Bürgermeister von Heiligenhaus: Zwischen Disko und Rathaus
Jan Heinisch ist mit 31 Jahren der jüngste Bürgermeister des Landes. In Heiligenhaus hat der Jurist schon viel bewegt.
<strong>Heiligenhaus. Jan Heinisch trägt zum blütenweißen Hemd mit gestreifter Krawatte einen dunklen, modisch geschnittenen Anzug. Die schwarzen Schuhe sind auf Hochglanz poliert. Der Kurzhaarschnitt passt zum gesamten Erscheinungsbild. Er sitzt leger in seinem Sessel, spricht ruhig in einem Tempo, das es leicht macht, ihm zu folgen. Und seine Worte sind wohl gewählt, transportieren Inhalt. Heinisch ist gewohnt, gefragt zu werden, und er ist es gewohnt, Antworten zu geben. Das ist so an der Spitze eines mittelständischen Unternehmens mit 330 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 55 Millionen Euro. Vor allem, wenn es sich bei dem Unternehmen um eine 27000-Einwohner-Kommune handelt. Jan Heinisch ist Bürgermeister der Stadt Heiligenhaus. Und er ist mit seinen 31 Jahren der jüngste Bürgermeister in NRW.
"Die Vorhänge habe ich selbst ausgesucht", sagt Heinisch und zeigt auf das in hellen Pastelltönen gehaltene Tuch an den Fenstern seines Büros. "Aus der eigenen Tasche bezahlt", fügt er hinzu. Als Heinisch sein Amt vor drei Jahren antrat, waberte in seinem Dienstraum noch der muffige Charme der 70er. Inzwischen hat sich das Zimmer weitgehend der Jugend seines Benutzers angepasst.
Dr. Jan Heinisch ist ein ungewöhnlicher Bürgermeister. Aus der Gruppe seiner Kollegen im Kreis Mettmann ragt er nicht nur wegen seiner Jugend hervor. Heinisch ist gut zwei Meter groß und hat die Figur eines Basketball-Spielers. Liefe er in Jeans und Sweatshirt über die Straße, niemand hielte ihn für einen, der die Geschicke einer Stadt im Strukturwandel lenkt. Es sei denn, er ist in der Region unterwegs.
"Heiligenhaus ist überall", sagt der promovierte Jurist. Diesmal wirkt sein Lächeln gequält. Denn wenn der Bürgermeister mit Freunden in einer Disko in Essen war, kann er sicher sein, dass ihn einer seiner Mitarbeiter am nächsten Tag fragt, wie’s ihm denn dort gefallen habe. "Das ist manchmal schon ein bisschen anstrengend."
Jan Heinisch hat seiner Stadt einen Teil seiner Jugend geopfert. Als die CDU vor vier Jahren keinen aussichtsreichen Kandidaten finden konnte, verfiel sie irgendwann auf den Jugendfeuerwehrwart, der eloquent, zielstrebig, sympathisch wirkt. Ein Parade-Schwiegersohn. Heinisch hat Ja gesagt. Aus Lokalpatriotismus, nicht aus Parteigehorsam.