Ric O’Barry: Er kannte Flipper persönlich

Interview: Seit 40 Jahren kämpft Ric O’Barry für das Wohl von Delfinen – jetzt auch im Film.

Herr O’Barry, Sie sind vom Delfintrainer zum Delfinschützer geworden, nachdem die Flipperdarstellerin Kathy in Ihren Armen gestorben ist. Sie sagen, es war Selbstmord, weil sie die Gefangenschaft nicht mehr ertragen hat. Woher wissen Sie das?

O’Barry: Wenn man das einmal erlebt hat, weiß man es. Delfine verfügen nicht über eine automatische Atmung wie die Menschen. Deshalb schlafen sie auch nicht, denn jeder Atemzug wird bewusst gesteuert. So können Delfine ihr Leben, wenn es unerträglich wird, beenden, indem sie aufhören zu atmen. Und das hat Kathy getan.

O’Barry: Ja, wir lieben sie zu Tode. Ich bezweifele aber, dass das wirklich Liebe ist. Wenn wir Delfine wirklich lieben, warum sperren wir sie dann ein? Das ist keine Liebe, das ist Ausbeutung.

O’Barry: Ganz genau. Es gibt uns die Illusion, dass sie gerne für uns auftreten. Aber sie sind ja nicht freiwillig in Gefangenschaft, sie haben einen Job zu erledigen.

O’Barry: Alles, was ich mache, geschieht spontan. Ich plane nichts. Ich tauche auf und gucke, was möglich ist. Und denke jedes Mal: Wenn ich das hier erledigt habe, kann ich wieder normal weiter leben. Aber dann kommt sofort wieder ein neues Projekt auf. Und plötzlich sind 40 Jahre vergangen. Ich war auch oft im Tierpark Hagenbeck in Hamburg. Wir haben jedes Wochenende dagegen protestiert, dass sie Delfine auf engstem Raum halten. Heute haben sie keine mehr.

O’Barry: Ja, ich war gerade erst da, und ich fahre wieder hin. Wenn Journalisten dabei sind, verhaften sie mich nicht. Sie scheuen die Kameras. Ganz alleine dort hinzufahren, wäre im Moment aber zu gefährlich für mich. Sie sind so böse auf mich, die Fischer und der Bürgermeister. Denn aus ihrem kleinen Geheimnis ist inzwischen ein internationaler Skandal geworden. Die eigentliche Gefahr aber geht von der Yakuza aus, der japanischen Mafia. Denn die ist stark in den Walfang und das Fischereigeschäft involviert.

O’Barry: Er ruft viele neue Aktivisten auf den Plan, es gibt erste kleine Erfolge. Aber letztlich hat es jeder selbst in der Hand. Wenn die Leute keine Tickets mehr kaufen für die Delfinshows, erledigt sich das Problem von selbst.