Ausstellung: Napoleon ist wieder da!

Der französische Kaiser hat seine Spuren im Rheinland hinterlassen.

<strong>Wesel. Vor der Franzosenzeit von 1794 bis 1815 gab es die Klever, die Jülicher, die Berger und Kölner. Rheinländer gibt es erst, seit Napoleon Bonaparte mit seinen Truppen in den deutschen Westen einmarschierte. Erst der Herrscher über halb Europa sorgte hier für ein Sonder-Bewusstsein. Seine Neuerungen in Verfassung, Wirtschaft und Gesellschaft wirken bis heute nach. Jetzt ist der kleine Korse zurückgekehrt mit der Ausstellung "Napoleon. Trikolore und Kaiseradler über Rhein und Weser" - ausgerechnet ins Preußen-Museum Wesel. Wie ein optischer "Trommelwirbel" steht Napoleons weltbekanntes Markenzeichen ganz allein in der Vitrine: Der schlichte Zweispitz aus mittlerweile etwas mürbem Filz bildet den markanten Auftakt der Ausstellung. Rund 500 historische Zeugnisse, darunter viele aus Paris erstmals nach Deutschland verliehene persönliche Besitztümer des Staatsmanns und Feldherrn (1769-1821), sind in der Schau zu betrachten.

Die linksrheinischen Gebiete wurden Frankreich einverleibt

Unter den Exponaten sind Dokumente wie das 1804 eingeführte fortschrittliche Gesetzbuch des Code Civil, Porzellan, Möbel, Uniformen und Kleidung sowie Napoleons schlichtes Feldbett, der Säbel und die Schärpe des Eroberers aus dem Ägyptenfeldzug.

Seit 1801 waren die Regionen des heutigen Nordrhein-Westfalen unter napoleonischem Einfluss: Während die linksrheinischen Gebiete zu Frankreich gehörten, wurde die rechtsrheinische Seite umgebildet - zum Großherzogtum Berg mit der Hauptstadt Düsseldorf und dem Königreich Westfalen, wo dank französischen Einflusses die damals fortschrittlichste Verfassung Europas galt.

Daneben untersucht die Schau die Veränderungen durch die Franzosen-Herrschaft in Kirche, Staat, Justiz und Gesellschaft. Rote Jakobiner-Mütze und ein Degen aus der Mainzer Republik sind Relikte heute fast vergessener deutscher Demokratiegeschichte.

Wie anpassungsfähig rheinische Honoratioren mit frankophiler Ader sein können, beweist ein historisches Porträt. Auch nach dem Ende der Franzosenzeit trägt der Aachener Bürgermeister neben dem Kreuz der Ehrenlegion Frankreichs stolz den gerade erhaltenen preußischen Adlerorden an seiner Brust.