Contra: „Geringer Nutzen, mehr Nebenwirkungen“

Gegner der Impfung: Wolfgang Becker-Brüser, Chef des pharmakritischen Arznei-Telegramms.

Herr Becker-Brüser, für wie gefährlich halten Sie derzeit die Schweinegrippe?

Becker-Brüser: Sie verläuft seit Monaten milde, und es geht nur eine geringe Gefahr von ihr aus. Es gibt auch keine Indizien, dass sich die Situation verändert.

Einige Experten warnen vor der Mutation des Virus und hoffen, dass die Wahrscheinlichkeit einer solchen Veränderung durch die Impfaktion gesenkt werden kann.

Becker-Brüser: Wir haben bereits in Australien in diesem Jahr erlebt, wie im dortigen Winter normale Grippe und Schweinegrippe aufeinandertrafen. Und dort hat es keine Mutation zu einem aggressiven Virus gegeben. Auch bei Tierversuchen wurde nichts Derartiges beobachtet. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein aggressives Virus entwickelt, ist relativ gering.

Sie lehnen die Impfaktion gegen die Schweinegrippe ab. Warum?

Becker-Brüser: Bei jeder Impfung müssen Nutzen und Schaden abgewogen werden. Bei der Impfung gegen Schweinegrippe ist der Nutzen gering, weil die Krankheit mild verläuft.

Gilt diese ablehnenden Haltung auch für Risikogruppen wie die chronisch Kranken?

Becker-Brüser: Wenn der Impfstoff gut verträglich wäre, dann würde ich eine Immunisierung empfehlen. Er ist aber schlecht verträglich, weil wegen der Wirkungsverstärker Nebenwirkungen wie Gelenkschmerzen und Schüttelfrost deutlich häufiger und auch heftiger auftreten. Zugleich ist zu befürchten, dass seltene und gefährliche Nebenwirkungen häufiger auftreten können.

Wie bewerten Sie das Krisenmanagement von Behörden und Politik in Sachen Schweinegrippe-Impfung?

Becker-Brüser: Als sehr unprofessionell. Es war intransparent, es gab keine externe Kontrolle und keine Sollbruchstelle, an der die eingeleiteten Maßnahmen nochmals überprüft wurden. Es war bald absehbar, dass der Verlauf der Pandemie nicht so gefährlich ist, dass er den Kauf von Impfstoffen mit Wirkungsverstärkern rechtfertigt.