufgeklappte KidsBox, ein Vater hat seinen Sohn auf dem Schoß und durchfortstet eine der Boxen. An einem Tisch sitzen die zugehörigen Erwachsenen bei einer Tasse Kaffee.

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Alle drei Wochen treffen sich studierende Eltern und deren Kinder im Familienbüro, um sich über die Vereinbarkeit von Familie und Studium auszutauschen. Laut Bafög-Amt verlängere jedes Kind das Studium um zwei Semester, so Marie, Studentin und Mutter. Klingt verschmerzbar.

Doch wie funktioniert Studieren mit Kind überhaupt? Generell sei es nach Absprache mit den Dozenten möglich, Kinder mit in Veranstaltungen zu nehmen. „Die BUW ist da schon sehr flexibel“, lobt Birte, Mutter von Nicolas (fast 1) und Lotta (2). „Aber ich habe sehr lebendige Kinder, die ich ungern mit in die Vorlesung nehme.“ Beim Schreiben ihrer Masterarbeit habe man Verständnis für ihre Situation gehabt: „Ich habe schon vor der Anmeldung angefangen, daran zu arbeiten. Sonst müsste ich dieselbe Arbeit wie alle anderen machen, nur in viel weniger Zeit.“

Manche Studiengänge können zusätzliche Schwierigkeiten mit sich bringen — etwa für Chemiestudentin Marie, Mutter von Rufus (2) und Tiberius (3): „Während der Schwangerschaft und Stillzeit durfte ich nicht ins Labor“, erzählt sie. „Da geht dann noch mehr Zeit verloren, als wenn man nur schriftlich arbeitet.“

Eine zentrale Problematik für studierende Eltern ist die Betreuungssituation: „Unsere Kinder werden von 8 bis 14 Uhr betreut“, erzählen Konstantin und Marie. „Wenn man Hinbringen und Abholen einplant, kommt man zu spät zur ersten Veranstaltung und muss aus der mittags früher weg.“ Vorlesungen, die nachmittags und abends stattfinden, kommen gar nicht erst infrage, was die Studienplanung erschwert. „Eine Betreuung direkt an der Uni wäre gut“, ist der Tenor der Eltern. Vor allem bei mehreren Kindern und verschiedenen Betreuungsorten sei man nur noch unterwegs und auf ein Auto angewiesen. Der Hochschulkindergarten, der sich am Campus Grifflenberg befindet, ist nicht etwa Angehörigen der Universität vorbehalten, sondern als städtische Einrichtung für alle Familien zugänglich und die Plätze ebenso schwer zu ergattern wie in jeder anderen Kita. Mit den Uni-Zwergen gibt es zwar eine Krabbelgruppe an der Bergischen Uni, die den Bedarf mit ihren 16 Plätzen allerdings nicht annähernd decken kann. „Sieben Prozent der hier Studierenden sind Eltern“, verdeutlicht Maria Gierth, Leiterin des Familienbüros. „Bei der Studierendenanzahl von knapp 22 000 sind das eine ganze Menge Kinder.“

Handlungsbedarf sehen die jungen Eltern auch bei den Räumlichkeiten der Uni. Dass die Lern- und Wickelräume abgeschlossen seien und man sich vor jeder Nutzung beim Pförtner einen Schlüssel holen müsse, sei zwar verständlich, aber nicht alltagstauglich. „Einige der direkt zugänglichen Wickeltische sind außerdem in den Frauentoiletten angebracht. Das macht es für mich noch schwieriger“, bemerkt Konstantin. „Aber irgendwann gewöhnt man sich auch daran, sein Kind auf dem Flur zu wickeln.“

Das größte Problem läge allerdings nicht bei der Uni, sondern in der Verwaltung, sind sich die Eltern einig. Gerade Studierenden würde häufig wenig Verständnis entgegengebracht — vor allem, was ihre finanzielle Situation angeht. „Ich bin neulich befördert worden und jetzt haben wir weniger Geld als vorher, da wir mehr Elternbeitrag zahlen müssen“, erzählt Konstantin. „Das fühlt sich nicht richtig an. Wir werden als Akademiker beide gutes Geld verdienen, aber jetzt, wo wir auf Unterstützung angewiesen sind, müssen wir um jeden Cent kämpfen.“ Dass es einen Ermäßigungsantrag für den Beitrag gibt, habe man nur durch Freunde erfahren.

In Situationen wie diesen sind die Studierenden froh, mit dem Eltern-Kind-Treff des Familienbüros eine Möglichkeit zum Austausch zu haben: „Das ist eine tolle Sache, da fühlt man sich nicht mehr so alleine mit seinen Problemen“, findet Konstantin.