Denis Diederichs: Glücksgefühle im Linienbus
Leidenschaft: Denis Diederichs (23) hat ein ungewöhnliches Hobby: Busfahren kreuz und quer durch den Kreis Mettmann.
Erkrath. Die einen gehen gerne angeln. Die anderen zieht es mehr in die Disko. Manche behaupten: Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Jeder hat so seine Hobbys. Und dann ist da Denis Diederichs. Kino, Spaziergänge, Schwimmen - das schätzt der 23-Jährige auch. Aber seine Leidenschaft ist das stundenlange Busfahren.
Das macht der Erkrather nicht, um von A nach B zu kommen, sondern um sich einfach besser zu fühlen. "Das ist für mich die Erfüllung. Und wenn der Fahrer den Zündschlüssel umdreht, dann denke ich: Das würde ich am liebsten selbst machen", sagt er, und seine blau-grünen Augen beginnen zu leuchten.
Mit elf Jahren entdeckte er seine Passion fürs Busfahren "Ich weiß auch nicht, wieso. Es war einfach ein Glücksgefühl", erinnert er sich. Und für ihn gibt es nur einen wahren Beruf: Busfahrer. Doch der Weg dahin ist weit. Denn Diederichs hat noch nicht einmal Führerschein. "Ich bin Hartz-IV-Empfänger und habe nur einen 400Euro-Job. Das zusammen reicht gerade mal zum Leben", sagt er und zuckt die Achseln. Die Arge habe es abgelehnt, ihn beim Führerschein zu unterstützen. "Ohne brauche ich mich gar nicht zu bewerben."
Trost findet er, wenn er stundenlang im Bus mitfährt. "Irgendwie bin ich dann auch Fahrer. Ich habe den Innenraum genauso im Blick wie die Straße." Und dann gibt es das private Busunternehmen, dass ihn regelmäßig anrufe. "Wenn die einen neuen Fahrer haben, dann weise ich ihn in die Strecken ein. Manchmal dauert das Tage. Aber ich mache das gern." Ob Ticket-Drucker oder Linienführungsgerät - Diederichs kennt die Technik. Geld will er keines dafür. "Ich helfe gern und bin glücklich."
Gut 30Linien im Kreis Mettmann kennt der 23-Jährige auswendig. Jede der jeweils 20 bis 35Stationen kann er benennen. "Das ist gar nicht so schwer. Ich fahre ja oft genug mit." Ein Busfahrer hat ihn mal den Spitznamen "Tomtom" gegeben - abgeleitet von dem Navigationsgerät. Überhaupt nennt der junge Mann die Busfahrer seine Freunde. "Wir schwatzen über dies und das. Es kommt auch schon mal vor, dass ich nach Feierabend bis vors Depot mitfahre. Anschließend setzt mich der Fahrer mit seinem Auto noch in Erkrath ab."
Eine Lieblingslinie hat Denis Diederichs auch: die O5. Das ist ein Ortsbus in Erkrath. Wenn er da mitfährt, dann ist es für ihn selbstverständlich, dass er zum Beispiel der gehbehinderten älteren Dame beim Einstieg hilft.
Dann ist da ja auch noch seine Freundin. "Die fand das mit dem Busfahren anfangs schon komisch. Aber jetzt ist das in Ordnung", sagt Diederichs. Die Freundin war es auch, die ihm dazu riet, mal bei Nacht-Talker Domian anzurufen. Er tat es, erzählte von seiner Leidenschaft und wollte wissen, was er nun machen solle. Domians Antwort gab ihm neuen Mut: "Versuche es weiter. Du könntest der beste Busfahrer der Welt werden." Jetzt will Denis Diederichs sich auch ohne Führerschein bewerben.