Grammy-Verleihung: Erst boykottiert, dann geehrt - Country-Trio Dixie Chicks räumt ab

Country-Trio Dixie Chicks räumt gleich fünf der begehrten Preise ab. Auch die WDR-Big-Band wird in Los Angeles geehrt.

<strong>Los Angeles. Das Country-Trio Dixie Chicks ist der große Gewinner der Grammys. Nach Jahren des Boykotts wegen ihrer Haltung zum Irakkrieg wurden die drei Sängerinnen in der Nacht zu Montag in Los Angeles von einem wahren Trophäen-Regen überrascht. Jede ihrer fünf Nominierungen führte zum Grammy. Die neue CD "Taking The Long Way" gewann den begehrtesten aller Preise, den Grammy für das Album des Jahres. Auch der Song "Not Ready To Make Nice" erwies sich als Volltreffer: Er heimste den Preis für die beste Single ein.

Wegen ihrer Bush-Kritik werden sogar Dixie Chicks-CDs plattgewalzt

Die Dixie Chicks waren nach ihrer unverblümten Kritik an US-Präsident George W. Bush im März 2003 bei der Countryszene und dem konservativen Amerika in Ungnade gefallen. Radiosender ignorierten sie, ihre CDs wurden aus Protest plattgewalzt, Bush-Anhänger drohten den drei Frauen angeblich sogar mit Mord. Jetzt ist das Trio zurück. Die Songs, in denen die Frauen ihrem Ärger Luft machten, fanden bei den Grammy-Juroren Gehör. "Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben sprachlos", bekannte die Leadsängerin der Chicks, Natalie Maines, vor dem Galapublikum im Staples Center. Maines hatte den Ärger vor vier Jahren mit einer Bemerkung gegen Bush in einem Londoner Club heraufbeschworen. Das neue Album ist das erste der aufmüpfigen Damen-Riege seit dieser Kontroverse. Manche Kritiker sehen in dem Preissegen auch eine Versöhnungsgeste der Musikindustrie.

Außer ihnen setzten sich nur wenige andere Interpreten bei der 49. Grammy-Verleihung mit politischen oder sozialkritischen Songs durch. Die Metal Band Slayer gewann mit "Eyes Of The Insane", der wahren Geschichten eines US-Soldaten, der im Irak Selbstmord begeht. Auch Bruce Springsteens Tribut an den Protestsänger Pete Seeger, "We Shall Overcome - The Seeger Sessions", kam zu Grammy-Ehren.

Die klassische Musik aus Deutschland ging trotz zahlreicher Nominierungen weitgehend leer aus. Nur der Stuttgarter Tonmeister Andreas Neubronner erhielt einen Preis: Zusammen mit dem San Francisco Symphonie Orchester und Dirigent Michael Tilson Thomas wurde er für die Einspielung Gustav Mahlers siebter Symphonie ausgezeichnet.

Vierfache Grammy-Freude gab es bei den Red Hot Chili Peppers: An die kalifornischen Rocker gingen die Preise für das beste Rockalbum ("Stadium Arcadium"), den Rocksong, die Rockmusik einer Gruppe ("Dani California") und eine Sonderedition.

Mit bescheidener Ausbeute musste hingegen Mary J. Blige die Gala verlassen. Sie gewann in der Sparte R&B die Preise für das beste Album und den besten Song, blieb damit aber weit hinter den Erwartungen zurück.

Popsängerin Christina Aguilera erntete mit einer Hommage an den toten "Godfather of Soul", James Brown, großen Beifall. Die 26-Jährige sang Browns berühmten Song "It’s A Man’s World", ahmte die Verrenkungen nach, die Browns Markenzeichen waren, und kniete zum Schluss mit geschlossenen Augen, das Mikrofon umklammernd, am Boden.

Album des Jahres: Taking The Long Way, Dixie Chicks

Song Des Jahres: No Ready To Make Nice, Dixie Chicks

Bester Neuer Künstler: Carrie Underwood

Bestes Rock Album: Stadium Arcadium, Red Hot Chili Peppers

Bestes R&B Album: The Breakthrough, Mary J. Blige

Beste Zeitgenössisches Folk Album: Modern Times, Bob Dylan