Aleviten protestieren gegen „Tatort“
Ein TV-Krimi über einen Inszest-Fall löst Empörung aus. Die Berliner Alevitische Gemeinde geht gegen den für die "Tatort"-Folge verantwortlichen NDR auch juristisch vor.
<strong>Berlin. Hunderte Aleviten haben am Donnerstag vor dem ARD-Hauptstadtstudio in Berlin-Mitte gegen einen "Tatort"-Krimi protestiert. Mehr als 300 Demonstranten folgten einem Aufruf alevitischer Verbände. Alevitische Organisationen sehen sich durch den am 23. Dezember ausgestrahlten Film mit dem Titel "Wem Ehre gebührt" verunglimpft. In dem Krimi mit der Schauspielerin Maria Furtwängler als Kommissarin ging es um einen Inzest-Fall in einer alevitischen Familie. Die Aleviten vertreten eine Glaubensrichtung des Islam.
Regisseurin Angelina Maccarone verteidigte ihre "Tatort"-Folge
Die Berliner Alevitische Gemeinde geht gegen den für die "Tatort"-Folge verantwortlichen NDR auch juristisch vor. So wurde bei der Berliner Polizei Strafanzeige wegen Volksverhetzung gestellt. "Wir haben ein Verfahren eingeleitet", sagte ein Polizeisprecher gestern in Berlin.
Die Aleviten werfen den "Tatort"-Machern vor, uralte Vorurteile wieder aufleben zu lassen. Schon in osmanischer Zeit hätten Sunniten den Aleviten Inzest vorgeworfen, weil sie ihre religiösen Rituale gemeinsam mit Frauen und Kindern ausführten.
Der Bund der Alevitischen Jugendlichen in NRW fordert vom NDR eine Wiedergutmachung. "Vielleicht eine Dokumentation über die Aleviten, die genau darstellt, wer wir sind", sagt Engin Sanli, Generalsekretär des Bundes der Alevitischen Jugendlichen in NRW. "Wir stellen uns gerne als Berater zur Verfügung."