Alexander Gerst: Unser Mann fürs Weltall
Der Deutsche Alexander Gerst ist seit Montag Astronaut. Frühestens 2014 könnte der 34-Jährige zu seiner ersten Mission starten.
Köln. Überlebenstraining, Russisch büffeln für die ISS und ein paar Sekunden die Schwerelosigkeit erleben: Alexander Gerst hat ein aufregendes Jahr hinter sich.
Nun hat er seine Grundausbildung als Astronaut abgeschlossen. Am Montag erhielt der 34-Jährige zusammen mit fünf europäischen Kollegen in Köln seine offizielle Ernennungsurkunde zum Astronauten der Europäischen Weltraumorganisation (Esa).
Wenn es nach Gerst geht, könnte es so schnell wie möglich losgehen mit dem ersten Flug ins All. Aber der im baden-württembergischen Künzelsau geborene Geophysiker weiß: "Frühestens klappt das 2014."
Denn im Basis-Training hat er zwar wichtige Grundlagen gelernt, die ein Raumfahrer braucht. Doch jetzt muss er sein Wissen in weiteren Ausbildungseinheiten vertiefen. Und wenn er dann irgendwann für einen Einsatz auf der Internationalen Raumstation ISS berufen wird, gibt es zur Vorbereitung noch ein mindestens anderthalbjähriges Spezialtraining.
Aber dass Gerst früher oder später in den Weltraum starten wird, scheint sicher. Esa-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain hat bei der Ernennungszeremonie im Europäischen Astronautenzentrum versprochen, dass die sechs "Neuen" alle fliegen werden. Er hoffe, dass die ISS noch 15Jahre genutzt werden könne, sagte Dordain.
Gerst hat sich nach eigenen Worten "schon immer" für das Weltall interessiert. "Ich glaube, seit ich früher zum ersten Mal realisiert habe, dass es Sterne am Himmel gibt, hat mich das fasziniert." Daraufhin habe er angefangen, seinen Großvater - einen Amateurfunker - mit Fragen zu löchern. "Später habe ich mir dann vorgenommen, mich irgendwann einmal als Astronaut zu bewerben."
Die Gelegenheit dazu kam 2008, als die Esa "Astronauten-Stellen" ausschrieb - zum ersten Mal seit 16 Jahren. Mehr als 8000 Menschen aus ganz Europa bewarben sich um die begehrten Plätze. Gerst überstand als einer der ganz wenigen das mehrstufige komplizierte Auswahlverfahren.
Von bislang 14 deutschen Astronauten waren zehn im All - zuletzt Hans Schlegel, der zum Esa-Astronautenkorps gehört. Gerst freut sich am meisten darauf, die Erde von oben zu betrachten - ein Erlebnis, von dem viele seiner Vorgänger im All geschwärmt haben. "Das ist die einzige Möglichkeit für Menschen, einen Schritt zurückzutreten und alles aus einer anderen Perspektive zu sehen."
"Als Astronauten sind wir Entdecker, das ist Teil der Faszination", sagt er. Deshalb hätte er natürlich auch nichts dagegen, zum Mond oder zum Mars zu fliegen. Ob er diese Gelegenheit allerdings eines Tages bekommen wird, das steht wohl in den Sternen.