Clint Eastwood: Er trifft immer ins Schwarze

Hommage: Clint Eastwood wird am Montag 80 Jahre alt. Er hat sieben Kinder mit fünf Frauen und sieht trotz seines Alters noch blendend aus.

Düsseldorf. Eigentlich wäre er in dem Alter, in dem man seinen Enkeln nur noch von früheren Erlebnissen erzählt. Doch Clint Eastwood produziert selbst mit 80 Jahren noch jedes Jahr einen Film, ein Meisterwerk nach dem anderen - und macht keine großen Worte darum. So war er schon immer. Wie seine wortkargen Outlaws, die ihn vor fast 50 Jahren berühmt machten.

In Italo-Western wie "Für eine Handvoll Dollar" (1964) und "Zwei glorreiche Halunken" (1966) mimte er den namenlosen Pistolero im Poncho. Anschließend folgte die "Dirty-Harry"-Reihe, die das Image des brutalen Actionhelden noch verfestigte. Bis heute ist er es nicht mehr losgeworden, dabei hat er gerade mit seinen Regiearbeiten bewiesen, wofür sein Herz schlägt: nämlich für die Underdogs, die sich durchkämpfen müssen.

Eastwood begann 1971, eigene Filme zu realisieren. Seine gleichermaßen unprätentiösen wie poetischen Werke wie der überragende Spätwestern "Erbarmungslos" (1992), das ergreifende Boxer-Drama "Million Dollar Baby" (2004) oder der Italo-Western "Für ein paar Dollar mehr" (1969) beide mit den Oscars für den besten Film und die beste Regie ausgezeichnet, stellen komplexe Auseinandersetzungen mit Werten und Anschauungen dar, bei denen es kein Gut und Böse, kein Recht und Unrecht gibt. Eastwood schafft es immer, mit seinen Filmen zu berühren. "Die Seele muss schwingen", wie er es selbst nennt.

Seine moralischen Ansprüche sind hoch. Kein Wunder, dass sich sein jüngster Film "Invictus" mit Nelson Mandela befasst. In "Gran Torino" (2009) spielte Eastwood noch einmal selbst einen rassistischen Kriegsveteranen, der erst lernen muss, Vorurteile abzubauen. Für diese Rolle sowie für den Farmer auf Rachefeldzug in "Erbarmungslos" war er nicht nur für den Regie-Oscar nominiert, sondern auch als bester Hauptdarsteller - das hat keiner vor oder nach ihm geschafft.

Die Topliga der Schauspieler reißt sich darum, mit Eastwood zu drehen, treibt er sie doch ebenfalls zu Höchstleistungen und sorgt bei vielen für Oscarnominierungen und -gewinne. Der regisseur Eastwood verlangt absolute Disziplin von sich und von anderen. Er gilt als effizienter Arbeiter am Set, koordiniert ruhig die Abläufe, beharrt störrisch auf seiner Meinung und sorgte sogar dafür, dass ein Film ("Absolute Power", 1997) früher als geplant abgedreht war. "Ich bin ein Kontrollfreak. Ich will, dass die Dinge so laufen, wie ich es sage", erklärt er dazu in einem Interview.

Das prädestinierte ihn für die Politik. Doch zwei Jahre als Bürgermeister des kalifornischen Ortes Carmel reichten dem Konservativen. Er wählt zwar nach wie vor die Republikaner und verteidigt das Recht auf Waffen, hält sich ansonsten aber zurück mit politischen Aussagen. Er lässt sich nicht gerne in Schubladen stecken: "In meinem tiefsten Herzen bin ich ein Rebell. Wenn ich höre, dass der Trend in eine bestimmte Richtung geht, schlage ich den entgegengesetzten Weg ein."

Auch mit 80 sieht der Vater von sieben Kindern fünf verschiedener Frauen noch toll aus: zäh, durchtrainiert, blitzende Augen, immer noch das typische leicht spöttische Lächeln auf den Lippen. "I’m the turkey kind of guy" (Ich bin ein Truthahn-Typ), sagte er einmal selbstironisch über sein ledriges Aussehen. Die guten Gene hat er von seiner Mutter geerbt, der er bei der Oscar-Verleihung 2004 ausführlich dafür dankte. Sie war damals 96 Jahre alt.